Innovativ und voller Energie
Like A Jazz Machine 2017
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Bernd Zimmermann
Dudelange, nahe Luxemburg und der französischen Grenze gelegen, war einst der Stahlstandort Luxemburgs mit einem denkbar schlechten Image. Dreckig und voller Konfliktpotential. Nach dem Niedergang der Stahlindustrie in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts setzte Dudelange unter Mithilfe des Staates Luxemburg beim notwendigen Strukturwandel auf Kultur. Auf dem ehemalige Gelände der Stahlwerks wurde ein Kulturzentrum mit Konzertsaal, Film- und Fernsehstudio und Musikschule gesetzt. So entwickelte sich Dudelange schnell zu einer Kulturhochburg mit einer Ausstrahlung nicht nur innerhalb Luxemburgs, sondern auch über die Landesgrenzen hinaus ins Saarland und ins benachbarte Lothringen.
Bereits zum 6. Mal fand vom 25. - 28. Mai 2017 hier im Kulturzentrum "Op der Schmelz" das International Jazzfestival Dudelange "Like A Jazz Machine", namentlich in Anlehnung an die frühere Nutzung, statt.
Und so wie der Name des Festivals ist auch das Programm. Modern und kraftvoll, voller Energie. Besonderer Wert wurde hier von Beginn an auf den Sound und vor allem das Licht gelegt. Hierdurch erscheint so manch Bekanntes in einem buchstäblich anderen Licht. Aber nicht das Altbekannte ist es, was dieses Festival so interessant macht, sondern eher die vielen, für den nicht Jazz-Junkie neuen Bands und Projekte auch unter Beteiligung großer Namen.
Da wird zum Beispiel nicht einfach nur das Joachim Kühn New Trio (Chris Jennings, Bass; Gary Husband, Drums) auf die Bühne gebeten, sondern kurzerhand durch Enrico Rava ergänzt. Um es gleich vorweg zu sagen, dieser Programmpunkt war zugleich auch wie so oft wenn Joachim Kühn auftaucht der musikalische Höhepunkt des Festivals.
Eröffnet wurde das Festivals mit zwei Artists in Residence, denen das Festival 14 Tage vor dem Festivalbeginn die Möglichkeit gibt, neue Projekte intensiv zu entwickeln. In diesem Jahr präsentierten der luxemburger Drummer und Pianst Jerome Klein und Bojan Z. ihre nagelneuen Projekte. Klein. präsentierte mit Pol Belardi, diesmal an Vibraphon und Electronics und Niels Engel (Drums) eine groovigen kreativen ClubJazz und Bojan Z. baute eine internationale Truppe mit dem Schweizer Claudio Puntin (Klarinette), dem Niederländer Martijn Vink (Drums), dem Griechen Pantelis Stoikos (Trompete), dem Italiener Paolo Fresu und dem Belgier Thomas Bramerie (Bass). Und so international die Band zusammengesetzt war, so multiple Einflüsse gab es auch bei ihrer Musik. Modern-Jazz mit Balkaneinschlüssen und jede Menge vorwärtstreibende Rhytmen. Vor Bojan Z.'s gewohnter Zurückhaltung konnten sich vor allem Puntin, Fresu und Stoikos entfalten.
Exotisch ging es beim dritten Konzert des ersten Tages zu. Vietnamesische und indische Instrumente und Klänge trafen hier auf europäischen Jazz. Die Brücke zwischen den beiden Weltern baute Nguyen Le (Dauergast in Dudelange). Die besonderen Eindrücke des zweiten Tages hinterließen das junge Quartett Force um den Luxemburger Bassisten Pol Belardi und Thomas de Pourquery & Supersonic. Vor allem die Franzosen um den Saxophonisten und Sänger Thomas de Pourquery überraschten mit einer Musik die aus dem Nichts zu kommen schien, sich in kaum verortbare meldoiöse Jazzstile entfaltete und wieder im Nichts verschwand.
Der dritte Tag wurde wiederum von einer Luxemburger Band eröffnet. Die Präsenz luxemburgischer Musik ist, by the way, eine Selbstverständlichkeit auf diesem Festival. Dock in Absolute verschmelzen kammermusikalischen Jazz mit Rockelementen. Eine Band, die bereits vor ihrem gerade erschienenen Debutalbum weit rumgekommen ist.
Weit rumgekommen sind auch die drei weiteren Bands des Haupttages des Festivals. Neben dem bereits erwähnten Joachim Kühn New Trio, standen Nik Bärtsch mit seinem Mobile Extended Projekt und das Erik Truffaz Quartett auf dem Programm.
Den letzten Tag eröffnete der luxemburgische Pianst Michel Reis mit seinem nigelnagelneuen Japan Quartet. Reis, eher als lyrischer Pianist bekannt zeigte sich mit Akihiro Nishiguchi (Sax), Takashi Sugawa (Bass!) und Shun Ishiwaka (Drums!!) von einer ganz anderen Seite. In gröberen Rastern, aber mit fulminater Viruosität ging dieses Quartett zu Werke. Nach dem französischen Quartett Tilt um den Querflötisten Joce Mienniel folgte ein entspannter Ausklang des 6. Like A Jazz Machine Festivals mit einem Quintett um Ivan Paduart und Quentin Dujardin mit Bert Joris, Theo de Jong und Manu Katche.
Dieses Festival hat viel mehr internationale Beachtung verdient weil es kein Festival von der Stange ist. Hier werden nationale und internationale Projekte, oft mit einmaligen Besetzungen präsentiert.