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Interaktiv

Bill Frisell Trio im Ebertbad

Oberhausen, 16.05.2024
TEXT: Peter E. Rytz | FOTO: Peter E. Rytz

Bill Frisell ist mit seinem langjährigen Trio im Ebertbad in Oberhausen zu Gast - nach dem John Scofield Trio (Scofield zu Hause in Oberhausen vom 26.03.24) sowie dem Dave Holland Trio (Ohne Wenn und Aber vom 11.04.24) in diesem Frühjahr ein weiteres Jazz-Highlight. Überraschend bleiben die letzten drei Reihen unbesetzt. Frisells Standing in der Szene ist spätestens mit dem Dokumentarfilm Bill Frisell: A Portrait (2017) von Emma Franz schon jetzt eine Jazz-Monument.

Der über Jahrzehnte zu einer Gitarrenlegende gereifte Frisell (Jahrgang 1951) hat mit dem Bassisten Thomas Morgan (Jahrgang 1981) und dem Drummer Rudy Royston (Jahrgang 1971) ein exorbitantes Trio-Spiel entwickelt. Obwohl verschiedenen Generationen angehörend, sind sie Partner mit- und füreinander. Sie sind musikalisch flexibel und spontan genug, sowohl Frisell als auch jedem einzelnen von ihnen zu folgen. Ein Triospiel, das in vielen Konzertauftritten eine unverwechselbare Authentizität entwickelt hat. Bekannte Frisell-Kompositionen sowie populäre Folk- und Standard-Titel werden mit akzentuierten Akkordbrechungen überraschend rekonstruiert.

Auf Augenhöhe

Auf Augenhöhe finden sie sich im Ebertbad zu einem interaktiven Grooven zusammen. Soundlinien von jetzt auf gleich verlangsamend oder beschleunigend. Auffrischende Phrasierungen setzen Reflexionspunkte, so als würde während eines Gesprächs ein neuer Gedanke plötzlich aufblitzen, der mitgeteilt sein will. Frisells geschmeidig betonte, mit Eleganz von Morgan und Royston kommunizierte Gitarrenläufe messen ein musikalisches Terrain aus, das sich mitunter in selbstreferentieller Verliebtheit gefällt.

Solche Kipppunkt-Momente sind für Morgan und Royston unmittelbare Anlässe, die vom Gitarristen dominierten Gesprächslinien umzubiegen. Dass das nicht wider Frisell geschieht, sondern von ihm mit zustimmenden Lächeln goutiert wird, lässt sich in Folge eines Drum-Solos ablesen. Roysten trommelt überwiegend mit geschlossenen Augen, gleichwohl mit wachem Rhythmusgefühl für den relevanten Beat-Kontrast. Nur mit wenigen Augenaufschlägen vergewissert er sich, wohin Frisell gerade unterwegs ist.

Währenddessen lauscht Morgan in der Haltung eines aufmerksamen Schülers, der nichts verpassen will. Der Bass ruht in der linken Hand. Die Rechte schwebt über den Saiten – und greift akkurat in sie, nimmt Roystons Akkord-Arabesken an. Schleicht sich in sie gleichsam hinein, um selbst die Improvisation zu zelebrieren. Morgans Solo interagiert farbenfroh mit Frisells Akkordtönen. Ausdruck einer tiefen musikalischen Beziehung, die ebenso zutiefst lyrisch wie abenteuerlich ist. Wenn Thomas mit mir spielt, ist es, als würde er eine Zeitreise unternehmen….Rudy ist auch erstaunlich präsent…Sein ganzes Wesen steckt in der Musik, schwärmt Frisell.

Im Oberhausener Konzert entlädt sich eine kommunikative Energie, die originär wie originell klingt. Es scheint, als stecke hinter jedem Impact der Sets eine Botschaft. In Variationen jene von untilgbarer Zuversicht getragene: We Shall Overcome.

15.05.24

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