Julian und Roman Wasserfuhr unter Sternenhimmel

Bekanntlich ist der Kosmos ein luft- und tonloser Raum – dass dies nicht zwingend so sein muss, macht ein besonderes Jazz-Event erlebbar: Die Wasserfuhr-Brüder, Julian (tr, flh) und Roman (p) , geben ein wunderbares Duo-Konzert unter einem klaren Sternenhimmel, wie man ihn allerdings in natura nicht wahrnehmen kann. Möglich macht dies eine auch für die beiden Ausnahmemusiker ungewöhnliche Location: die Planetariumskuppel.

Das Planetarium Münster im LWL-Naturkundemuseum zelebriert nach längerer Umbaupause seine Wiedereröffnung mit einer Festwoche. Den Auftakt macht just ein Jazz-Konzert, wie es passender nicht sein kann. Zu unterschiedlichen Animationen von Sternenbildern geben die Musiker-Brüder aus dem Bergischen Hückeswagen mit mittlerweile internationalem Renommee im ansonsten nahezu dunklen Raum ein hochkonzentriertes Konzert. Das Duo nimmt sein Publikum auf eine mitreißend klangschöne Reise durchs All - mit Titeln etwa wie Solitude oder dem Lost in Time im ¾-Takt oder dem Sting-Ohrwurm Englishman in New York oder dem Blues-Klassiker Saint James Infirmary. Julian Wasserfuhr entlockt der Trompete und dem Flügelhorn einen überaus reifen und ergreifenden Ton, Bruder Roman am Flügel erweist sich als exzellenter Pianist mit rhythmusbetontem, kraftvollem Einsatz auf den Tasten und mit zum Teil manuell traktierten Flügelsaiten. Die Haken, die er in seinen Improvisationen schlägt, sprudeln aus einem unendlich scheinenden Fundus . Gerade im Duo – ohne Rhythmusinstrumente - gelingt ihnen eine fokussierte Konzentration auf ein lyrisch-luftiges Spiel mit großer innerer Spannung, gerade im Duo zeigt sich ihre enge Verbindung und intuitives Verständnis für ihre musikalische Performance.

Die Klangfarben, die stimmungsvolle Musik voller Wärme und Melancholie korrespondieren mit dem Kaleidoskop der projizierten Sternenbilder. Die Raumakustik in der neuen Münsteraner Kuppel ist perfekt – und das ist in einem Kuppelsaal alles andere als selbstverständlich. Vielleicht meinen es die Wasserfuhrs ein wenig zu gut mit den eingesetzten Halleffekten, auf jeden Fall entfaltet sich im ausverkauften Kuppelsaal durch die Bilder und Töne eine stimmungsvolle sphärische Symbiose.

In der Zeit des erzwungenen Rückzugs durch Corona sind viele neue Kompositionen der Wasserfuhrs entstanden, so auch Hoptimistic, das die auch bierbrauenden Brüder energie-geladen performen.

In der Zugabe erlebt das begeisterte Publikum mit Song for E. eine Hommage an den schwedischen Pianisten Esbjörn Svensson – ein in den All schwebender nachdenklich-melancholischer Lufthauch. Ergreifend.

Ende August erscheint bei ACT das neue Wasserfuhr-Album ‚Mosaic‘. Nrwjazz wird berichten.

Die weiteren Daten zur Festwoche im Münsteraner Planetarium finden sich unter http://www.planetarium-festwoche.lwl.org/