Inspiriende Reflektion in der Philharmonie
Das skandinavische Trio Rymden
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Bugge Wesseltoft, Dan Berglund und Magnus Öström bilden das Trio "Rymden". In Köln entführten die Skandinavier ihr Publikum in facettenreiche Klangwelten.
2017 spielte das skandinavische Trio „Rymden“ erstmals beim Bergen Nattjazz Festival. Zwei der drei Musiker zählten bis 2008 zum legendären Esbjörn-Svenson-Trio – kurz e.s.t. Es war eins der erfolgreichsten Pianotrios der Moderne. Nach dem Tod von Svenson wirkten die beiden Schweden Berglund und Öström in anderen Projekten mit. Nun gibt es wieder ein Pianotrio. Gemeinsam mit dem norwegischen Tasten-Tüftler Bugge Wesseltoft, der mit seinem Projekt „New Conception of Jazz“ einen ganz eigenen Musikstil (in dem er akustische und elektronische Klänge ineinander verwebt) geschaffen hat, formieren sie nun das Ensemble „Rymden“. Und das hat es in sich.
2019 erschien das Debütalbum „Reflections & Odysseys“, aus dem sie einige Stücke in der Kölner Philharmonie präsentierten. Der gemeinsame Weg begann in „Bergen“ und so ist auch eins der Stücke betitelt. Drummer Magnus Öström fungiert als Moderator mit viel Witz bei diesem Konzert. Auch seine Schlagzeug-Percussion-Soli sind ganz besonders. Die beiden Mitmusiker stehen ihm allerdings in nichts nach. Berglund wiegt und umarmt seinen Bass und entlockt ihm wunderbare Klänge. Wesseltoft spielt Flügel und Keyboard – im Wechsel und teilweise gleichzeitig. Dazu arbeitet er mit viel elektronischen Verfeinerungen. Es geht mit „Rymden“ in sphärische Klangwelten, wie in „Orbiting“ oder es wird ganz balladesk mit „Homegrown“. Ein ganz spezielles Gute-Nacht-Lied haben sie für Lucky Luke komponiert. „Der mit dem Pferd. Der immer alleine war – ach nein, er hatte ja sein Pferd“, kommentiert dies Öström. „The Lugubrious Youth of Lucky Luke“ ist ähnlich wie "The Celestial Dog and the Funeral Ship" -beides typische Öström-Titel, die sich mit und mit zu einem brillanten, balladesk-getriebenen Stück aufbäumen. Die Musik von Rymden und somit auch ihre CD „Reflections and Odysseys“ – die viele Gäste gerne signiert mit nach Hause nahmen - ist ein bemerkenswertes Dokument, das fest in Skandinaviens eigener, ganz spezifischer Jazztradition steht. Ihre Musik fühlt sich gut an und auch die Interaktion zwischen Piano, Bass und Schlagwerk sind äußerst homogen. Auch ein noch neues Stück haben sie dabei. Es klingt sehr funky und wird wahrscheinlich mit „Terminal 1“ oder „Charles de Gaulle“ betitelt werden - die Verbindung zum gleichnamigen Flughafens ist gewollt und hörbar.
Die drei Musiker sind wahre Meister ihres Fachs und gelten als absolute Kapazitäten. Bugge Wesseltoft interpretierte schon 1997 auf besondere Weise Christmas-Evergreens und hat mit seinem „Jazzland“-Label eine Plattform für die Musikszene in und aus seiner Heimat geschaffen. Dan Berglund ist schwedischer Kontrabassist, der vor allem im Jazz- und Fusionbereich hervorgetreten ist. Im Pianotrio e.s.t. machte er durch seine virtuose Technik und den ungewohnten Einsatz von besonderen Effekten auf sich aufmerksam. Berglunds "Tonbruket" und Öströms Quartett – dessen erstes Album Thread of Life erhielt er 2012 einen ECHO Jazz - feiern ebenfalls große Erfolge. Zusammen mit Bugge Wesseltoft spielen Berglund und Öström erstmals wieder im Klaviertrio. Ihre Musik basiert auf drei Elementen: melancholisches und atmosphärisches Songwriting, dramatisch aufgeladene Rhythmen und virtuos gespielter Jazz auf höchstem Niveau. In dieser neuen Bandformation sind die Einflüsse des modernen Jazz, Bach, Filmmusik und sogar Rockmusik deutlich hörbar. Genau das macht ihre Musik so besonders. Eineinhalb Stunden entführen sie damit die Gäste in der Kölner Philharmonie, die natürlich noch Zugaben einforderten.