Joscho Stephan + Tatort Jazz Hausband
Tribute an Django Reinhardt
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: screenshots
Das ist mal wieder ein schönes Konzert. Im Rahmen der Tatort Jazz Konzertreihe spielt Joscho Stephan heute am 3. Mai im domicil. Es geht um einen “TRIBUTE TO DJANGO”, allerdings nicht nur um eine Hommage an das große Vorbild, sondern auch um Standards und um eigene Kompositionen von Joscha. Die Tatort Jazz Hausband Matthias Dymke (Piano), Alex Morsey (Bass) und Uwe Kellerhoff (drums) ist natürlich dabei.
"Das ist schon was anderes,“ erzählte mir Uwe Kellerhoff hinterher am Telefon, “als so ein Video für YouTube aufzunehmen, wo man hinterher die Aufnahmen schneiden kann. Ein Konzert Stream ist wirklich Live-Musik, nur eben ohne Publikum.“ Und anders als bei einem normalen Konzert wird gnadenlos alles aufgenommen und man kann es sich später oft nochmal ansehen, auch die Stellen, wo es vielleicht gehapert hat.
Wie im domicil üblich beginnt das Konzert mit einem kleinen Interview. Milli Häuser spricht mit Joscho Stephan und befragt ihn über seine aktuellen Projekte.
Und dann gehts los: I Can’t Give You Anything but Love. Aber außer Liebe gibt’s doch auch noch den Swing, die Musiker gehen gleich in die Vollen. Es hört sich an, als ob sie lange darauf gewartet hätten, endlich wieder spielen zu können. Da folgt Solo auf Solo. Joscho phänomenal auf der Gitarre; Matthias am Piano gar nicht piano; Alex, der vor kurzem erst in einem Konzert Stream im Kölner King Georg aufgetreten war, scattet am Bass auf seine typische Art und Weise.
Dieses Konzert ist wirklich eine runde Sache. Es ist kein Django-Jubel-Event, der Hot Club Swing gehört dazu, aber der Auftritt ist insgesamt sehr vielfältig angelegt.
Ballad for Django ist ein sehr langsames Stück, Joscho hat es komponiert und soliert auf der Akustik-Gitarre mit vielen Latin-Anklängen. Matthias Dymke knüpft am Piano bruchlos an an, Alex Morsey 'kuschelt‘ mit seinem Bass, ganz sacht von Uwe auf den drums begleitet.
Dann Joseph, Joseph wieder schneller im typischen Jazz Manouche Stil. Joschos Eigenkomposition Papillon ist ein Bolero, ruhig, melancholisch, karibisches Flair, manchmal könnte man den Buena Vista Social Club assoziieren.
Sunny groovt ganz schön, bekommt bei Joschos Solo auch eine bluesige Färbung. Uwe hat sich an den drums bisher fast auffällig zurückgehalten. Dies entspricht aber, wie er mir erklärte, der Gypsy-Musik, die schon an sich sehr rhythmisch ist, so dass lautere Einwürfe den Gitarristen irritieren könnten. Uwe ist sonst eher für kleine eingeschobene Breaks und Soli bekannt, die er manchmal fast unbemerkt in die Stücke einbringt. Hier nun kommt er mit einem langen Schlagzeug-Solo zum Zuge, keine Drummer-Show, sondern diffizile Rhythmen, wie immer auf dem Punkt.
Autumn Leaves beginnt Matthias Dymke mit einem längeren Intro am Piano, das er als Solo wirklich ganz solo spielt. Dieser Song ist ein top standard, seltsamerweise hört man ihn oft im Frühling. Black Orpheus (ursprünglich Manha de Carnaval von Luiz Bonfá) ist ein Höhepunkt des Konzerts. Alex beginnt mit einem wunderbaren gestrichenen Bass Solo, der Groove setzt ein und Alex nimmt die Melodie auf, Gitarre und Piano führen sie weiter bis dass Joscho und Alex im Outro das Stück sehr sacht zum Ende führen.
Am Ende ein Lieblingsstück von Joscho, Bossa Dorado, und dann ist die Zeit auch schon wieder rum. Kein Applaus, aber viele positive Rückmeldungen über YouTube, schon während des Konzerts. Dieser Auftritt zeichnet sich auch durch eine besondere Atmosphäre aus, zu der die Kameraführung und das farbige Licht viel beitragen. Man kann es sich ja gut später noch einmal ansehen. Immerhin ein Vorteil eines Konzert Streams.
Konzert dauerhaft erreichbar unter https://youtu.be/dSmdGGioGBY