Jamie Cullum
Im Doppelpack vor ausverkauftem Haus
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Nach drei Jahren Wartezeit gleich zwei Abende hintereinander – Jamie Cullum im Forum Leverkusen anlässlich der 43. Leverkusener Jazztage. Und der Live-Performer reißt sie alle mit.
Voll Energie und immer dem Publikum zugewandt zelebriert der kleine Brite sein Konzert im Forum. Singer-Songwriter, Multiinstrumentalist und Popstar Jamie Cullum bringt einen Querschnitt aus seinen Songs. So das „Taller" aus dem achten Studiowerk aus 2019, auf das die Fans ganze fünf Jahre warten mussten. Aber das hatte sich gelohnt. Ebenso wie das Warten auf einen Auftritt bei den Leverkusener Jazztagen. Jamie Cullum hat sich einen grandiosen Ruf als Live-Performer aufgebaut – und dem wird er auch gleich an zwei Tagen bei den 43. Leverkusener Jazztagen gerecht.
Mit seiner unverwechselbaren Stimme und als ein unbestrittener Gigant am Piano flasht er das Publikum mit dem ersten Ton. Ein Grammy, zwei Golden Globes sowie drei Brit-Awards erhielt der Ausnahmekünstler bereits. Er ist ein Klaviervirtuose und auch die zarten Töne – sowohl am Klavier als auch stimmlich - kann er perfekt. Wie die Ballade „All At Sea“ gefolgt vom Dinah Washington Cover „What A Difference A Day Makes“. Das wird so ganz zu seinem Lied. Auch der Ed Sheeran Song „Shape Of You“ in seiner ganz eigenen Variante. Und nein, er klingt nicht wie Michael Bublé, Michael Patrick Kelly oder Ed Sheeran. In seiner Stimme ist etwas unnachahmlich Spezielles – einerseits kraftvoll und andererseits brüchig -, das auch gecoverte Stücke vollkommen anders klingen lässt. Eigene, wie „Mankind“ singt er natürlich auch in Leverkusen – gemeinsam mit seinem Backround-Sängern Aisha Stuart und Marc Henderson. Mit der ganzen Band – dazu zählen außerdem Drummer Neal Wilkinson, Bassist Loz Garratt, an Percussion und Saxophon Tom Richards, Rory Simmons an der Trompete sowie Gitarrist Tom Varrall - dann das „Don’t Give Up On Me“.
Gerne wäre er früher wieder hierhin gekommen. „Lasst uns die Réunion feiern“ forderte er das Publikum auf und zeigte gleich mal, wie man sich dazu bewegt. Als er vor über 20 Jahren das erste Mal in Germany auftrat, war er in "Bavaria", erzählt er. In Murnau fand das damals statt. Und auch wenn der Sänger und Pianist aus Essex inzwischen über 40 Jahre alt ist, wirkt er jungenhaft heiter, so wie er schon vor Jahren erst Clubs, dann Konzerthallen zum Kochen gebracht hat. Dabei wechselt Jamie Cullum gekonnt zwischen verschiedenen musikalischen Genres, hat in Soul-, Pop- und sogar Rock ebenso wie im Jazz dabei – und aus diesen Genres kommen auch seine Anhänger. Also sehr breit gefächert.
In Leverkusen ein „Run Devil Run“ und auch das „You And Me Are Gone“ - mit Tom Richards an der Klarinette und Jamie Cullum zusätzlich an den Drums, bevor Neal Wilkinson sein Drum-Solo startete. Anschließend kochten sie den Saal noch einmal richtig rockig auf, um in einen groovigen Jazz überzugehen. Zur Zugabe das „I’ve Got You Under My Skin“, bei dem das Energiebündel Cullum auf den Flügel kletterte und auf der Bühne rumsprang. Nun bleibt zu hoffen, dass das nächste Leverkusener Konzert mit Jamie Cullum nicht wieder so lange auf sich warten lässt. Am 16. Dezember tritt er in London auf und das nächste bisher feststehende Konzert in Deutschland findet am 13. Oktober 2023 im Kuppelsaal in Hannover statt.
Und noch ein Tipp für Weihnachten: Jamie Cullum hat ein wirklich sehr hörenswertes Album mit festlichen Klängen, Big-Band-Sound und zehn originellen, selbstkomponierten Weihnachtsliedern – bereits 2021– herausgebracht: „The Pianoman At Christmas“. Vorab erschien „Turn On The Light“ aus diesem Album.