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Jazzrausch Bigband

Zehn Jahre – zehn Konzerte auf Elmau

Elmau, 11.08.2024
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski

Vor zehn Jahren gründete sich die Jazzrausch Bigband. Aktuell besteht das Jazzrausch-Kollektiv aus 35 jungen Musiker:innen. 14 davon präsentierten Ende Juli eins von zehn Konzerten auf Schloss Elmau.

„Ensemble in Residence 2024“ auf Schloss Elmau

Die Münchener sind in diesem Jahr „Ensemble in Residence 2024“ auf Schloss Elmau, erklärt Bandleader Roman Sladek zu Beginn des Konzertes. Die Gäste im großen Saal erlebten auch bei diesem Konzert einen Abend voller Überraschungen, denn die Jazzrausch Bigband vereint scheinbar Gegensätzliches: Techno, Jazz, Klassik, U- und E-Musik. Bei Ihnen ist seit der Gründung vor zehn Jahren Kontrast das Konzept. So auch bei Mahlers „5. Sinfonie in cis-Moll“, die bei Ihnen zu „Mahler`s Breakdown“ wird.

„Meine fünfte Sinfonie ist ein verfluchtes Werk. Niemand kapiert sie“ fand Gustav Mahler selbst, der sie wohl während der Sommerferien 1901 und 1902 in Maiernigg am Wörthersee komponierte. Subtile Verbindungen und Transformationen über die Satzgrenzen hinweg finden sich schon in den fünf Sätzen von Mahler. Dazu motivische Anspielungen mit außerordentlicher Komplexität. Die Jazzrausch Bigband macht daraus ihr eigenes Ding bzw. Bandmitglied Leonhard Kuhn konzipiert daraus was gefühlt ganz Neues. Aber: auch wenn es eine ziemlich abgedrehte Version der Mahler-Sinfonie ist, gibt es ausreichend Mahler-Zitate, um das Stück im Gesamtwerk des Wiener Meisters zu verorten.

Klassik im Techno-Jazz-Gewand

So mutiert bei der Jazzrausch Bigband der Trauermarsch schnell zu einer Art Bossa Nova und endet dann unter den markigen Blech-Fanfaren als Techno-Marsch. Schnell wird klar, dass Leonhard Kuhn, der beim Konzert an Live Electronics agiert, was Besonderes arrangiert hat. Für den perfekten Rhythmus sorgen Marco Dufner am Schlagzeug und Georg Stirnweiß an Bass & Synthesizer. Ein neunköpfiger Jazzrausch-Bigband-Bläsersatz ist auf Schloss Elmau am Start: Daniel Klingl (Alt- & Sopransaxophon), Moritz Stahl (Tenor- & Sopransaxophon), Frederik Mademann (Tenorsaxophon), Florian Leuschner (Baritonsaxophon & Bassklarinette), Julius Braun (Trompete), Angela Avetisyan (Trompete), Thorben Schütt (Posaune), Jutta Keeß (Tuba) und Bandleader und Moderator Roman Sladek (Posaune) - Keyboarder Chris Gall und E-Gittarist Heinrich Wulff ergänzen die Band für einen vollumfänglichen großen Sound mit viel Groove bei „Mahler’s Breakdown“. Mit der Jazzrausch Bigband wird es beim zweiten Satz wie beim Original stürmisch bewegt, sozusagen mit größter Vehemenz, bevor der dritte Satz zwar kräftig, aber nicht zu schnell einsetzt - allerdings in ihrem eigenen Duktus. Nicht nur bei diesem längsten Satz zeigen die Musiker der Bigband ihr grandioses Können im Gesamten, aber auch einzeln. So glänzt Angela Avetisyan beim eher langsamen „Adagietto“ mit ihrem Trompetensolo. Fahrt nimmt das Ganze wieder auf im fünften und letzten Satz „Rondo-Finale“. Und als Zugabe aus der „3. Sinfonie“ von Mahler kredenzen sie einen groovigen Abschluss mit Posaunen-Solo und natürlich mit der gesamten Jazzrausch Bigband. Ein Konzert mit vielen Überraschungen hatte Sladek dem Publikum versprochen – und die Jazzrausch Bigband setzte dies auch fulminant um.

Immer wieder „Kontrast als Konzept“

Die „5. Sinfonie“ fünf Sätzen von Gustav Mahler gilt als eine der beliebtesten Sinfonien Mahlers - vor allem, nachdem Luchino Visconti 1971 das „Adagietto“ für seine Verfilmung der Thomas Mann-Novelle "Tod in Venedig" benutzte. Mahler entwarf mit jeder seiner Sinfonien einen ganz eigenen Kosmos. Eine gewisse Jenseitsbezogenheit findet sich in Mahlers vier ersten Sinfonien. In dieser hier, der darauffolgenden, verbindet sich aber angeblich eine eindeutige Botschaft: das Adagietto schrieb Mahler wohl im November 1901 als wortlose Liebeserklärung an Alma, die er im März 1902 heiratete. Alles in allem also eine Sinfonie, die mit Trübsal, Trauer, Sehnsucht und vielem mehr, musikalisch eine charakterliche Vielfalt präsentiert. Das Ganze wird zu einem „Breakdown“ mit verrückten Akkorden, Cluster, modernen Harmonien sowie freier Tonalität durch die Jazzrausch Bigband. Bei ihnen gilt tatsächlich Kontrast als Konzept. Geht nicht, gibt’s nicht. Dafür spannt die Band oft weite Bögen, arbeitet programmatisch wie ein klassisches Orchester und verarbeitet Themen aus Literatur, Philosophie, Wissenschaft und klassischer Musik. Die Komponisten Anton Bruckner und Ludwig van Beethoven haben bereits ihren durch Jazzrausch verordneten Breakdown erlebt. Nun auch Gustav Mahler und es ist wieder eine herrliche Mélange aus Bigband-Opulenz und Dancefloor, packenden Bläsersätzen und wunderbaren Soli. Handgemacht, frisch und originell. Mit der nächsten Veröffentlichung „Bangers only!“ (am 30.08.2024) gehen sie nun auf Release-Tour. Am 3. Oktober sind sie damit wieder auf Schloss Elmau und in NRW vorher schon in Duisburg im „Theater am Marientor“ am 21.09.2024. Weitere Termine: https://jazzrauschbigband.de/

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