KEMNADE SWING NIGHTS

Fast schon Ritualcharakter hat dieses Doppelkonzert von Chris Hopkins , das durchgängig seit 22 Jahren auf der Wasserburg Kemnade stattfindet. Beide Konzerte sind ausverkauft, vielleicht weil dieser Termin für viele wie Weihnachten fest im Kalender vermerkt ist? Denn dieser Zuspruch ist schon außergewöhnlich, erst im Januar hat ein Doppelkonzert im Bochumer Kulturrat mit derselben Band stattgefunden.
An die 15 Konzerte hat diese Band in diesem Jahr gespielt, am Jahresende wird noch eine ganze Konzertwoche in NRW dazukommen.

• Wechselnde Konstellationen von Duo bis Quintett

Mit Wrap your Troubles in Dreams beginnt das Konzert ganz entspannt, doch dies Stück ist sicher - Dizzy Gillespie hat es oft gespielt - auch eine Herausforderung für Thimo Niesterok, die er glänzend bewältigt. Das zeigt sich ebenso bei Rockin' Chair von Hoagy Carmichael (1929), das Thimo ähnlich wie Louis Armstrong spielt. Vom Trio Bass/Trompete/Gitarre hört man The best things in life are free, das war schon beim Konzert in Januar ein Höhepunkt.(s. Video)

Chris ist besonders am Anfang des Konzerts deutlich als Bandleader präsent, Blickkontakte erleichtern die Kommunikation über Einsätze und Endings. Das ist auch wegen der Aufnahme wichtig, denn dieses Konzert wird aufgezeichnet für eine Live CD, ähnlich wie beim Konzert im Juli 2019 mit den Jazz Kangaroos, von dem zwei CDs erschienen sind.

Viele der Stücke wurden schon beim ersten Konzert im Januar gespielt. Nicht die Moonlight Serenade von Glenn Miller, die Chris ganz neu arrangiert hat und für die er ein neues Format geschaffen hat. Wo ursprünglich ein 5-stimmiger Saxophon-Satz mit Klarinetten-Lead stand, spielt er nun Blockakkorde; eine längere Solo Passage auf dem Piano, sachte begleitet von den anderen Instrumenten und mit einem Bass-Ostinato in Intro, in A-Teilen des Themas und im Outro unterlegt. Im Trio mit Piano und Drums spielt Caris Hermes Satin Doll von Duke Ellington und entwickelt aus Melodielinien ein interessantes Solo auf ihrem Kontrabass.

• YOUNG LIONS

Die YOUNG LIONS sind jung, doch darauf darf man sie nicht reduzieren, denn sie sind auch LIONS, Profis auf ihren Instrumenten. NRWJAZZ hat sie bereits im letzten Jahr in einem Interview mit Chris vorgestellt.
Obwohl sie jugendlich wirken, haben sie Alben veröffentlicht und mit bekannten Bands zusammengespielt, natürlich hat jede(r) eine eigene Homepage (s.u.).
Chris nennt den Trompeter Thimo Niesterok den „führenden Swing Trompeter seiner Generation“, der u. a. bei der Glenn Miller Bigband spielt. Tijn Trommelen ist nicht nur als Gitarrist, sondern auch außergewöhnlich guter Sänger bekannt. Die Bassistin Caris Hermes hat u. a. bei der WDR Bigband mitgespielt und Mathieu Clement (Drums, Vibrafon) kommt gerade von einer Konzertreise aus dem Senegal zurück.
Bei einem Gespräch mit den LIONS in der Pause sagt Thimo Niesterok über Chris Hopkins :
„Er ist einer der führenden europäischen Musiker für die frühen Jazz-Stile. Mit ihm zu spielen ist immer eine besondere Erfahrung und in jedem Fall lehrreich, da er nicht nur über ein immenses Song-Repertoire verfügt, sondern auch über ein schier unerschöpfliches und detailreiches Background-Wissen in Sachen Jazz-Geschichte und Aufnahmesessions."

Da kann man nur von profitieren. Über Chris Hopkins treffen die LIONS auf Menschen aller Altergruppen, die sie sonst kaum erreicht hätten. Das gilt besonders für dieses Publikum, das sich nicht unbedingt über Social media informiert. Die Young Lions sprechen in „Bestpolitur“ viele Menschen an und zeigen, dass der Swing auch in der jungen Generation lebendig geblieben ist.
Chris selbst ergänzt, dass es für ihn prinzipiell das gleiche ist, ob er mit den alten Profis oder den jungen Löwen spielt, die eben auch Profis sind. Im Laufe der langen Konzertreihe habe sich die Band als Team weiterentwickelt und sei immer besser aufeinander eingespielt.

• Krönender Abschluss

Nach der Pause ist Mathieu Clement von den Drums zum Vibraphon gewechselt, das er genauso meisterhaft beherrscht, wie man bei Bag's Groove, einer Komposition des Vibraphonisten Milt Jackson, gut hören kann. Die Zuhörer, die Chris kennen, sind wohl kaum überrascht, als er nun mit einem AltoSax auf der Bühne erscheint. Weniger bekannt ist vielleicht, dass er lange bei den Echoes of Swing Saxofonist war, Bernd Lhotzky hat damals Piano gespielt. Besonders bei Jive at Five kommt nun das Saxofon sehr gut rüber im Wechselspiel mit Thimos Trompete.

Doch dann wird das Vibraphon wieder weggeschoben, einige Zuschauer sind wohl enttäuscht. Das Trio Bass/Sax/Gitarre tröstet sie mit Stardust, ebenfalls von H. Carmichael, und mit einem Gitarren-Solo und einer gestrichenen Bass-Begleitung darüber hinweg. Mit Just You, Just Me, auch bekannt durch Nat King Cole, mit vielen, schnell aufeinander folgenden Soli geht es in den Endspurt. Von nun an wird der Beifall, der auch vorher beachtlich war, immer stärker. Bei I'm Confessin' That I Love You demonstriert Tijn Trommelen sein außerordentliches Gesangstalent, hier steht er als Frontman in der Art eines Crooners mit dem Mikro ganz vorne und singt mit seiner dunklen Stimme, die an Frank Sinatra erinnert.
Die Klassiker Night and Day und The Lady is a Tramp, die jeder kennt, führen zum krönenden Abschluss des Konzerts, das in dem anfangs beschriebenen Jubel und mit einer famosen Zugabe endet.

Beim Bochumer Zeltfestival am 20. August wird Chris Hopkins mit Scott Hamilton zu hören sein.

Thimo Niesterok präsentiert im Jazzkeller Hürth-Gleuel am 22. Juli 'Celebrating Swing Eine musikalische Reise in die Zeit von Benny Goodman, Louis Armstrong und Count Basie'. Dabei sind auch Engelbert Wrobel (cl,sax pr), Fredi Gebhardt (git) und Tijn Trommelen (git,voc), Stefan Rey (b)

homepages der Musiker:
https://hopkinsjazz.com/de/

http://thimo-niesterok.de/

https://www.tijntrommelen.com/

https://www.mathieuclement.net/

https://www.carishermes.de/