Kiekser und Hupser
Joshua Redman in Dortmund
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Kurt Rade
Als „Young Lion“, als jünger Löwe galt Joshua Redman, als er Anfang der 1990er schlagartig ins Rampenlicht des Jazz geriet. Das ist jetzt ja schon eine ganze Weile her. Längst ist der Saxofonist gereift, klingt aber immer noch so unheimlich spaßvoll wie schon am Anfang seiner erfolgreichen Karriere.
Außerdem spürt man: Die vier auf der Bühne des restlos ausverkauften Jazzclubs „domicil“ haben ebenfalls viel Spaß miteinander. Pianist Aaron Goldberg, Bassist Reuben Rogers und Drummer Gregory Hutchinson bildeten vor gut einem Jahrzehnt schon eine Band mit Joshua Redman – jetzt ist die alte Viererbande neu vereint wieder unterwegs.
In erster Linie sind es Eigenkompositionen von Joshua Redman, die das Quartett spielt. Schwungvolle, zeitlose Jazznummern, die Groove und Verve haben. Nummer, bei denen sein volltönendes Tenorsaxofon glühen kann.
Wenn Redman zu einem seiner langen Soli ansetzt, langsam aufbauend, zwischendurch ein paar Kiekser und Hupser einstreuend, dann hängt man an seinen Lippen. Denn der smarte Amerikaner soliert derart strukturiert, geistreich und seelenvoll zugleich und immer mit dem Sinn für Kommunikation mit seinen Partnern, dass es eine Freude ist.
Aber auch seine drei Bandkollegen dürfen solistisch brillieren. Und das Quartett überrascht in Dortmund. „Let It Be“ von den Beatles, ein Stück aus der neuen, mit Streichern eingespielten Klasse-CD „Walking Shadows“, entwickelt sich aus der zunächst behutsam gespielten, bekannten Melodie zu einer dramatisch packenden Jazznummer.
CD-Tipp: Joshua Redman „Walking Shadows“ (Nonesuch/Warner)