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Intimer Dialog

Ein Soloabend mit Johanna Summer in Hürth

Hürth, 28.04.2022
TEXT: Dr. Michael Vogt | FOTO: Stefan Pieper

Eine Sternstunde der musikalischen Improvisation durfte das Publikum am Wochenende im Löhrerhof in Alt-Hürth erleben. Auf Einladung des Jazzclubs Hürth war die junge Pianistin Johanna Summer in den stimmungsvoll beleuchteten historischen Bauernhof gekommen, um in die Musikwelt ihrer beim Label ACT erschienenen CD „Schumann Kaleidoskop“zu entführen.

Auf der Einspielung setzt sie sich mit Robert Schumanns Klavierzyklus „Kinderszenen“ und dem „Album für die Jugend“ des Komponisten auseinander. Beide Zyklen lernte Summer bereits als Kind während ihrer Klavierausbildung kennen. Seitdem hat sie die Musik nie wieder losgelassen.Wie lange vergessene, liebgewonnene ErinnerungenWer ihre von der Kritik geradezu euphorisch gefeierte Aufnahme im Vorfeld des Konzerts bereits kannte, wurde mit neuen Eindrücken belohnt. Denn Johanna Summer weiß nie genau, wohin sie die Inspiration treiben wird, wenn sie sich an ihren Flügel setzt, wie sie im Anschluss an das Konzert verriet. Fest steht für die Pianistin im Vorfeld eigentlich nur, über welche Stücke sie improvisieren wird. In Hürth machte sie „Von fremden Ländern und Menschen“, „Erster Verlust“, „Hasche-Mann“, „Glückes genug“, „Ritter vom Steckenpferd“ sowie die bekannteste Komposition des Kinderszenen-Zyklus’ „Träumerei“ zur Grundlage ihrer musikalischen Improvisationen.

Schon mit der ersten, absteigenden Tonfolge eröffnete Summer weite Klanglandschaften, in denen Harmonien und Motive wellenartig an nebelverhangene, harmonisch vieldeutige Küsten brandeten. Summer ließ sich Zeit, um die Bezüge zu den Schumann-Kompositionen offenzulegen. Überraschend tauchten aus dem großen Strudel der Töne die Erinnerungsmotive an die Schumann-Originale auf. Teils wie lange vergessene, liebgewonnene Erinnerungen, teils in schillernder Verwandlung, auszumachen in perlenden Tonkaskaden, dann aber doch als plötzliche Gewissheit inmitten ahnungsvolle Fragestellungen aufleuchtend.

Intimer Dialog mit der Musik

Gerade in solchen Momenten zeigten sich die Strukturen des Originals nahezu in unverhüllter Deutlichkeit, verstärkt in ihrer romantischen Wirkung, in einer bis zur Gespanntheit gesteigerten Empfindsamkeit. Überhaupt ist Johanna Summers Ansatz weit davon entfernt, klassische Musik zu verjazzen, altbekannte Kompositionen mit ein paar Blue Notes und einer Handvoll unregelmäßiger Takte in ein neues Gewand zu kleiden, das ihnen mehr oder weniger gut passt. Johanna Summer führt einen intimen Dialog mit der Musik, über die sie improvisiert. Sie macht sich bei jeder Neuinterpretation auf eine Reise, deren Ziel sie noch nicht kennt. Sie durchmisst Klanglandschaften, blickt lange in die Abgründe, die unter der Oberfläche lauern, setzt sich der Düsternis, der Unrast, der Aggression aus, die sie dort vorfindet, um dann wieder in lyrische Gefilde aufzusteigen – ein Spiel mit Licht und Schatten, Formen und Anregungen, Motiven und Inspirationen. Das, was Johanna Summer in Hürth bot, war keine platte Aneignung, wie es derer so viele gibt. Es war ein fruchtbares Zwiegespräch mit Robert Schumann und seiner Epoche, das von der Kritik vollkommen zurecht gefeiert wird.

„Musikalische Glücksmomente“

Davon zeigt sich auch Günter Reiners im Anschluss an das Konzert überzeugt. Der Vorsitzende des Jazzclubs Hürth e. V., der sich im Namen seines Vereins bei Johanna Summer mit einem Blumenstrauß bedankte, freute sich über den anhaltenden Applaus und die begeisterten Rückmeldungen aus dem Publikum. „Johanna Summer ist eine Meisterin der leisen Töne, eine Künstlerin, die mit dem ganz feinen Pinsel malt. Mit unserem Konzert haben wir wieder einmal die Vielfalt des Jazz gezeigt und auch dafür gesorgt, dass in unserem Programm die enorme Bandbreite der musikalischen Entwicklungen nicht aus dem Blick gerät, die heute zum Reichtum des internationalen Jazz beiträgt. Wenn dabei noch solche musikalischen Glücksmomente herauskommen, wie sie uns Johanna Summer gerade eben beschert hat, dann ist das ein doppelter Gewinn für uns, unser Publikum und die Hürther Kultur!“

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