Bild für Beitrag: John Scofield – Country for Old Men | BuJazzO – 100 Jahre Bauhaus
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John Scofield – Country for Old Men

BuJazzO – 100 Jahre Bauhaus

Bonn, 09.05.2018
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Heike Fischer/Walter Schnabel

Der amerikanische Gitarrist John Scofield spielt mit seinem Quartett im Rahmen des Jazzfest Bonn im Opernhaus. Im zweiten Konzert des Abends tritt das Bundesjazzorchester (BuJazzO) unter Leitung von Niels Klein auf.

John Scofield – Country For Old Men

John Scofield, der zu den wichtigsten Gitarristen des Jazz weltweit zählt, hat viele Ausflüge in unterschiedliche musikalische Bereiche im Laufe seiner langen Karriere gemacht. Er hat mit Drum & bass experimentiert, mit Soul, hat ein Album mit Musik von Ray Charles gemacht, hatte eine lange Funkjazz Phase und nun widmet er sich der Country Musik. Sein Album Country For Old Men ist ein Album mit lauter Coverversionen von bekannten Country Hits. Vor allem aus diesem Album, aber nicht nur, spielt er Stücke im ausverkauften Bonner Opernhaus (mit mehr als 1000 Plätzen).

Das Publikum in Bonn ist nicht wirklich vertraut mit den Country Klassikern und lässt sich vor allem auf die Musik ein weil sie von John Scofield kommt.

Das erste Stück war Mr. Fool von George Jones, einem der erfolgreichsten Country Sänger, der 1955 seine ersten Hits landete und noch bis 2012 mit 80 Jahren auf der Bühne stand. Das zweite Stück ist “believe it or not The Gambler from Kenny Rodgers.“ In Bonn löst die sehr verfremdete Fassung, kein Erstaunen aus, da niemand mit dem Original groß geworden ist. Der Song ist übrigens nicht auf dem Album.

Im Gambler spielt Gerald Clayton ein großartiges Solo, nun auf der Hammondorgel, während er bei Mr. Fool am Piano sitzt. John Scofield spielt zwar Country, aber vor allem spielt er John Scofield. Seine besondere Phrasierung, sein leicht angezerrter rockiger Sound und seine Inside-Outside Improvisationen, bei denen er den üblichen Improvisationsrahmen verlässt um dann wieder zurückzukehren, all dies finden wir auch bei seinen Countrysongs. Das will das Publikum hören, das lieben sie an Sco und dass bekommen sie. Scofield plays Scofield.

Nicht alle Songs sind so verfremdet, wie der Gambler. Der Überhit Jolene, bekannt durch Dolly Parton, ist mit seinen Melodielinien gut erkennbar, aber auch hier macht Sco weite Ausflüge und Gerald Clayton spielt ein weiteres zauberhaftes Solo, diesmal am Piano. Aus dem neuen noch nicht veröffentlichten Album spielt das Quartett auch Stücke, so den Cat Dance, zu dem Vincent Archer ein sehr schönes Basssolo beisteuert. Auch Gerald Clayton spielt wieder ein fantastisches Hammondsolo. Überhaupt ist er neben Sco, der Mann des Abends. Ein wirklich herausragender Piano- und Orgelspieler, dem Scofield auch viel Raum gibt. So ist sein Anteil an Soli kaum kleiner als der des Meisters selber. Ein Trio mit Gerald Clayton, Bill Stewart am Schlagzeug und Bassist Vincent Archer wäre selbst ohne John Scofield schon eine großartige Band.

Das Publikum auf dem Jazzfest Bonn ist von John Scofield und seinem Quartett begeistert, Beifall ohne Ende und Standing Ovation.

