Jazz und bildende Kunst können gut miteinander
Susan Weinerts Rainbow Trio in der Sparda Lounge
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper
Das analoge Zeitalter mit Cassettenbändern und Vinylplatten kennen viele jüngere Musikfreunde nur noch vom Hörensagen. In Gregor Hildbrands neuer Ausstellung „Tönend hallt die Jugend“ in der Recklinghäuser Kunsthalle werden die Relikte von einst zum neuen künstlerischen Material. Mit Witz und Herzblut schuf Hildebrand neue Objekte aus alten Tonträgern: Da werden Magnetbänder zu großflächig monochromen Bildern verflochten, ebenso durchziehen den Raum große „Mauern“ aus geometrisch ansprechenden Kunststoffschalen. Jede davon war in ihrem früheren Leben eine Vinylschallplatte - die wohl noch so manchen Soundtrack aus der Jugend wie einen geheimen Schatz in sich trägt...
Im Rahmen der sparda-lounge heißt es seit einem Jahr sehr erfolgreich „Jazz in der Kunsthalle“. Ein Livekonzert ergänzt sich hier hervorragend mit dem Ausstellungsbesuch. Susan Weinerts Rainbow-Trio gab dem Publikum alles, was in maximaler spielerischer Vollendung so viel Seele verströmt. Ein unaufgeregter melodiöser Kammerjazz ist Sache dieses Trios. Susan Weinerts Virtuosität auf den Saiten ist nie sportlicher Selbstzweck - stattdessen geht es um den eloquenten gemeinsamen Austausch, wo vor allem Pianist Sebastian Voltz den profunden Gegenpol bietet. Bassist Martin Weinert zeigt sich als hellhöriger Vermittler mittendrin. Dass es keinen Schlagzeuger gibt, verstärkt das feinnervig klingende Geflecht nur noch. So geht Musik, die Luft zum Atmen lässt, und wo auch der trickreichsten Komplexität noch viel Leichtigkeit anhaftet. Die drei können aber auch mit richtig viel Biss drauflos swingen. Etwa, wenn ein hitzig aufflammendes Bebop-Thema zu gewitzten motivischen Duelle herausfordert. Dieser Jazz braucht sich niemandem zu beweisen, da hier drei Protagonisten tief auf ihre eigene innere Stimme hören. Oft sind stehen eigene Erlebnisse und Eindrücke als Inspirationsquellen ganz am Anfang – vielleicht die Kraniche, die im Herbst über das eigene Haus fliegen - und beim Konzert in der Kunsthalle einen lautmalerischen instrumentalen Hörfilm inspirierten.
Auch Kulturamtsleiterin Barbara Runau sieht einen erfreulichen Synergieeffekt, den die Verbindung von Livemusik und bildender Kunst an diesem Ort mit sich bringt: „Es fallen viele neue Gesichter auf, die früher noch nie in der Kunsthalle gewesen sind.“