Julian Lage Trio
Begeisterndes Zusammenspiel
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Gitarrist Julian Lage zeigte in der Kölner Philharmonie seine Qualitäten als Ausnahmegitarrist und Songwriter sowie im Zusammenspiel mit seinen Trio-Partnern Jorge Roeder und Dave King auch sein Improvisationstalent.
Sensationell aufeinander eingespielt ist das „Julian Lage Trio“. In der Kölner Philharmonie stellte Lage eine gute Mischung mit Stücken aus seinem aktuellen Album „Squint“, aber auch ältere vor. Lage hat eindeutig ein bemerkenswertes Talent als Komponist und Improvisateur - stets kongenial unterstützt von Bassist Jorge Roeder und Schlagzeuger Dave King. Zwölf Alben hat Julian Lage bereits herausgebracht – und war zudem an weiteren Plattenprojekten für prominente Kollegen beteiligt. Zunächst fungierte er eher als Blues-Player mit einem Faible für Eric Clapton, Stevie Ray Vaughan und T-Bone Walker. Doch sein Lehrer befand, er solle Jazz studieren, wenn er besser werden wolle. Und – dabei hat er sich in die diese Musik verliebt. In die Liebesgeschichte nahm er das Publikum in Köln mit. Extrem konzentriert und dennoch sehr locker dabei. Er verzichtet auf zu viele durchgehende Achtel- oder Sechzehntel-Linien. Sehr Klar ist sein Spiel und dabei zelebriert er mit seiner Rhythmustruppe ein höchst abwechslungsreich gestaltetes Programm. Mit „Saint Rose“ startet das Trio nach einem Intro in Köln. Ein Stück mit einer wunderbar groovigen Melodie, das Lage der Stadt gewidmet hat, in der er aufgewachsen ist – Santa Rose in Kalifornien/USA.
Sie improvisieren und lassen die Musik auf brillante Weise nicht zu komplex durchstrukturiert wirken. Immer mit ausreichend Raum für Rhythmen, Harmonien und Phrasierungen in der Improvisation. Grandios auch die Soloparts von Kontrabassist Jorge Roeder und Drummer Dave King. Letzterer besonders bei „Quiet like a fusion“ – sehr dynamisch und virtuos. An Virtuosität steht ihm Roeder mit nichts nach, insbesondere bei „Tributary“ ist sein Spiel großartig. Julian Lage weiß seine Mitspieler in Szene zu setzen, kommt aber selbst nicht zu kurz, auch wenn er sehr auf den Dialog zwischen den Musikern fokussiert ist. Sehr typisch für Jazz, die Balance zwischen guter Kommunikation und Improvisation. Dabei kommt ein schwungvolles Swing-Feeling bei „Boo’s Blues“ mit hinein. Julian Lage spielt mit viel Herz, Verstand und Seele – und das spürt auch das Publikum, bei Stücken wie „Familiar flower“, „Fair banks“ oder „Word for word“.
Wunderkind Julian Lage
Jazzgitarrist Julian Lage galt schon früh als Wunderkind aus San Francisco. Bereits mit vier Jahren griff er in die Gitarrensaiten und im Alter von acht Jahren rockte er mit Gitarrenlegende Carlos Santana und wurde in der amerikanischen Dokumentation „Jules at Eight“ portraitiert. Mit 15 Jahren hielt er einen Jazz-Workshop an der Stanford University ab. Lage startete weltweit durch - mittlerweile ist der heute 34-Jährige seit zwanzig Jahren mit den Stars der Szene unterwegs, listet Helden wie Pat Metheny und Herbie Hancock ebenso wie den große Lehrmeister Gary Burton auf. Schon 2010 erhielt er seine erste Grammy-Nominierung – für sein erstes Album “Sounding Point”, das erst 2009, als er schon 21 Jahre alt war, veröffentlichte „Squit“ ist sein erstes Blue-Note-Album. Julian Lage ist eindeutig ein Ausnahme-Gitarrist, der sich schon immer den unterschiedlichsten Strömungen des Jazz und angrenzender Genres gewidmet hat.
In NRW spielte das Trio Anfang April im Domicil Dortmund und in der Kölner Philharmonie.