Bild für Beitrag: Intuitives Verständnis | Christan Hammer und Martin Scholz im Duo
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Intuitives Verständnis

Christan Hammer und Martin Scholz im Duo

Münster, 20.12.2015
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Sich gut kennen. Auf eine gemeinsame Sache eingeschworen sein. Hellhörig für die Ideen des anderen sein und sich davon inspirieren lassen. Sich aneinander reiben, aber auch den Gleichklang finden. Austausch pflegen, der nie erschöpft ist – gute Freundschaften funktionieren so. Aber auch lang gereifte musikalische Beziehungen können solche reichen Früchte tragen. Der Pianist Martin Scholz und der Gitarrist Christian Hammer sind in dieser Hinsicht bereits ewige Weggefährten - und pflegten auf einem kammermusikalischen Duo-Konzert den tiefen musikalischen Ideenaustausch.

Wenn die beiden im Duo aufspielen, lebt ein intuitives Gespür für die gemeinsame Symbiose, die in einer spontanen Adhoc-begegnung, wie es so viele im Jazz gibt, ja geben muss, wohl nicht so ohne weitere möglich wäre.

Klavier und Gitarre im Duo – das verspricht viel kammermusikalische Luftigkeit. Also ist genug Raum da, im Dialog eine hellhörig in die Gegenwart weitergedachte Jazzidiomatik atmen zu lassen- hier kann jeder seinen Charakter entfalten. In diesem Fall ist es zum einen die impulsive Tastenkunst von Martin Scholz: Er liebt vor allem das akzentuierte, pulsierende, gerne auch perkussiv zugespitzte Spiel – also ist her in dieser Konstellation Rhythmusgruppe genug. Christian Hammer , dessen gitarristisches Spektrum weit gespannt ist, zeigt sich als empfindsamer Gegenpol, dessen Saitenkunst sich mit dem extrovertierten Spiel seines Partners einfühlsam zu verzahnen weiß. Und das Spiel auf der Halbakustischen ist präsent genug, dass es der quicklebendigen Pianistik von Martin Scholz hinreichend Paroli bietet.

Beide verleiben sich für dieses Spiel vielfältige Ideen und entwickeln sie mit unprätentiöser Verspieltheitheit weiter. Viele Eigenkompositionen treffen auf Neuinterpretationen von Standards seitens Duke Ellinghton oder Count Basie. Vor allem eine Nummer des letztgenannten Jazz-Heroen liefert ganz viel Angriffsfläche für kühne spielerische Exkurse und noch mehr improvisatorische Eloquenz: Ein chromatisches Motiv im Zentrum gibt allen Freiraum, um die ganze Trickkiste aufzumachen: Motivik zerlegen. Etwas neues draus entwickeln. Sich spontan Bälle zuspielen. Intensivität, die nie aufdringlich wirkt, entfalten.

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