Jens Düppes Blind Date
Gitarrenduell Nicola Hein - John Schröder
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Das erste Blind Date 2019 in Jens Düppe s Konzertreihe ist sehr speziell, zwei Gitarristen treffen aufeinander, so dass Funken sprühen.
John Schröder, der in Berlin lebt, ist ein virtuoser Multiinstrumentalist, der hervorragend Gitarre, Klavier und Schlagzeug spielt. Alle drei Instrumente beherrscht er auf einem hohen Level. John Schröder ist eine feste Größe in der kreativen Jazz- und Improvisationsszene.
Nicola Hein lebt in Köln und hat sich mit seinen Improvisationen, bei denen er vielerlei Materialien einsetzt, auch international einen Namen gemacht.
Die beiden Gitarristen sind sichtlich erstaunt, als sie aus unterschiedlichen Türen in den Konzertraum des Salon de Jazz in der Kölner Südstadt treten.
Dann beginnen beide zu spielen als gäbe es kein Morgen mehr. John Schröder vs. Nicola Hein , als ob Jimi Hendrix auf die Einstürzenden Neubauten träfe. Zwei Solisten spielen nebeneinander Solo. Nicola Hein entfaltet einen Noise-Sturm, er setzt seinen selbstgebauten Rotor ein, der über die Saiten heult oder bearbeitet mit einem geriffelten Holz die Gitarre. John Schröder setzt eine Loopstation ein über die er seine Akkorde spielt und so einen wuchtigen Sound im kleinen Salon de Jazz produziert. Es entsteht eine Art Soundtrack zu Astrid Lindgrens Buch Die Kinder der Krachmacherstraße.
Eine wilde Kakophonie die das Publikum an die Grenzen des Erträglichen führt.
Die Situation löst sich auf, als John Schröder von der Gitarre zum Klavier wechselt. Erst muss er stehend spielen, weil der Hocker fehlt. Er spielt wilde schnelle Improvisationen am Flügel. Nun sind die beiden näher zusammen. Nicola Hein setzt den Rotor wieder ein und entlockt seiner Gitarre ungewöhnliche Klänge. John Schröder lässt die Gitarre rückkoppeln während er unglaubliche Klavierimprovisationen spielt. Laut der Chaos-Theorie entsteht irgendwann aus dem Chaos wieder eine neue Ordnung, die bahnt sich hier nun an. Als Schröder wieder zur Gitarre wechselt, kommen die beiden zusammen. Nicola Hein lässt seine Gitarre in hohen Tönen “singen“ oder setzt sie perkussiv ein, während John Schröder schnelle Läufe spielt. So entstehen im letzten Teil des Konzertes spannende und eindrückliche Momente.
Jens Düppe s Musikerauswahl trägt schließlich doch. Mit viel Reibung und wüstem Nebeneinander entsteht gemeinsame Improvisation. No risk no fun. Jens Düppe will im Blind Date nicht einfach aufeinander eingespielte Musiker zusammenbringen, die dann schön spielen. Der Moment des Unberechenbaren, die Ecken und Kanten sind Teil seines Konzeptes. Manchmal sind es mehr und manchmal weniger. Diesmal sind es eher mehr.