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Jazz ist übrigens längst nicht alles...

22. Malta Jazz Festival 2012

Valetta, 23.07.2012
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Klaus Pollkläsener

So hat man diesen Song der Beatles wohl noch nie gehört. Was Terri Lyne Carrington mit ihrer Band und Gastsängerin Dianne Reeves aus “Michelle” machen, ist eine aufregende Sache, wird das Stück doch zu einer packenden, treibenden Jazznummer, in der das Thema nur hin und wieder hochgespült wird. “The Mosaic Project” heißt ein 14 Stücke umfassendes Album, das die Schlagzeugerin im letzten Jahr veröffentlichte und mit vielen Sängerinnen bestückte. Beim “Malta Jazz Festival”ist davon nur Dianne Reeves auf der Bühne. Aber was heißt bei der Reeves schon nur? Wie die Amerikanerin mit Textzeilen arbeitet, sie scattend zerlegt, mit einer Inbrunst ihr großes Klangvolumen nutzt, das ist nach wie vor beeindruckend. Da kann “Body & Soul” auch mal als groovender Shuffle daherkommen – Dianne Reeves macht aus so einer Variante des bekannten Jazzstandards großes Ohrenkino.

Sandro Zerafa hat für die 22. Ausgabe des “Malta Jazz Festivals”wieder ein sehr schönes Programm für die drei Festivaltage zusammengestellt. Der in Frankreich lebende Jazzgitarrist aus Malta setzt auf große und nicht so große Namen - diese Mischung funktioniert. Auch wenn der Hardbop des US-Trompeters Jeremy Pelt zwar klasse gespielt war, aber mit seinen ewig gleichen Abläufen, auch was das Solieren betrifft, auf Konzertlänge gesehen doch wenig mitriss. Der aus London stammende Altsaxofonist Will Vinson überzeugte dagegen durchaus mit seinem geschmackvollen zeitgenössischen Jazz. Rhythmisch, melodisch und harmonisch bieten die Songs einiges und mit dem Gitarristen Lage Lund weiß der längst im Big Apple lebende Saxofonist einen ebenso versierten Solisten wie er es selbst ist an seiner Seite.

Einen absoluten Höhepunkt der drei Jazznächte im pittoresken Ta´ Liesse Grand Harbour von Maltas Hauptstadt Valletta bot Chano Dominguez mit seinen “Flamenco Sketches”, der flamencojazzigen Version von Miles Davis´ Kultalbum “Kind Of Blue”. Da kombiniert der Mann aus Cádiz mal eben “Blue In Green” mit einem Text des ebenfalls aus Cádiz stammenden, verstorbenen Dichters Rafael Alberti und es klingt so, als haben Worte und Musik schon immer zusammengehört. Mit Daniel Navarro brachte ein Flamencotänzer nicht nur das Publikum, sondern auch so manches Stück gehörig auf Touren. Dieser Flamenco-Miles war einer mit viel überbordendem, rhythmisch heißen Feuer im Blut. Mit Tigran Hamasyan schaute noch so ein rhythmisch wahnsinniger Tastendrücker beim diesjährigen Festival vorbei. Im Trio mit Bassist Sam Minae und Drummer Nate Wood zog der Armenier mit seiner fulminanten Mischung aus Jazz, Rock und armenischer Folkmusik den Energielevel oft ganz weit nach oben. Und inzwischen weiß Hamasyan nicht nur mit krachenden Rhythmen ein Publikum zu beeindrucken, sondern auch mit inhaltlicher Finesse.

Die besitzt auch das “World Sinfonia”-Projekt des Gitarrenvirtuosen Al Di Meola. Gonzalo Rubalcaba am Klavier tut Di Meolas Band hörbar gut, dessen World-Jazz ansonsten nach einiger Zeit schon ein wenig voraus ahnbar klingt. Und doch ist der Amerikaner nach wie vor ein Publikum-Magnet und lockte auch auf Malta die meisten Zuhörer an seinem Abend zum Festival.

Jazz ist übrigens längst nicht alles, was Malta an Kultur zu bieten hat. Schon in Valletta kann man sich den ganzen Tag lang satt sehen an Geschichte. Am Eingang zur Hauptstadt wird zudem derzeit die von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg zerbombte Oper nach Plänen des italienischen Stararchitekten Renzo Piano als Open Air-Theater wieder aufgebaut. Ende September gibt es in der Stadt wieder die Notte Bianca. Eine ganze Nacht lang haben dann die Museen, historischen Gebäude, privaten und öffentlichen Kunstgalerien und andere Kulturinstitutionen geöffnet, um bei freiem Eintritt Musik, Tanz, Film oder Theateraufführung zu offerieren. Und für den kommenden Januar ist bereits erstmalig ein hochkarätiges Barock-Festival in Planung. Malta hat viel zu bieten neben gut 300 Sonnentagen im Jahr.

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