Jasper van't Hof
"My Story" 50-jähriges Bühnenjubiläum
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert
15. Januar, ein stürmischer, ungemütlicher Sonntagnachmittag, an dem man lieber zu Hause bleibt. Doch die RIFF Bermudahalle in Bochum ist fast voll, denn Jasper van’t Hof feiert dort sein 50-jähriges Bühnenjubiläum.
Der große schwarze Flügel steht mitten auf der Bühne, es ist ja ein Solo-Konzert. Mit dem aufgeklappten Deckel sieht er aus wie ein riesiges Insekt, das vielleicht gleich abheben will. Doch da kommt schon Jasper auf die Bühne. Wie immer beginnt er schon im Stehen zu spielen.
50-jähriges Bühnenjubiläum in Bochum, das ist ein Kompliment für die Stadt. Aber warum im RIFF, warum nicht im Kunstmuseum? Produzent Oliver Bartkowski erklärt, dass Jasper am liebsten hier spielt wegen der ‚Wohnzimmer-Atmosphäre‘. Und Publikum und Künstler trennt hier wirklich nur eine kurze Distanz, denn der Flügel steht ganz vorne, etwas quer, so dass Jasper sich leicht ans Publikum wenden kann, das er immer wieder anspricht.
- Jasper van’t Hof
Über Jasper van’t Hof, den niederländischen Jazzpianisten von Weltruf, haben wir schon oft berichtet. Sein letztes Bochumer Konzert hat auch hier im RIFF stattgefunden verbunden mit einer Fotoausstellung. Schon 2020 wurde im Kunstmuseum das Live Album Flowers Allover aufgenommen. Von der limitierten Box mit CD, Stick und Textbooklet sind nur noch 6 Stück sind übrig und auch die werden hier bald über die Theke gehen.
Die Musik von Jasper passt in kein Jazzschema. Keine Standards, kein Free Jazz, keine traditionelle Abfolge von Melodie und Solo. Es geht schon eher in Richtung Kunstmusik. Jasper hat es in seiner langen Karriere geschafft, Jazz, Rock, freie Improvisation und andere Stile immer wieder neu zu kombinieren. Zwischen seinen Aufnahmen im Jazzrock, Piri Piri und seinem letzten Album liegen Welten. Und so klingt seine Musik sehr unterschiedlich, mal impressionisstisch, dann rockig, klassisch, sakral-gewichtig – er ist eben ein Multi-Stilist.
Doch Jasper bringt alle diese Welten zusammen, heute auf dieser Bühne im Riff. „My story“ will er heute präsentieren und natürlich sind einige Stücke dabei, die er zusammen mit Charles Mariano aufgenommen hat.
Lazy Day, das er 1966 mit seiner Pork Pie Band (Don Alias, Philip Catherine, Charlie Mariano) für das Album Operanoïa aufgenommen hat, klingt hier als Piano Solo ganz anders. Jasper spielt diesen Blues sehr energisch mit harten Akkorden, gar nicht blue, als ob die Traurigkeit in Aggression umgeschlagen wäre. Zu hören sind u. a. noch The Door is open vom Album Flowers Allover, The Way she looks, Schwester Johanna und ein „Waltz“ ist dabei. Da sind zwei Stunden schnell rum. Als Zugabe Peace von Horace Silver, das spielt er zwar oft, aber im Moment hat es eine aktuelle Bedeutung, denn „Es schmerzt die Zeitung zu lesen“, sagt Jasper, er summt mit und ist selbst sichtlich bewegt
- Jasper als Entertainer
Jasper hat auch Entertainer-Qualitäten. Manchmal setzt er seine Stücke nach dem Spielen gestisch fort mit erhobenen Händen. Oder er bemerkt zu einem Stück: „schwierig“, und zupft dann an einer Klaviersaite herum. Dabei erinnert er manchmal unwillkürlich an Charlie Chaplin. Mimik und Gestik spielen eine große Rolle, auch beim Spielen. Ist das weiße Handtuch eine satirische Reminiszenz an den Bademantel von Udo Jürgens? Doch all das sind keine Starallüren, es ist keine Show, es macht einfach seine überaus sympathische Persönlichkeit aus.
Erst im letzten Oktober hat er mit der
Paul Heller
Band das Album Conversations veröffentlicht, das kurz nach dem Tod von Ack van Rooyen zu dessen Gedenken aufgenommen wurde. Wir werden darüber berichten.