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JAZZIGE TAGE AUF MADEIRA

Beim Funchal Jazz Festival wird viel geboten

Funchal, 19.07.2025
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Carolina Santiago

Sie musste ein paar Mal Luft holen, mehrmals einen Augenblick warten, bevor sie weitersprechen konnte. Am Ende ihres Prüfungskonzertes war Joana Pereira emotional doch spürbar berührt, als es an ihre Danksagungen ging. Seit ein paar Jahren startet das Funchal Jazz Festival in den Tagen vor den Hauptkonzerten immer mit Konzertabenden bei freiem Eintritt im gemütlichen, kleinen Stadtgarten im Herzen der Hauptstadt der Blumeninsel Madeira. Einige dieser Auftritte sind zudem die Abschluss-Prüfungskonzerte der Studierenden am Konservatorium. So auch der Gig der jungen Altsaxofonistin Joana Pereira, die eine zauberhafte Hommage an den großen US-Altisten Art Pepper spielte und damit Publikum und die Jury ziemlich überzeugen konnte. 

Eine tolle Idee vom künstlerischem Leiter Paulo Barbosa, sein Festival nun jedes Jahr auch mit jungen Talenten und Studierenden zu beginnen. Ohnehin bekommt der Jazzfan auf Madeira während des Festivals einiges geboten. Allabendliche Jam Sessions gehören ebenso dazu wie Musik auf der Straße oder in einem Bus. Und nicht zu vergessen die Masterclasses mit den arrivierten Jazzstars tagsüber im Konservatorium, die dann später auf der großen Bühne im Santa Catarina Park jeweils auftreten.

Ambrose Akinmusire gab keine Masterclass, was schon interessant gewesen wäre, besonders nachdem man seinen Auftritt miterlebt hat. „Honey From a Winter Stone“ heißt das aktuelle Projekt des ambitionierten US-Trompeters, ein genreübergreifendes Musikwerk für Jazzquartett, Rapper/Spoken Word-Künstler (der brilliante Kokayi) und zeitgenössischem Streichquartett. In Funchal war es das North Sea String Quartet, das in einem Kosmos von textlicher Freiheit, vielfältigen Elementen des modernen Jazz und HipHop mit immer wieder auch herausfordernder Kammermusik die Akzente des gerade Gehörten verschob, illustrierte, konterkarierte. Suiteartig kommen die Kompositionen Akinmusieres daher, fordern in abstrakten Momenten den Intellekt beim Zuhören ebenso wie sie emotional berühren. Mal minimalistisch, mal verquer groovend. Still und vorhersehbar ist dieses innovative, experimentelle, politische Selbstportrait Akinmusires jedenfalls nicht, der sich spätestens mit diesem Werk zu einem der spannendsten Jazztrompeter der aktuellen Generation entwickelt hat.     

War das schon das Highlight des Hauptprogramms in diesem Jahr? Diese Frage mit „Ja“ zu beantworten wäre zumindest nicht falsch. Denn was stach künstlerisch noch so heraus? Der Auftritt von Lakecia Benjamin sicher nicht. Die superextrovertierte US-Saxofonistin live zu ertragen fällt schwer, vor allem wenn man sie schon mal gesehen hat. Denn es ist immer gleich. Die Frau stürzt auf die Bühne und schreit ihrem Publikum ihre Begrüßung entgegen, verspricht eine Party, bei der das Dach wegfliegt. So überdreht geht es weiter. Power die ganze Zeit, immer schneller, immer wilder. Und natürlich will Frau Benjamin am liebsten gleich für immer auf Madeira bleiben, auch wenn sie erst am Konzerttag erstmals auf der Insel angekommen ist. Wer solche Animation mag, der wird die Amerikanerin großartig finden. Ihr Konzert hatte natürlich auch ein paar Höhepunkte, etwa ihre Version des Coltrane-Klassikers 'My Favorite Things', gespielt mit einer Intensität, die sogar noch die von 'Trane' übertrifft.

Wie wohltuend war da einen Abend später der Auftritt von Fred Hersch und seinem Trio. Völlig unspektakulär spielten sich der US-amerikanische Poet des Jazzpianos und seine beiden Begleiter, Bassist Drew Gress und Drummer Jochen Rueckert mit einer Natürlichkeit und manchmal fast schon schüchtern wirkenden Sperrigkeit durch ein wunderschönes Programm aus Jazzstandards und eigenen Kompositionen. Als Zugabe dann Billy Joels 'And So It Goes' solo am Konzertflügel. Hymnisch zart, zauberhaft. Was für Klänge zum Schluss.
Einen besseren Festivalausklang als den mit dem von Maria Schneider geleiteten Orchestra de Jazz do Funchal hätte Paulo Barbosa nicht programmieren können. Die Komponistin und Bigband-Arrangeurin aus Minnesota weilte für eine Woche auf der Insel um mit dem immer besser werdenden Orchester ihre Kompositionen für den Auftritt zu erarbeiten. Und zeigte sich völlig zu Recht begeistert vom Niveau der Musiker, die Verstärkung bekam vom spanischen Saxofonisten Perico Sambeat und Musikern vom portugiesischen Festland wie dem Akkordeonisten João Barradas, der zwei Tage zuvor mit seinem durch US-Gitarrist Jonathan Kreisberg verstärkten eigenen Trio bereits auf der großen Festivalbühne verzückte. Schneider und das Orchester bescherten dem zahlreichen Publikum in dem wunderschönen Park zu später Stunde mit einem zeitgenössischem Großformat-Jazz mit vielen kleinen Schattierungen und verschlungenen instrumentalen Stimmen ein ganz großes Finale.  
Die Reise zum Funchal Jazz Festival wurde unterstützt von der Associação de Promoção da Madeira.
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