Bild für Beitrag: Jazzfest Bonn Doppelkonzert | LIUN+Science Fiction Band und Köster-Böhm Duo
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Jazzfest Bonn Doppelkonzert

LIUN+Science Fiction Band und Köster-Böhm Duo

Bonn, 29.05.2022
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Heike Fischer

Die beiden letzten Konzertabende des Jazzfests Bonn am 27. und 28.Mai sollten aufzeigen in welche Richtung der Jazz sich entwickele. Seit ein paar Jahren nimmt das Segment des tanzbaren Jazz wieder zu und gleichzeitig findet eine Orientierung zu kleineren akustischen Formaten statt. So beschrieb es Peter Materna , der künstlerische Leiter des Jazzfests. Bei den beiden Konzerten im Pantheon Theater in Bonn Beul wurde diese Entwicklung abgebildet, mit dem Duo Frederik Köster & Rainer Böhm aus Köln und LIUN + The Science Fiction Band aus Berlin.

Frederik Köster & Rainer Böhm

Als der Trompeter Frederik Köster, das letzte Mal 2016 im Pantheon auftrat, damals noch im alten Gebäude, spielte er ebenfalls in der eher seltenen Duo Formation, zusammen mit dem Pianisten Sebastian Sternal . Es war das letzte Konzert im alten Pantheon, vor dessen Abriss. Siehe Bericht: https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2016/koestersternalcanadapantheoncasino/

Nun spielte er wieder mit einem glänzenden Pianisten zusammen, mit Rainer Böhm. Die beiden Musiker sind kurzfristig für das Ambrose Akinmusire Quartet eingesprungen. Aber das Duo Frederik Köster & Rainer Böhm ist alles andere als ein Lückenfüller, zwei Ausnahme Musiker, die in ihren Bereichen zu den Besten in Deutschland zählen und auch international bekannt sind. Beide sind als Professoren an Musikhochschulen tätig.

Ihr Programm bestand aus Stücken von beiden Musikern. Die ersten Stücke waren alle vonRainer Böhm und die letzten Stücke von Frederik Köster geschrieben. Den Konzertbeginn machte das Stück Tune for DAD von Rainer Böhm. Frederik Köster spielte dabei auf dem Flügelhorn, zu dem er immer wieder während des Konzertes griff. Ein Duo mit zwei herausragenden Musikern ist immer etwas Besonderes. Für die Musiker ist es anstrengend, da sie fast ununterbrochen spielen. Das Publikum dagegen erlebt eine besondere Intimität im Zusammenspiel und eine große Intensität. So erlebte das Jazzfest Publikum den Tastenzauberer Böhm und den Trompetenstar Köster pur, ohne weitere Instrumente.

Es ist schwer, ein Stück besonders herauszuheben, da alle Stück großartig gespielt wurden. Trotzdem sind mir zwei Stücke besonders aufgefallen. Stufen, eine musikalische Umsetzung des berühmten Hermann Hesse Gedichtes. Das Stück ist sowohl lyrisch als auch vorwärts treibend und es war ein besonderer Genuss Rainer Böhms Spiel am Flügel zu erleben und ebenso die Trompete von Frederik Köster zu hören.Das zweite Stück, dass mir besonders gefallen hat, war Roadtrip von Frederik Köster. Geprägtvon der Musik des mittleren Ostens, ist es ein schnelles, Rhythmus betontes Stück. Das Klavierspiel von Rainer Böhm mit ungeheurer Schnelligkeit und gleichzeitiger Präzision war einer der Höhepunkte des Konzertes. Die druckvollen Linien von Frederik Kösters Trompete in den hohen Registern waren ebenfalls besonders eindrücklich. Als Zugabe gab es eine von Frederik Köster gesungene Gedichtrezitation der amerikanischen Dichterin Emily Dickinson: Further in Summer than the Birds. Mit diesem schönen Naturgedicht klang ein wunderbares Konzert aus. Ein Konzert mit vielen beeindruckenden Momenten voll Innerlichkeit und temperamentvollen Passagen.

LIUN + The Science Fiction Band

Die in Berlin lebende Schweizer Sängerin Lucia Cadotsch, Deutsche Jazzpreisträgerin 2021, war schon 2019 Gast auf dem Bonner Jazzfest, dem letzten vor der Pandemie. Sie spielte mit ihrem Trio Speak Low ebenfalls in Bonn Beul, aber nicht im Pantheon sondern in der Brotfabrik. Siehe Bericht:

https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2019/Lucia_Cadotsch_Speak_Low_und_Tobias_Hoffmann_Jazzfest_Bonn/

Während ihr Trio damals rein akustisch spielte und sie Chansons und Singer-Songwriter Stücke sang, ist sie nun mit einem elektronisch ausgerichteten Quintett auf dem Festival. Musikalisches Mastermind in ihrer Band ist der Saxophonist, Pianist, Komponist und Musikproduzent Wanja Slavin. Mit in der Band sind Mark Pringle am Keyboard, Bernhard Meyer am E-Bass und Fabian Rösch am Schlagzeug.

Mit einem furiosen Solo von Wanja Slavin als Intro zum Stück Cats begann das Konzert, langsam kamen dann E-Bass, Keyboards und Schlagzeug dazu. Neben den dann und wann eingesetzten Saxophonsoli, war Wanjs Slavin vor allem am Keyboard aktiv und spielte zwischendurch am Flügel. Lucia Cadotsch sang ihre Texte über diesen Synthie geprägten Sound. An manchen Stellen klang es wie gut gemachter Dreampop und erinnerte teilweise sogar an Lana del Rey. Fabian Rösch fügte dem Sound einen tanzbaren Beat mit rockigen Passagen hinzu, der von Bernhard Meyer am Bass unterstützt wurde. Der dreamige, etwas hallige Gesang passte hervorragend zum elektronischen Sound der Band, der alles andere als weichgespülter Synthie Klang war. Wanja Slavin setzte nicht nur minutenlange feurige Saxophonsoli ein, sondern spielte auch an den Keyboards vorwärts drängend. Bernhard Meyer und Fabian Rösch spielten ein fetziges Bass-Schlagzeug Duo und auch Mark Pringle, der neu in der Band ist, übte keine fromme Zurückhaltung. Die Musik des Trios Speak Low nannte der Bassist Petter Eldh Retro Futurismus, Retro Songs im futuristischen Gewand. Den Sound der Science Fiction Band könnte man dann als Elektronischen Jazz Futurismus bezeichnen. Die Musik weist weit über den Jazz hinaus, in den Indie Bereich und erreicht so auch ein jüngeres Publikum über den Jazz hinaus. Eine ausgeschlafene Band mit spannender Musik. Ein tolles Konzerterlebnis als vorletzter Gig des Festivals. Auch die Reihenfolge stimmte, erst das intimere Akustik Konzert, dann der dichte und volle Sound der Elektronik Band. Für LIUN + The Science Fiction Band ging es dann am nächsten Tag gleich weiter in Athen. Und das Jazzfest Bonn endete am nächsten Tag im Post Tower mit tanzbaren Jazz von ToyToy X Salomea und der Jazzrausch Bigband.

Nach zwei Jahren Pause ist die Bilanz des Festivals wieder sehr positiv. Das Publikum war wieder zurück, fast alle Konzerte waren ausverkauft und im nächsten Jahr wird es mit dem Jazzfest Bonn weitergehen.

https://www.jazzfest-bonn.de

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