Jazz & Talk
John Goldsby meets Laia Genc
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Zu seiner Duo-Reihe „Jazz & Talk“ hatte Weltklassebassist John Goldsby die brillante Pianistin Laia Genc eingeladen. Die zeigte nicht nur ihr Können am Steinway Flügel – begleitet von Goldsby am Bass -, sondern erzählte in lockerer Talk-Atmosphäre über sich und die Geschichten, die hinter ihren Stücken stecken.
Seit 2016 findet „Jazz & Talk“ regelmäßig bei Steinway & Sons Köln statt. Sechs bis acht Duopartner sucht John Goldsby sich pro Jahr aus, mit denen er dann einen Abend mit viel Musik und Gesprächen verbringt. In 2018 machte Simon Nabatov den Anfang, gefolgt von Christian Elsässer und anschließend Billy Test sowie Jeb Patton, bevor nun vor der Sommerpause Laia Genc – Grenzgängerin an der Schnittstelle von Jazz und kontemporärer Musik - den Gästen im Pianohaus gemeinsam mit Goldsby einen besonderen Abend bescherte.
Sie kennen sich schon länger – Laia Genc und John Goldsby. Bei einem Wettbewerb in Maastricht saß er in der Jury, als sie mit ihrem Trio „Liaison Tonique“ dort spielte. Zwar gewannen sie nicht – aber zwei Tage später rief er an und lud sie zu „Jazz & Talk“ ein. Ihre Kompositionen erzählen Geschichten, die der Zuhörer mitfühlen kann. Sie nimmt mit auf eine Reise. Oder in ihre Erinnerungen. So spielt sie „For Mara“ für eine Freundin, die während des Studiums 2000 der Liebe wegen nach Barcelona ging und immer noch dort ist. Dem Publikum berichtet sie davon und, dass sie dieses Stück sowohl Solo, als auch im Duo und Trio spielt. Von einer ganz speziellen, besonders kommunikativen Frau erzählt „Nasmir“. Eine Reise vom Balkan bis zum Jazz im 7/8-Rhythmus und ihrer türkischen Großmutter gewidmet. Auch zu „If I was to“ und „Breath“ gibt es Hintergrundinformationen. Laia Genc fasst Sachen in Bilder, wie bei „Everything is in“. Alles sei schon da, man müsse nur die richtigen Menschen finden. „Das Kind in mir ist manchmal sehr glücklich und manchmal sehr zornig, über das was in der Welt passiert, sagt sie – und besingt dies in dem Stück. „Julimond“ passte natürlich zu diesem lauen Juliabend in Köln. Es entstand aber nach einem Spaziergang mit ihrer Mutter an der Nordsee, als der Julivollmond an einem mittelblauen Himmel zu sehen war – ein ganz besonderes Zwielicht, eine ganz besondere Stimmung. Perfekt auch die Stimmung für die Zugabe: „Die Stille unter dem Meer“. Das setzte den Schlusspunkt zu einem Konzert bei dem sehr deutlich wurde: Klavier und Bass im Duo – das ist eigentlich schon vollständig. Wunderbar das Zusammenspiel der beiden grandiosen Musiker und eine Musikreihe, die in schönem Ambiente und lockerer Atmosphäre sehr kurzweilig und sehr empfehlenswert ist. Auch die Auswahl der Mitmusiker, die mit John Goldsby auftreten kann sich sehen und hören lassen. So wie diesmal Laia Genc . Geboren als halbe Türkin – deshalb auch das Lied für und von der Oma - und als ganze Preußin aufgewachsen in Berlin, konvertiert sie schließlich in Köln zur rheinischen Frohnatur und studierte an der Musikhochschule Köln Jazzpiano bei Hubert Nuß und Prof. John Taylor. Von 2004/2005 lebte sie ein Jahr lang in Paris und studierte dort am Consérvatoire National Supérieur De Musique Et De Dance De Paris. 2006 war sie mit dem Studium fertig und begann anschließend eine Masterclass für Jazz-Vocals am Conservatorium in Maastricht – Abschluss ist im Sommer in Aachen.
Ab Oktober geht es weiter mit der Reihe „Jazz & Talk“ bei Steinway & Sons Köln. Wer dann gemeinsam mit Kontrabassist John Goldsby in einer Duo-Formation zu erleben sein wird ist dann unter www.steinway-koeln.de und www.john.goldsby.de zu finden.