Jon Irabagon Trio

Der amerikanische Saxophonist Jon Irabagon ist mit seinem Trio im Stadtgarten. Zuletzt war er im Herbst mit Moppa Elliotts Band „Mostly Other People Do The Killing“ in Köln. Diese Band ist berühmt für ihre wilden Ritte durch die Geschichte und Stilarten des Jazz. Jon Irabagon ist die perfekte Verkörperung dieses Konzeptes. Er ist in Chikago groß geworden und hat dort in den Clubs, von Jazz bis Soul, von Rock bis Blues alles spielen gelernt. Nun lebt er in New York und ist on allen Szenen zu Hause. Er arbeitet mit Mary Halvorson und Evan Parker, hat aber auch mit Billy Joel oder mit Lou Reed gespielt.

Im Stadtgarten hat er gezeigt, dass er ein Alleskönner ist, dem kein Jazzstil fremd ist und er sich in keine Schublade stecken lässt. Kategorien wie Avantgardist oder Traditionalist interessieren ihn nicht. In seinem Trio hat er auch die passenden Musiker für solch einen offenen Umgang mit Musik. Am Schlagzeug ist Barry Altschul, der schon Ende der 60er mit Anthony Braxton, Chick Corea und Dave Holland in der Band “Circle“ spielte, aber auch mit Lee Konitz, Simon Nabatov oder Pepper Adams zusammen arbeitete. Am Bass steht Mark Helias, der in den Bands von Avantgardisten wie Cecil Taylor und Don Cherry war, aber auch zusammen mit Wynton Marsalis oder Chet Baker gespielt hat. Seine beiden Mitspieler sind um die dreißig Jahre älter und bringen einen riesigen Erfahrungsschatz in die Band ein. Aber die drei Musiker sind vor allem offen, voller Spielfreude und haben enorme Energie.

Das Irabagon Trio spielt im Stadtgarten über 70 Minuten an einem Stück, ohne irgendwelche Unterbrechungen und danach noch zehn Minuten Zugabe. Ein Stück geht in das nächste über. Kurze Verschnaufpausen gibt es nur bei den Soli der Kollegen. Der Auftritt ist eine enorme körperliche Leistung.

Siebzig Minuten führt Jon Irabagon die ZuhörerInnen durch das ganze Haus des Jazz. Er besucht wirklich alle Räume, enorm schnelle Bebop Läufe wechseln mit melodiösen Balladen, moderne Spieltechniken mit Klacklauten, Überblasen oder Einsaugen der Luft werden ebenso eingesetzt, wie groovige Phrasen, die an Earl Bostic erinnern. Trotz der enormen stilistischen Bandbreite, breitet Jon Irabagon kein Sammelsurium aus. Die Musik ist folgerichtig und macht Sinn an der Stelle, an der sie gespielt wird und er findet dabei seinen eigenen Ton. Irabagon ist der unbestrittene Leader, aber das Spiel vom Barry Altschul und Mark Helias tragen sein Spiel und beide haben genügend Raum für ihren phantasievollen und abwechslungsreichen Soli.

Die ZuhörerInnen sind die ganze Zeit von der Musik absorbiert, es gibt keine langweiligen Redundanzen oder irgendwelches Füllmaterial bis zur nächsten zündenden Idee. Die abgedroschene Phrase “only killer no filler“ hat bei dem Konzert des Jon Irabagon Trios ihre Berechtigung. In den USA hat Jon Irabagon längst einen Namen in der Jazzszene, im Down Beat ist er immer wieder präsent, sei es als Poll Gewinner oder wie in der Dezember Ausgabe mit einem Blindfold Test, in dem er seine Musik Kennerschaft bewiesen hat. In Deutschland ist Jon Irabagon noch ein Geheimtipp. Vielleicht weil er wenig aufheben um sich und seine Person macht. Er kommt, stellt die Band vor, spielt an einem Stück bedankt sich, spielt eine Zugabe und geht freundlich dankend von der Bühne, ganz im Sinne des abgewandelten Zappa Mottos: Shut up and play Sax… das aber richtig gut.

Den nächsten Gig von Jon Irabagon auf keinen Fall verpassen.

www.jonirabagon.com/