Kathrin Pechlof Trio
Feat. Voutchkova, Royer, Coudoux und Manderscheid
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Das Kathrin Pechlof Trio, ein sehr ungewöhnlich besetztes Jazztrio, spielt im LOFT mit einer erweiterten Besetzung von vier Streichern.Seit acht Jahren sind Kathrin Pechlof, Harfe, Christian Weidner, Altsaxophon und Robert Landfermann , Bass, als Band zusammen. Im Juni wird die zweite CD des Trios bei Pirouet erscheinen. Nun ist die Formation um vier Streicher*innen erweitert worden: Biliana Voutchkova, Geige, Vincent Royer, Viola, Elisabeth Coudoux, Cello und Dieter Manderscheid , Kontrabass und hat im LOFT seine Premiere.
Diese Erweiterung ist nicht einfach nur das Trio plus Streicher*innen, sondern schon etwas Neues. Das Kathrin Pechlof Trio hat immer schon einen starken Bezug zu Neuer Musik und Impressionismus gehabt, diese Tendenz wird nun durch die Erweiterung der Gruppe verstärkt.
Auch in das Spannungsfeld zwischen auskomponierter Gegenwartsmusik und Improvisation werden nun auch die Streicher mit einbezogen.
Ein Holzbläser hat nun sechs Saiteninstrumente als Gegenüber, eine ungemein spannende Konstellation, die gut funktioniert weil Christian Weidner einen sehr weichen und warmen Saxophonsound hat. So harmoniert er bestens mit den Streichern. Das ist sehr schön zu hören in den Duo Parts des ersten Stücks: Saxophon und Geige und natürlich Saxophon und Harfe.
Die Kompositionen stammen etwa zu gleichen Teilen von Kathrin Pechlof und Christian Weidner.
Während im Trio das Altsaxophon den melodischen Aspekt abdeckt, kommen nun auch Geige und Bratsche hinzu.
Die Streicher sind in das Trio verwoben, sie sind keine Hintergrundbegleitung. Sie erweitern die Klangmöglichkeiten und haben ihre eigenständigen Teile. So beginnt das erste Stück mit einem gestrichenen Kontrabass Duo in das später die Harfe einsetzt, bevor die anderen Musiker*innen dazukommen. In der Komposition Exzerpt wird ein langes Streichertrio mit Geige, Viola und Cello gespielt und Dieter Manderscheid und Robert Landfermann gehen etwas später mit ihren Bässen in einen Dialog. Insgesamt haben die Streicher in diesem Stück viel Raum, so spielt auch die Geigerin Biliana Voutchkova ein längeres Solo mit erweiterten Techniken. Dazwischen spielt dann das Trio und es wird deutlich, dass dies der Kern der Band ist, um den sich die anderen Musiker gruppieren.
Eine Großformation erweitert die Klangfarben und macht es möglich Akzente stärker zu setzen, aber sie besteht auch aus vielen Kleinformationen, von Solo bis Quartett. Und diese Formationen haben ihren ganz eigenen Flair, der über das Trio hinausgeht und zu einem neuen Gesamtsound beiträgt. So etwa ein langes Duo mit vielen experimentellen Klängen von Elisabeth Coudoux und Robert Landfermann. Die beiden kennen sich sehr gut aus der gemeinsamen Arbeit in Elisabeths Band Emißatett. Dann gibt es schöne Streichquartettpassagen oder herausragende Soli, wie das von Vincent Royer an der Bratsche, das soviel Verve hat, das Dieter Manderscheid sein Notenpult in Deckung bringen muss.
Natürlich sind auch die Harfenklänge von Katrin Pechlof ein wichtiger Teil des Sounds der Band. Am Ende des Konzerts spielt Kathrin Pechlof ein Harfensolo, das dann von den beiden Kontrabässen begleitet wird. Aber wie auch im Trio ist die Harfe nicht dominant und hat wenige Soloanteile, sie fügt sich mit ihrer eher spröden Schönheit in die Gruppe ein. Dieses letzte Stück Towards The Unknown ist das Titelstück der neuen CD. Diese Komposition von Kathrin Pechlof ist das jazzigste Stück des Konzerts und macht neugierig auf die CD. Als Zugabe spielt die Gruppe dann das Titelstück der ersten Trio CD Imaginario, ein getragenes lyrisches Stück. Damit schließt sich ein Bogen, der einen Zeitraum von acht Jahren kreativer Musik umfasst.
Ein Konzert mit vielen eindrücklichen Momenten und neuen Impulsen.