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Jasper van’t Hofs Neueinspielung

Solo-Konzert der Sonderklasse

Bochum, 17.06.2019
TEXT: Heinrich Brinkmöller-Becker | FOTO: Heinrich Brinkmöller-Becker

Gerade kommt er aus New York von der Aufnahme seines neuen Albums zurück, in den nächsten Tagen konzertiert er in England: Der Pianist Jasper van’t Hof ist ein umtriebig gebliebener Weltenbummler, nicht nur biographisch, sondern auch in der stilistischen Vielfalt, die sein Pianistenleben ausmacht: Bebop, Free Jazz, Groove Jazz, Jazz-Rock, Fusion, Weltmusik - all diese Einflüsse hat er in sein Spiel aufgenommen und damit das europäische Jazz-Leben wesentlich geprägt.

Nach einem erfolgreichen Solo-Konzert im letzten Jahr im Kunstmuseum Bochum kommt er nun zurück, um einer besonderen Form der Erinnerung zu frönen. Er spielt sein Album Flowers Allover aus dem Jahre 1978 neu ein. Die Platte wurde seinerzeit von dem Schwarzwälder MPS-Label veröffentlicht, Jasper van’t Hof erzählt stolz, die Aufnahme in Villingen auf dem Oscar Peterson-Flügel gespielt zu haben. Und warum eine Neu-Aufnahme, warum im Kunstmuseum Bochum? Nun, nach 40 Jahren reizt den Pianisten eine neue Auseinandersetzung mit dem Material, das nie als CD erschienen ist, das Bochumer Publikum scheint ihm besonders zu gefallen. In der Anmoderation der Titel wie La Truite weist er kokettierend darauf hin, sich gar nicht mehr an das Ausgangsmaterial erinnern zu können, so bliebe nur, die melodischen Parts neu zu harmonisieren. Das ist im Jazz sicher nichts Ungewöhnliches, ungewöhnlich gut ist dabei, wie dies umgesetzt wird: Jasper van’t Hof erweist sich Meister der 88 Tasten, was bei seinem Einsatz durchaus wörtlich zu nehmen ist. Impressionistisch zart beginnen Stücke wie die Ballade The Door Is Open – vielen in Erinnerung in der Version mit dem Alt-Saxophonisten Charlie Mariano - , um in scharfkantige Akkorde und perlende Läufe umzuschlagen.Das ruhig-zurückhaltende Transitory - ebenfalls aus van’t Hofs Pork Pie-Zeit - kippt, wenn plötzlich im Diskant einsetzend, ein starker Anschlag mit vollem Körpereinsatz einen spannungsgeladenen Widerpart zu den Lyrismen und melodiösen Ansätzen erzeugt. The Conductor oder Madam Octopus leben von der Rhythmusfigur der linken Hand, kraftvolle schnelle Läufe bis hin zu perkussiv eingesetzter flacher rechter Hand hinterlassen beim ungläubigen Zuhörer Zweifel daran, dass der vertrackte Rhythmus mit melodiösen Parts und ständig wechselnden Akkorden von nur zehn Fingern bewerkstelligt sein soll. Bei dem Tanz Pas de deux legt der Tastenhexer über den Dreiviertel-Takt arpeggienreiche Kapriolen. Das am Schluss gespielte titelgebende Flowers Allover besticht – wie das gesamte Konzert – durch ein Bouquet an pianistischen Einfällen.

Insgesamt begeistert am Spiel Jasper van’t Hofs die gelungene Verbindung der musikalischen Parameter: die lyrisch-melodiösen Ansätze, die vom Pianisten mitgesummt werden, die bei einem gewissen Hang zum Hymnisch-Pathetischen nie ins Sentimentale oder Ohrwurmartige abdriften; die zupackenden kraftvoll gespielten Rhythmen; die wechselnden Harmonien, v.a. eine raffiniert-virtuose Spieltechnik mit entsprechendem Pedaleinsatz und die scheinbar nie endenden improvisatorischen Ideen. Das alles trifft auch auf die Zugabe zu: Mit Peace von Horace Silver endet ein Solo-Abend des völlig allürenfreien, überaus humorvollen Star-Pianisten der europäischen Jazzszene. Ein völlig begeistertes Publikum dankt Jasper van’t Hof mit stehenden Ovationen, gespannt sein darf man auf die digitale Reproduktion eines Konzertes der Sonderklasse.

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