Junger Jazz aus Israel
«Shalosh» aus Tel Aviv stellt neues Album vor
TEXT: Dr. Michael Vogt | FOTO: Bernd Rosenbaum
Das junge israelische Jazztrio «Shalosh» lockte am Wochenende zahlreiche Musikfreunde in den Jazzkeller auf der Hermülheimer Straße. Auf Einladung des Jazzclubs Hürth waren Gadi Stern (Piano), David Michaeli (Bass) und Matan Assayag (Drums) auch nach Hürth gekommen, um im Rahmen ihrer Release-Tour das zweite Album des Ensembles vorzustellen. Sechs Monate hatten die Musiker im Studio an ihrem Album gefeilt. Diesen Hang zur Perfektion ließen sie auch bei ihrem Konzert spüren, das über weite Strecken makellos arrangiert und bis ins letzte Detail ausgetüftelt klang. Das bedeutete aber keineswegs, dass es der Musik an Spontaneität oder Energie gefehlt hätte – genau das Gegenteil war der Fall. Mit unbändiger Energie und einem vibrierenden, dichten Sound, der orientalische Tonfolgen, klassische Virtuosität, zupackenden Rock und entfesselte rhythmische Freiheit miteinander verband, setzten sie das Publikum regelrecht unter Strom.
Unerbittliche Schlagzeugsalven
So vielfältig und spannungsreich die vielen Einflüsse, die in Shaloshs Musik aufeinandertreffen, so deutlich wurde ein gemeinsames Merkmal, das alle Nummern des Abends prägte: Die sympathischen Jungs von Shalosh lieben das Überraschungsmoment! In «Old Soul» tastete sich Stern durch einen geheimnisvollen harmonischen Irrgarten, bevor die Band schlagartig rockige Energie entfesselte. Ein aggressiv-nervöser Sound dominierte «After the War» mit unerbittlichen Schlagzeugsalven, von denen die geradezu klassischen Arpeggien-Schauer weggefegt wurden, die kurz zuvor noch dem Ohr geschmeichelt hatten. Die musikalische Hommage an Bösewichter der James-Bond-Filmreihe «Bond Villain» begann mit ironischen Glamour-Momenten, um in eine nervenaufreibende Verfolgungsjagd zu münden, die Stern mit Hilfe eines Synthesizers in elektronischen Störsignalen enden ließ. Auch in den weiteren Eigenkompositionen des Abends bedienten sich die Musiker beherzt bei so gegensätzlichen Vorbildern wie der legendären Grundge-Band «Nirvana», Johannes Brahms sowie afrikanischen und nahöstlichen Rhythmen. Die Lautstärke des Rock und die Tanzbarkeit elektronischer Musik trafen auf die Sensibilität und das Können studierter Jazz-Musiker.
„Hürth auch international ein Begriff“
Zur Pause kündigten die Interpreten aus Tel Aviv eine Überraschung an: Schüler aus dem Hürther Albert-Schweitzer-Gymnasium hatten noch am Morgen an einem Workshop mit Shalosh teilgenommen und das Stück «Jerusalem State of Mind» einstudiert. Nun führten die Schüler es gemeinsam mit den Musikern auf und begeisterten das Publikum mit ihren Improvisationen und einem erstaunlich flüssigen Ensemble-Spiel. „Ich bin absolut davon begeistert, was die Schüler in kurzer Zeit zusammen mit unseren israelischen Freunden auf die Beine gestellt haben. Dieser Workshop zeigt das Engagement des Jazzclubs für die Kultur unserer Stadt. Die Schüler haben die einmalige Gelegenheit genutzt, mit internationalen Größen des Jazz zu arbeiten und von ihnen zu lernen“, freute sich Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs Hürth, und fügte hinzu: „Das Konzert war ein echter Höhepunkt und ein Beweis für die unglaubliche Lebendigkeit der Musikszene in Israel. Dass Shalosh auf seiner Europatournee ganz selbstverständlich auch Hürth angesteuert hat, belegt außerdem, dass unser Konzept aufgeht: Wir bringen Jazz in die Region und sorgen dafür, dass Hürth auch international ein Begriff in der Musikwelt ist.“