Bild für Beitrag: Ohne angepappte kitschige Schnörkel | Jazz+Wine mit Rotwelsch
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Ohne angepappte kitschige Schnörkel

Jazz+Wine mit Rotwelsch

Gelsenkirchen, 15.11.2023
TEXT: Barbara Seppi | FOTO: PublicJazz events

Mit einem besonderen Format "Jazz+Wine" und einer musikalischen Neuentdeckung begeisterte die Internationale Konzertreihe FineArtJazz im Gelsenkirchener Schloss Horst das Publikum.

Typisch, was die Eventagentur PublicJazz events immer wieder aus dem Hut zaubert. Was sie an einem dieser gewöhnlichen, grauen und trüben Novemberabende mit dem in Deutschland noch recht unbekannten Schweizer Piano-Trio Rotwelsch und einem Wine-Tasting präsentiert, war schlichtweg - phantastisch. Dabei war es nicht in erster Linie die Art ihres Modern Jazz, sondern die Quellen aus dem er sich speiste. Philipp Maria Rosenberg (p), Florian Kolb (b) und Lucas Johnson (dr), legen in ihrem neuen Album "Die Welt hat das genialste Streben" die Kassenschlager des ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhunderts zugrunde. Nimmt man den Stücken das auf die Unterhaltungskapellen angepasste Gewand ab, stößt man auf wahre Juwelen, die ihrer Meinung nach ein europäisches Pendant zum Great American Songbook sein könnten. Dabei zielt Rotwelsch darauf ab, die Melodien der Operette und veristischen Oper allen, im Laufe der Zeit angepappten kitschigen Schnörkel abzustreifen. Stücke, die früher Fritz Wunderlich, Richard Tauber, die Callas oder Lale Andersen zu Superstars werden lies, interpretierten sie so genial, dass die Zuhörenden zwar meinten, die Melodien zu kennen, aber wirklich nie zu fassen bekamen. Nicht selten verortete man tatsächlich die Quellen in dem für seine besonders emotionalen und elegischen Melodien bekannten skandinavischen Jazz, um dann in Erstaunen zu geraten, wenn Philipp Maria Rosenberg das Rätsel auflöste. All das brillant von diesem noch jungen Trio präsentiert und interpretiert. Einzig die Frage nach dem Bezug des Ganzen zum Bandnamen "Rotwelsch" blieb unbeantwortet.

Eingeleitet wurde diese unterhaltsame und kulturell hochwertige Veranstaltung im ersten Teil des Abends mit einem Wine-Tasting, das die "Rotwelschen" musikalisch gekonnt begleiteten. Ein wenig vom Format der Veranstaltung überrascht, entspannte sich vor dem Konzert backstage eine lebhafte Diskussion zwischen den Musikern, welches Stück zu welchem Wein passen könnte. Und auch das haben die Drei, wenn auch nicht ganz so locker, wunderbar gelöst.

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