Bild für Beitrag: Jazzfest Bonn in der Brotfabrik |Tobias Hoffmann Trio und Lucia Cadotsch - Speak Low
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Jazzfest Bonn in der Brotfabrik

Tobias Hoffmann Trio und Lucia Cadotsch - Speak Low

Bonn, 23.05.2019
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Walter Schnabel

Der zweite Abend des Jazzfestes in der ausverkauften Brotfabrik ist dem Trioformat gewidmet. Das Tobias Hoffmann Trio aus Köln und Lucia Cadotsch – Speak Low aus Berlin, kommen aus den beiden wichtigsten Jazzmetropolen Deutschlands.

Das Trio um den Gitarristen Tobias Hoffmann eröffnet den Abend. Am Bass ist Frank Schönhofer, ein alter Freund von Hoffmann. Kennengelernt haben die beiden sich in der Jugendmusikschule in Bonn. Am Schlagzeug sitzt Etienne Nillesen, der gebürtige Niederländer ist mit seiner extended Snaredrum ein wichtiger Musiker in vielen Kölner Bands. Für das Konzert in der Brotfabrik hat er sein Schlagzeug aufgerüstet und neben zwei Snaredrums stehen eine Basstrommel, zwei Becken.

Das erste Stück des Trios ist der Kenny Burrel Klassiker Chitlings con Carne aus dem berühmten Blue Note Album Midnight Blue von 1963. Tobias Hoffmann spielt diesen Klassiker in sehr eigenwilliger Weise, z.B. mit Anleihen aus der Surfmusik. Auch der Texas Blues- und Rockgitarrist Stevie Ray Vaughn hat Chitlings con Carne gecovert. Vaughn ist auch ein Gitarrist der Spuren im Spiel von Tobias Hoffmann hinterlassen hat.

Der nächste Song ist Well my guitar gently weeps von George Harrison aus dem berühmten weißen Album der Beatles. Nach einem langen Intro mit vielen elektronischen Effekten schält sich langsam die Gitarre heraus. Es dauert eine ganze Weile, bis die Melodielinie ertönt und auch ein Kenner der Beatles kann den Song vorher nicht identifizieren. Es folgen weitere bekannte Songs: Harvest Moon von Neil Young, The River von Bruce Springsteen und der Kinks Überhit You really got me. Diese recht bekannten Stücke mutieren durch Tobias Hoffmann s Bearbeitungen zu ganz neuen Stücken. Die Melodielinie bleibt einigermaßen erhalten aber sonst sind sie “tenderly messed up“ – wie der Moderator so schön übersetzt, “zärtlich gegen die Wand gefahren“. In guter Jazztradition bedient sich Hoffmann in unterschiedlichen Genres der aktuellen oder historischen Musik und macht aus ihnen seine ganz eigenwilligen “Hoffmanns Erzählungen“. Neben den Anleihen aus dem Jazz Songbook und der Popmusik, bearbeitet er auch den alten Delta-Bluessong Death Letter Blues von Son House. Auch hier ist Hoffmann nicht der erste der den Song bearbeitet hat, neben Johnny Winter haben auch die White Stripes mit Jack White den Song gecovert. All diese Einflüsse, von Jazz, Blues, Surf, Folk, Rock und Pop fließen auch in das Gitarrenspiel von Tobias Hoffmann mit ein.

Neben der großartigen Leistung des Gitarristen Tobias Hoffmann ist auch das Schlagzeugspiel von Etienne Nillesen herausragend.

Mit schlafwandlerischer Sicherheit spielt er immer an der richtigen Stelle auf dem Punkt. Natürlich haben weder Gitarrist noch Schlagzeuger Noten vor sich liegen. Wozu auch?

Frank Schönhofer setzt mit seinem Bass sehr sparsame aber wohldosiert seine Impulse.

Ein ganz besonderes Konzert in der Reihe der Highlights aus zehn Jahren Jazzfest.

Das zweite Trio des Abends hat die Schweizer Sängerin Lucia Cadotsch in ihrem Mittelpunkt. Sie singt ebenfalls Songs, die mehr oder weniger bekannt sind, wie den Broadway Song Speak Low(1943)von Kurt Weill. Der Song, nach dem die Band sich benannt hat, ist auch das Eröffnungsstück. Lucia Cadotsch wird von den beiden Schweden Petter Eldh am Bass und Otis Sandsjö am Tenorsaxophon begleitet. Zwei Schwergewichte der improvisierten Musik, die schon garantieren, dass keine Broadway Musik aus den 40ern erklingt. Die Band nennt ihren Stil Retro Futurismus. Retro Songs in futuristischer Weise arrangiert. Lucia Cadotsch singt Songs wie I think It`s gonna rain today von Randy Newman, So long von Ricky Lee Jones oder Ahmad Jamals What`s New.

Lucia Cadotsch singt klar und einfach ohne Pathos. Die langsamen getragenen Songs werden auf ihre Essenz reduziert. Ihren Widerpart bilden der raue fast punkige Petter Eldh an seinem Bass und Otis Sandsjö, der seinem Tenorsaxophon mit erweiterten Techniken unglaubliche Klänge entlockt. Er erzeugt an den Oktavklappen ein Flattern und Flirren, singt und brummt in sein Horn und erzeugt damit polyphone Klänge. Mal spielen Sandsjö und Eldh Unisono, dann im Call and Response Modus oder sie umkreisen sich. Unerhörte Musik, zurecht futuristisch genannt.

Bei aller Unterschiedlichkeit der Musik haben die beide Trios des Abends eine gemeinsame Ausgangslage. Beide Gruppen schöpfen aus unterschiedlichen Genres der Musikgeschichte und beide verwandeln das Material in sehr eigenwilliger Weise. Jedes Trio auf seine ganz besondere Weise. Ein spannender Trioabend in der Beuler Brotfabrik.

Infos zu weiteren Konzerten:

www.jazzfest-bonn.de

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