Bild für Beitrag: Die Bremer Stadtmusikanten - Kinderoper | Jazz, moderne Klassik, Worldmusic
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Die Bremer Stadtmusikanten - Kinderoper

Jazz, moderne Klassik, Worldmusic

Köln, 05.12.2024
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Thilo Beu

Die Bremer Stadtmusikanten von Attila Kadri Sendil, eine Aufführung der Kinderoper Köln, war ein spritziges und kindgemäßes Stück Musiktheater mit Anleihen aus Jazz, zeitgenössischer Musik und Worldmusic.

EINE OPER FÜR KINDER; GEHT DAS?

Kinder ab 5 Jahre und Oper, geht das zusammen? Ich wollte die Aufführung mit meinen Enkelinnen von sechs und neun Jahren besuchen. Während die Ältere sehr gespannt war, ließ sich die Sechsjährige kaum überreden, mitzukommen. Sie stellte sich schrillen Belcanto-Gesang vor und erwartete große Langeweile. Schließlich gelang es uns, sie widerwillig zum Mitkommen zu bewegen. Um es vorweg zu nehmen: Trotz ihrer negativen Voreinstellung hatte sie viel Freude an der Aufführung und war nach der Oper ganz ausgelassen.

Schon zu Beginn bezog ein vermeidlicher Bühnenarbeiter, Wolfgang Stefan Schwaiger, die Kinder mit ein. Der Bühnenarbeiter verwandelte sich dann später in den Esel, der Bremer Stadtmusikanten. So mussten die Kinder nach dem noch fehlenden Dirigenten Bradley Wood rufen, damit es losgehen konnte. Bradley kam dann mit einem Fahrrad zu seinen Musiker*innen des Gürzenich - Orchesters angebraust.

EINE FABEL VON FREUNDSCHAFT UND GEMEINSAMKEIT MIT DIVERSITÄT

Der türkische Komponist Attila Kadri Sendil, der Professor an der Staatlichen Akadeniz – Universität in Antalya ist, hat die Kinderoper 2018 als Auftragswerk der komischen Oper Berlin geschrieben. Ulrich Lenz, Intendant der Oper Graz, verfasste das Libretto. Das Märchen von den vier Tieren, Esel, Hund, Katze und Hahn, die von ihren Besitzer*innen verstoßen wurden, wurde in unzählige Sprachen übersetzt und ist auf der ganzen Welt bekannt. So auch in der Türkei als “Bremer Mizikacilari“.

Die Geschichte der vier Tiere, die gemeinsam ihre schwierige Lage meistern und ihrem scheinbar ausweglosem Leben wieder neuen Sinn geben mit dem Ziel Stadtmusikanten in Bremen zu werden, ist eine Fabel von Freundschaft und Gemeinsamkeit mit Diversität.

Jedes Tier brachte in der Kölner Aufführung auch immer wieder seine eigene Sprache, Türkisch, Italienisch, Spanisch und Englisch, mit ein. Natürlich gab es auch Reibereien, etwa zwischen Hund und Katze oder wenn der Hahnenschrei die anderen nervte. Aber bei aller Unterschiedlichkeit rauften sich die vier Tiere immer wieder zusammen, denn wenn sie zusammenhielten, konnten sie ihr neues Leben bewältigen. So sangen die Tiere im Chor:

„Wir ziehen los nach Bremen, denn dort ist`s anders, wunderbar. Wir ziehen nach Bremen, dort werden Märchen wahr. (…) Drum Bremen sei bereit, es ist an der Zeit, wir kommen zu euch, wir machen jedermann reich, wir schenken euch Glück, Frohsinn durch Musik.“

Die Fabel des Märchens wurde  leicht abgewandelt. Nicht Räuber feierten in einem Haus im Wald, sondern die vier ehemaligen Besitzer*innen ließen es sich dort gut gehen. Mit gemeinsamer Hilfe des Publikum, das lautes A-Iiih, Wau wau, Miau und Kikiriki erschallen ließ, wurden die vier unfreundlichen ehemaligen Besitzer der Tiere, vertrieben.