Bundesjazzorchester unter Niels Klein – 100 Jahre Bauhaus

Peter Materna , der künstlerische Leiter des Jazzfestes, freut sich besonders das BuJazzO anzusagen. War er doch als junger Saxophonist vor 30 Jahren selbst ein Mitglied dieses Orchesters. Materna spielte in der ersten Formation unter Peter Herbolzheimer. Das BuJazzO wurde als ein Orchester des Bundes zur Förderung junger Musiker*innen in Bonn gegründet. Die Musiker*innen sind alle im Alter von 17 bis 24 Jahren. Wenn sie das Alter von 26 überschreiten müssen sie das Orchester verlassen, so erneuert sich das Orchester ständig.

Das BujazzO tritt zum ersten Mal mit einem multimedialen Projekt auf. Aus Anlass des Jubileums 100 Jahre Bauhaus wurden wegweisende Filme von Bauhaus Protagonisten aus den 20er und 30er Jahren ausgewählt, auf deren Basis renommierte Jazzkomponisten Arrangements und Kompositionen für die Jugend Big Band geschrieben haben.

Als erstes spielt die Big Band eine Komposition von Julia Hülsmann zu dem Dokumentarfilm Großstadt Zigeuner über Roma im Winterlager bei Berlin (1932) von Làzlò Moholy-Nagy.

Der zweite Film Lichtspiele vom selben Filmemacher, hat einen ganz anderen Charakter.

Es ist ein abstrakter Film, der das Spiel von Licht und Schatten zum Inhalt hat. Die Musik dazu schrieb Christopher Dell, der auch in seiner Musik abstrakter und kühler ist als Julia Hülsmann. Die beiden Komponisten sind auf dem Jazzfest als Duo aufgetreten.

Ansgar Striepens schrieb Musik zu einem Werbefilm für Nivea von Lotte Reiniger, der mit Scherenschnitten arbeitet. Ein schnelle Nummer mit viel Swing Feeling.

Und Peter Materna verspricht nicht zuviel, als er von das hohe Niveau des BuJazzO lobt. Die jungen Musiker*innen zeigen sowohl im Ensemble, als auch bei den Soli herausragende Leistungen.

Ein besondere Komposition ist das Werk von Gebhard Ullmann, der den Moholy-Nagy Film Berliner Stillleben vertont. Niels Klein , der die Kompositionsaufträge vergab, wählte Ullmann, u.a. aus, weil er kein ausdrücklicher Big Band Komponist ist und so bestimmte Strukturen aufgebrochen werden. In der Tat, die Rechnung von Niels Klein ist aufgegangen.

Ullmann beginnt sein Stück mit tiefem Blech, es folgen immer wieder Brüche in der Musik, die dem Filmschnitt folgen. Ein ständiger Dynamikwechsel, der sich an die Straßenszenen anlehnt. Das Werk enthält ein sehr schönes Gitarren- und Saxophonsolo und endet in einem wildem Tutti mit Gesang.

Den Abschluss bildet die Komposition Lobster von Niels Klein selbst, zu einem Dokumentarfilm über Hummerfang in England. Klein lässt das Vokalensemble des BuJazzo die Texttafeln des Films, singen und melodisch sprechen. Das gibt dem ganzen eine humorvolle Note und passt obendrein hervorragend in das Arrangement.

Ein gelungenes multimediales Projekt, das mit herausragenden Kompositionen, einer großen musikalischen Leistung und frühen Meisterwerken der Filmkunst, die Verdienste des Bauhaus in Erinnerung ruft.

Bleibt noch zu erwähnen, dass vor dem Doppelkonzert eine informative Einführungsveranstaltung stattfand. Dies ist eine Besonderheit des Jazzfest Bonn. Auch am 11. und am 12. Mai finden um 18 Uhr Einführungsveranstaltungen statt.

Das Jazzfest Bonn geht noch bis zum Sa den 12. Mai. Alle Veranstaltungen sind ausverkauft, aber es gibt immer noch einzelne Rückläufer Karten an der Abendkasse, jeweils ab 18 Uhr geöffnet.

Für die Warteliste bitte mailen an:

office@jazzfest-bonn.de

www.jazzfest-bonn.de

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