Jazzfest Bonn in der Brotfabrik
JO – Jean-Paul Bourelly Trio
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Michael Palm
Auch das vierte Doppel-Konzert auf dem Jazzfest ist ausverkauft. Schlagzeuger Jo Beyer mit seinem Quartett JO und Gitarrist Jean-Paul Bourelly mit seinem Trio Projekt Kiss The Sky spielen in der Brotfabrik Beul.
Nach großartigem Auftakt im Opernhaus mit dem Lisa Wulff Quartett unddem Thomas QuasthoffQuartett, dem grandiosen ProjektKyoto mon Amour von Eric Schäfer und dem Starsaxophonisten Joe Lavano in der Bundeskunsthalle sowie Ricardo Del Frau und Shake Stew im Pnatheon, wo bis in die Nacht getanzt wurde, geht es nun mit Konzerten in der Brotfabrik weiter.
Die Band JO ist eine richtige Ruhrgebietsband auch wenn der Essener Schlagzeuger Jo Beyer nun in Köln lebt, haben alle Musiker Ruhrgebietswurzeln. Saxophonist Sven Decker und ,Pianist Roman Babik haben in Essen an der Folkwang Uni studiert und Gitarrist Andreas Wahl aus Stuugart lebt aber seit 30 Jahren im Ruhrpott.
Das besondere an JO ist, dass es eine Band ohne Bass ist und ein Schlagzeuger der Leader ist. Die Bassfunktion wird von den anderen Instrumenten oder durch Loops übernommen. Das rhythmische Fundament der abwechslungsreichen und komplexen Musik sind die vielfach eingesetzten Ostinatos der Gitarre, manchmal vom Saxophon oder/ und dem Klavier mitgetragen. Es ist nicht unbedingt das Schlagzeug, das den Grundrhythmus hält. Über die sich wiederholenden Klangpattern spielen die anderen Instrumente ihre melodischen Phrasen und Schlagzeuger Beyer umspielt sie mit seinem Schlagzeug inklusiver Glöckchen, Gongs und Rasseln. So haben die Stücke einen besonderen Drive, der immer wieder gebrochen und umspielt wird, so bleibt die Musik spannend und unvorhersehbar.
Die Titel der Stücke sind ebenso ungewöhnlich und fantasievoll wie die Musik. Zwischen Bier in Poll und 34 Grad im Schatten erinnert an den letzten Sommer und Bei Rosa ist einer Kellnerin gewidmet. Joe Beyer hat vom Jazzfest einen Kompositionsauftrag bekommen, das Stück trägt den Titel: Hallo, mein Name ist Umberto. Eine ostinate Gitarrenphrase bildet den Einstieg und wird ab und an vom Saxophon gedoppelt. Dann löst sich Sven Decker aus dem Rhythmus und spielt ein eindringlich drängendes Solo. Klavier und Schlagzeug begleiten sehr zart und Andreas Wahl lässt dann in seinem Solo die Gitarre singen. Ein kleiner Vorgriff auf nach folgende Konzert des Guitarreros Jean-Paul Bourelly.
Als Zugabe spielt JO den Titel Kalk-Porz Romantik, der die besondere Stimmung der multikulturellen Arbeiterstadtteile Kalk und Porz musikalisch nachempfindet. Jo beyer lebt in Kalk. Ein lyrisches Piano-Gitarren Duett eröffnet das Stück. Sven Decker spielt eine Passage nur auf dem Mundstück seines Tenorsaxophons und Jo Beyer setzt Glöckchen und Rasseln ein. Ein Stimmungsvolles Stück. Unter heftigem Beifall wird die Band vom Publikum verabschiedet. Jo Beyer spricht den Festivalorganisator*innen seinen großen Dank aus, alles habe wunderbar funktioniert und die Musiker fühlten sich wertgeschätzt.
Nach den jungen aufstrebenden Musikern folgt mit dem Jean-Paul Bourelly Kiss the Sky Projekt eine Band mit langjährig erfahrenen afroamerikanischen Musikern. Bourelly stammt aus Chicago, ist dort mit dem Blues aufgewachsen. Er spielte mit Roy Hayes und Miles Davis, arbeitete lange mit Cassandra Wilson zusammen und lebt nuin über zwei Jahrzehnten in Berlin, dort gründete er 1995 mit Archie Shepp die Gruppe Boom Bob. Bourelly hat in Berlin ein eigenes kreatives Musikzentrum: JPGotMangos.
Sein Projekt Kiss the Sky gründete er, um sich der Musik seines Idols Jimi Hendrix zu widmen. Kiss the Sky ist eine Textzeile aus dem Hendrix Klassiker Purple Haze. Die Band ist in Triobesetzung, wie The Jimi Hendrix Expirience. Der Bassist Daryl Taylor aus Texas und Schlagzeuger Kenny Martin aus Brooklyn sind mit von der Partie, beide leben in Berlin. Daryl Taylor hat mit vielen Soulgrößen, wie Archie Bell & The Drells, zusammengearbeitet. Kenny Martin ist Mitglied der Bands Defunkt und Citizen X.
Auch wenn es ein Jimi Hendrix Projekt ist, gibt es auf dem Konzert kein einziges Cover eines Hendrix Songs. Jean-Paul Borelly geht es darum, den Geist der Gitarrenlegende Hendrix weiterzutragen.
Jean-Paul Bourelly spielt eine spezielle 7-saitige Gitarre, die eine zusätzliche tiefe Saite besitzt, damit er sich besser mit der Rhythmusgruppe verbinden kann. Auch in seinen Soli spielt er immer auch etwas Rhythmus.
Die Musik des Trios ist laut (zu laut für die Brotfabrik), das schmälert den Musikgenuss, auch wenn die hervorragende Organisation für Ohrstöpsel gesorgt hat.
Bourelly hat ein schier unerschöpfliches Repertoire an musikalischen Ideen, polyrhythmische Klänge treffen sich mit dem Blues seiner Heimatstadt. Ein Virtuose an der Gitarre.
Bei einigen Stücken singt er auch, teilweise mit Text oder auch ohne. Er singt bei einigen Passagen Unisono mit seiner Gitarre und wie es Hendrix u.a. im Song Gipsy Eyes macht.
Bei den letzten Stücken entfernt Bourelly seine tiefe siebte Saite. Der Sound kommt nun Jimi Hendrix noch etwas näher.
Das Konzert ist ein ganz besonderes Fest für Gitarrenfreunde.
Viele Konzerte des Jazzfestes sind ausverkauft, aber es gibt immer wieder zurückgegebne Karten. Bitte mailen an:
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