EINE OPER MIT JAZZ, ZEITGENÖSSISCHER MUSIK UND WORLDMUSIC

Die Musik von Attila Kadri Sendil war genauso divers, wie die vier Tiere und bildete dabei ebenso wie die Tiere eine Einheit. Das musikalische Grundgerüst war zeitgenössische Musik, die wunderbar die Handlung auf der Bühne unterstrich. Aber auch jazzige Passagen gehörten ebenso dazu wie türkische Musik auf der Saz gespielt. Die jazzigen Stellen, waren von New  Orleans Jazz geprägt und unterstrichen Lebensfreude und gemeinsamen Spaß. Als Klarinettist war Sendil mit dieser Musik wahrscheinlich ebenso vertraut, wie mit türkischer Folklore. Aber Die Bremer Stadtmusikanten waren auch eine Oper und kein Musical. Bellcanto Gesang gehörte ebenfalls dazu. Für die Kinder waren dies alles Elemente einer Geschichte von Freundschaft und Selbstermächtigung. Niemand wurde ausgeschlossen, nur weil er anders war. Eine so wichtige Botschaft in der heutigen Zeit, in der gesellschaftliche Spaltung, Ausgrenzung und Hass immer mehr Raum einnimmt. Beim fröhlich ausgelassenen Schlusstanz wurden die Kinder gefragt, ob man auch die ehemaligen Besitzer mittanzen lassen solle, da man doch gemeinsam stärker sei. Und so tanzten am Ende alle gemeinsam und alle Feindseligkeiten wurden beseitigt. Auch das Publikum wurde aufgefordert mitzutanzen und meine beiden Enkelinnen tanzten voller Freude mit.

Die Sänger*innen trieben voller Elan mit ihrem Gesang und viel Bewegung die Geschichte mit einer großartigen Choreographie voran. Die phantasievollen Kostüme taten ihr Übriges. Auch Momente der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit wurden glaubwürdig dargestellt und gesungen. Eine wunderbar kindgemäße Oper, die schon die Jüngsten an zeitgenössische Musik, Jazz, Worldmusic und Operngesang herangeführt hat. Bradley Wood setzte mit dem Gürzenich - Orchester diese Musik hervorragend um. Er arbeitete die dramatischen Stellen mit zeitgenössischer Musik ebenso meisterhaft heraus wie die fröhlich-fetzigen Jazzpassagen.

 „… am Ende ist die Musik die universelle Sprache, die alle verstehen und die alle verbindet“ (aus dem Programmheft).

 KINDEROPER KÖLN – ÄLTESTE KINDEROPER IN EUROPA

Die Kinderoper Köln, eine eigene Oper für junges Publikum, feierte in der Spielzeit 2021/22 ihr 25jähriges Jubiläum. Damit ist die Kinderoper Köln die älteste Kinderoper in Europa, seit Gründung 1996 ist sie weltweit führend bei Musiktheater für Kinder und Jugendliche. Es werden Opernproduktionen für Kinder aller Altersgruppen mit professionellen Opernsänger*innen auf höchstem Niveau aufgeführt und dabei begleitet vom einem Weltklasse Orchester, dem Gürzenich-Orchester Köln. 

 

Vorstellung am 30. November 2024

Kinderoper von Attila Kadri Sendil

Libretto: Ulrich Lenz nach den Gebrüder Grimm

Musikalische Leitung: Bradley Wood

Inszenierung: Theresa von Halle

Tiere

Esel: Wolfgang Stefan Schwaiger

Hund: Armando Elizondo

Katze: Johanna Thomsen

Hahn: Maria Koroleva

Besitzer

Ernst: William Socolof

Helga: Tina Drole

Karl: Christoph Seidl

Hanna: Maike Raschke

Gürzenich-Orchester Köln

 www.oper.koeln

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