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Internationa Jazz Day

David Murray und das Andreas Fauth Quartett auf der Burg Linn

Krefeld, 07.05.2023
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Zumindest symbolisch rückt die Welt einmal im Jahr durch den Jazz näher zusammen. Der „International Jazz Day“ der UNESCO begreift diese Musikform als Kulturerbe und gelebte Praxis für Toleranz. Auch wenn die weltpolitische Lage mit solchen Tugenden im Moment überhaupt nicht nachkommen will, so führt diese junge Tradition doch dazu, dass zum Frühlingsbeginn überall Jazz erklingt. Der Jazzclub Krefeld mischt hier tatkräftig mit – und so teilte in der Burg Linn viel Publikum die Musik dieses Abends.

Bürgermeister Frank Meyer fand zuvor die passenden Worte und holte auch etwas weiter aus, redete über den gegenwärtigen Krieg in der Ukraine. In Russland hingegen sei es in Sachen Jazz jetzt eher still geworden, wo es keine freie Kultur mehr gibt.

Guter Mainstream-Jazz hat mit "dem Mainstream" nix zu tun...

Dass der Rest der Welt dies zumeist anders sieht, stellten zwei exquisite Bands auf der Burg Linn klar: Das Andreas Feith Quartett vereint Spitzenmusiker aus Nürnberg und Köln. Wenn man dieser versierten Band Spielfreude attestiert, muss vor allem das Wörtchen Freude ganz dick unterstrichen werden. Die vier stürzten sich in einen beseelten, hellsichtigen Mainstream-Jazz in bestem Sinne und mit persönlicher Note. Nicht falsch verstehen – dieses Etikett hat mit dem Kampfbegriff des „Mainstreams“ nichts zu tun, sondern meint das klassisch-zeitlose Koordinatensystem von Kompositionen, gekonnter Improvisation und ausdrucksstarker Instrumentenbeherrschung. Die vier Musiker bewegten sich mit wunderbar hellhörig und leichtfüßigkeit in dieser Welt aus musikalischen Möglichkeiten.

Mehr Bestform geht nicht

David Murray ist einer der vielbeschäftigsten Saxophonisten auf diesem Planeten und war daher auch ein idealer Gast für diesen Abend. Mit seinem ganz neuen Trio zeigte sich der 68jährige in absoluter Bestform. Unglaublich, wie diese gerade erst gegründete Band an einem Strang zieht und sich fast minimalistisch auf ein großes Ziel fokussiert: Nämlich mit einem ungestümen Spiel die Welt ins Beben zu versetzen. Murrays Spiel auf dem Tenorsax ist eine stürmische, gleißende Welt für sich, wenn er seine Läufe himmelhoch schraubt, sich in Obertonregionen und Flagolettregistern austobt, wenn er mit Zirkularatmung und Überblastechniken die Grenzen des Vorstellbaren durchstößt. Vor allem: Das läuft in jedem Moment auf beseelte Musik hinaus. Repetierte Melodien erinnern an afrikanische Gesänge oder an die heitere Sonnigkeit eines Albert Ayler oder gründen auch mal tief in Gospel und Blues. Es war aber nicht nur dieser, scheinbar sich gerade selbst neu erfindende Spieler allein, der den Abend in Krefeld zu etwas ganz Großem macht. Schlagzeuger Kassa Overall lotete energisch die Grenzen zwischen betonter und unbetonter Zählzeit aus. Man merkt, dass diese Rhythmik auch aus Hiphop und anderen Gefilden ihre Nahrung bezieht. Bassist Luke Stewart ist ein anderes junges Talent aus der aktuellen US-Szene. Übrigens kollaborierte er auch mit der Trompeterin Jamie Branch, die in Krefeld mehrfach zu Gast war und im letzten Jahr überraschend verstarb. Luke Stewart agiert im neuen David Murray Trio schlichtweg unglaublich, wie er bebende Klangmassen zu ostinaten Tonfolgen formt, wie er unablässig mit neu variierten Ideen einen mächtigen Transmissionsriemen für die beseelte Mechanik dieser Band herstellt. Energischer kann man die universelle Botschaft des Jazz nicht in die Welt hinaus schallen lassen.


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