Bild für Beitrag: Jazz mit Format | Haryo Sedhono Group in Herne
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Jazz mit Format

Haryo Sedhono Group in Herne

Herne, 16.04.2012
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann

Es ist schon beeindruckend was das neue Label wunderbar-Records von Oliver Bartkowski da sprichwörtlich aus dem Boden gestampft hat. Bereits zum dritten Mal hintereinander waren die pre-release Konzerte des neuen Labels in der "Alten Druckerei 1926" Herne ausverkauft.

Am Samstagabend war, nach dem Sven Bergmann Quartett und Tropical Turn, die Haryo Sedhono Group an der Reihe. Der Kölner Haryo Sedhono trat mit seinem Quintett, bestehend aus Sven Bergmann (Klavier), Christoph Freier (drums), Stefan Werni (Bass) und Jan von Klewitz (Saxophon) an.

Das Ambiente in der Alten Druckerei, ein Kleinod, ein bischen versteckt, mitten in der Herner Innenstadt, in dem neben Konzerten auch Lesungen und Kunstausstellungen stattfinden, ist sehr stilvoll und hat ein wunderbares Flair. Beim Eintreten bleibt der Blick sofort an wunderbaren Bildern hängen. Noch abgelenkt staunend wird der Gast zurückhaltend und höflich nach der Eintrittskarte gefragt und ein Prosecco kredenzt .

Um Punkt 19:30 Uhr erschienen die Musiker auf der Bühne. Anzüge, Krawatten, auch das passt zu diesem Ambiente. Jazz mit Format? Die Erwartung steigt. Ob dass, was nun folgt den geweckten Erwartungen entspricht? Schließlich ist dieses Konzert eine Uraufführung eines neuen Jazzsängers, der seine erste CD "Close To You" präsentiert. Und mit wirklich gutenJazzsängernistDeutschlandja nun nicht gesegnet.

Zu BeginndesKonzertswardie Nervosität zu spüren, die der gelernte BWLer und hauptberufliche Manager vor seinem Debüt hatte. Nicht alle Töne passten auf Anhieb und die Art der Präsentation wirkte auch zunächst ein wenig steif. Einzig Jan von Klewitz am Saxophon brillierte gleich von Beginn an mit exzellenten, auf den Punkt gespielten Soli. Der Saxophonist von Nils Wülker war es auch, der seine Mitspieler sichtlich mitriss und die Basis für ein im weiteren Verlauf wunderbares Konzert lieferte.

Sedhono, immer lockerer, konnte nun seine wohlig-warme Stimme mehr und mehr in Szene setzen und begeisterte vor der Pause mit dem, nicht auf der CD veröffentlichten Jazzstandard "No more blues" (chega de saudade). Gut gewählt, denn das Publikum war so gespannt auf das zweite Set.

Sicherlich war noch nicht alles rund, aber eines ist bei Haryo Sedhono unbestritten spür- und hörbar: Er hat alles, was ein brillanter Jazzsänger braucht. Und dass ist in erster Linie eine prägnante Stimme und vor allem viel Empathie und Charisma für die sehr gefühlvollen Texte. Dies wird besonders auf der CD deutlich. Titel wie "Waltz for Debby" von Bill Evans und "Maybe It´s better this way", eine Eigenkomposition von Sven Bergmann und Haryo Sedhono, lassen bisweilen Erinnerungen an den jungen Chet Baker aufkommen. Getoppt werden aber diese Stücke noch von dem radiohead-Klassiker "Creep", den das Quintett genial interpretiert.

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