Jazzfest Bonn auf Burg Lede
A-Capella Ensemble Of Cabbages and Kings
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Jazzfest Bonn - Heike Fischer
Das erste Konzert des Jazzfests Bonn findet Open Air in einem zauberhaften Rahmen, vor der Kulisse der Burg Lede in Bonn-Villich statt. Das Vokalensemble Of Cabbages and Kings eröffnet die Reihe der Nachholkonzerte. Das Jazzfest musste wegen der Corona Pandemie ausfallen und Peter Materna , der künstlerische Leiter, ist fest entschlossen die Konzerte nachzuholen.
Den Anfang machen nun Laura Totenhagen, Rebekka Salomea Ziegler, Veronika Morscher und Zola Mennenöh mit ihren ausdrucksstarken Liedern.
Nicht nur der Rahmen, mit der stimmungsvoll angestrahlten Kulisse der Burg Lede, ist bei diesem Konzert besonders, auch die äußeren Umstände sind ungewöhnlich. Es ist ein Kopfhörer Konzert, d.h. jede*r Besucher*in bekommt am Eingang einen Kopfhörer, über den sie dann dem Konzert folgen können. Bis zum endgültigen Sitzplatz, auf der Wiese des Burggrabens besteht, wie üblich, Maskenpflicht. Die Konzertbesucher bringen Decken, Campingstühle und Isomatten als Sitzgelegenheiten mit. Viele sind mit dem Fahrrad gekommen. Die Atmosphäre hat etwas von einem fröhlichen Spätsommerabend Picknick.
Eine Pause ist nicht erlaubt, deshalb singen Of Cabbages and Kings ein längeres Set.
Das Ensemble ist seit dem 6. Februar, anlässlich des Master Konzertes von Laura Totenhagen, nicht mehr aufgetreten. Auch die Proben fielen in dieser Zeit aus, erst zwei Tage vor dem Konzert wurde das erste Mal wieder geprobt. Aber die Sängerinnen sind so aufeinander eingespielt, dass dies beim Konzert überhaupt nicht ins Gewicht fällt.
Das Programm des Abends bietet einen Überblick über ihr gesamtes Schaffen.
Das erste Stück ist von der amerikanischen Frauenband Mountain Man, die traditionelle Musik der Appalachen singt. Veronika Morcher hat es für die Band arrangiert.
Zwei Shakespeare Sonette, die Laura Totenhagen bearbeitet hat, werden gesungen, sie stammen aus einem früheren Shakespeare Programm.
Auch andere Gedichtbearbeitungen werden vorgetragen, von Mascha Kalenko und Hannah Arendt arrangiert von Rebekka Salomea Ziegler. Keiner blickt Dir hinter das Gesicht von Erich Kästner wird in einer Bearbeitung von Veronika Morscher vorgetragen.
Eigene Texte haben die Künstlerinnen auch im Programm, z.B. von Zola Mennenöh oder von Laura Totenhagen.
Der Text von Lauras Stück Cycling hat einen sozialkritischen und genderpolitischen Hintergrund. Es geht um die Frauenorganisation Cairo Cycling Geckos, die sich gegen die Stigmatisierung von Frauen in Ägypten wehrt, die Fahrrad fahren. Die Frauen der Organisation radeln in arme Viertel und versorgen dort die Menschen. Siehe dazu das Interview mit Veronika Morscher:
https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2020/Veronika_Morscher_im_Radiogespraech/
Das Konzert zeichnet sich durch eine große inhaltliche Vielfalt aus. Und diese Vielfalt wird getragen von vier ausdrucksstarken Stimmen mit großem Tonumfang und von einem phantasievollen Arrangement. Es wird Unisono gesungen, Solo, als Duett oder im Trio. Es werden rhythmische Phrasen gescatet, es wird gesummt, durcheinander geredet und immer wieder werden traditionelle Songstrukturen aufgebrochen.
Mit Of Cabbages and Kings haben sich vier herausragende Sängerinnen zusammengefunden, die auf das Beste miteinander harmonieren und sich gegenseitig ergänzen und stützen. Beim konzentrierten Zuhören gerät völlig in Vergessenheit, das es ein Konzert ohne Instrumente ist. Of Cabbages and Kings, das sind vier Sängerinnen, die ihre Stimmen virtuos als Instrumente einsetzen.
Das Publikum ist von den schier unendlichen Variationen des Einsatzes der Stimmen so beeindruckt, dass die Sängerinnen drei Zugaben geben müssen.
Der Einstieg in das des Jazzfests Bonn ist ein rundum gelungenes Konzert, vom großartigen Gesang bis zum stimmungsvollen Ambiente.
Es bleibt zu hoffen, dass auch die weiteren Konzerte stattfinden können. Geplant ist als nächstes Konzert Jan Gabarek im November.
https://de-de.facebook.com/ofcabbagesandkingsvoc/
www.jazzfest-bonn.de