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JOE und Zeche Carl koopieren

Klanggewitter mit "Big Satan"

Essen, 15.02.2018
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Die Zeche Carl und die Jazzoffensive Essen (JOE) kooperieren fortan bei ihrer Programmplanung. Dies ist überfällig, um frischen Wind in die - auch geografisch - etwas zersplitterte Essener Szene zu bringen. Konnie Vossebein, Leiterin der in Altenessen gelegenen Zeche Carl freute sich auf jeden Fall über ein volles Haus beim ersten gemeinsam durchgeführten Konzert – mit einem Trio, das Weltklasse beansprucht, aber doch in der Zeche Carl eine gewisse Anlaufzeit benötigte.

Der Weltkriegsbunker in der Essener City ist eine besonders stimmungsvolle, aber im Februar doch auch sehr kalte Konzertlocation. Daher kam der Betonmusik-Reihe das großzügig, schicke Soziokulturzentrum im Essener Norden mehr als gerufen und man kann sich hier nur weitere Kooperationen wünschen.

„Big Satan“ ist nicht etwa der Name einer Death-Metal-Band, stattdessen steht er beim gleichnamigen, schon in den 1990ern gegründeten amerikanisch-französischen Trio für ein gerne gepflegtes Spiel mit iornischen Brechungen. Überkochendes Schlagzeugtrommelfeuer am Rande des Siedepunktes, irrwitzige Klanggewitter gibt es hier wie dort – und in dieser Hinsicht ließen die drei welterfahrenen Instrumenten-Berserker in der Zeche Carl nichts anbrennen. Allein die drei Musiker kreisten auf der Bühne über lange Strecken etwas stark um sich selbst.

Auf den Notenständern türmten sich neue kompositorische Vorlagen, die als Sprungbretter für solistische Abheben taugen. Die Kunst besteht darin, daraus etwas für den Moment zu schöpfen.

Schlagzeuger Tom Rainey vermittelt in diesem Trio hellwach zwischen den beiden klanglichen Gegenpolen an Gitarrre und Saxofon, wenn er alles mit seinem Geflecht aus Mikrorhythmen und komplexen Linien überzieht. Gitarrist Marc Ducret hält trickreich komprimierten, manipulierten Klangskulpturen, die beim ihm zum Markenzeichen wurden, nicht hinterm Berg – ebenso lassen es die Soundgewitter aus Tim Bernes Saxofon auf einer gemeinsamen Gratwanderung zwischen komponierter Struktur und freejazziger Entgrenzung latent schwindelig werden. So weit, so gut. Die Kunst ist, mit so etwas einen Hexenkessel anzufachen, der ein Publikum hypnotisch in klangliche Urgewalten hineinzieht, die wie ein Katharsis-Effekt wirkend, Sinne und Geist befreien. Es gibt gerade in freier Musik kein Patentrezept für das Entstehen einer solchen Sogwirkung – im Idealfall passiert es einfach, vor allem, wenn die Spieler ihr intuitives Gespür darauf ausrichten. In diesem Sinne wirkte das Spiel von „Big Satan“ doch über sehr lange Phasen viel zu introvertiert um sich selbst kreisend, fast sogar etwas akademisch. Erst in den letzten Stücken, wo auch mal etwas spielerischer mit dynamischen Wechseln oder treibenden ostinato-Strukturen umgegangen wurde, kam so eine Qualität dann mal auf. Vielleicht lag es daran, dass die drei gerade erst ihren Tourneeauftakt hinlegen und erstmal in neue Strukturen „hineinfinden“ müssen? International gefeierte Topstars, deren Namen allein schon für gutbesuchte Ränge sorgen, sollten so etwas eigentlich von der ersten Sekunde an draufhaben....

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