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INGA LÜHNING & ANDRÉ NENDZA

“Streaming ist nur Methadon!”

Herten, 14.06.2021
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert

PUBLIC JAZZ | am letzten Samstag, Platz vor der SCHWARZKAUE SCHLÄGEL & EISEN : “Streaming ist nur Methadon!”

Dieser Ausruf des Bassisten André Nendza fand viel Beifall. Denn es erging allen so, egal ob Veranstalter, Publikum oder Musiker, alle waren froh, endlich wieder bei einem Konzert live dabei sein zu können. Ein Tag vorher war noch unklar, ob Tests erforderlich sind, einchecken mit der Chekko-App, Maske auf und los geht’s.

HODGEPODGE heißt das heutige Programm, bei dem wir Stücke aus den beiden gleichnamigen CDs hören. Und der Name ist wirklich Programm, denn es gibt eine ‚wilde Mischung‘ sehr unterschiedlicher Stücke wie z. B. Wölfe mitten im Mai von Degenhardt, Du kannst zaubern von BAP (auf hochdeutsch!), Am Ende denk ich immer nur an dich von Sven Regener und Graceland von Paul Simon. Aber auch viele von den beiden selbst komponierte Stücke, z. B. Sunmaker von Inga Lühning und Until von André Nendza sind dabei.

Bei dem Lied von den Wölfen im Mai singt/spricht Inga im ähnlichen Stil wie Degenhardt, aber sie fügt einen Wolfsschrei hinzu, der über den Looper verstärkt wird und vor der Zechen-Kulisse etwas unheimlich klingt. André begleitet sie sehr rhythmisch auf dem E-Bass, später auch auf der Bass-Schlitztrommel.

Ein Duo mit Sängerin und Bassist, das ist immer noch ungewöhnlich, denn der Bassist ist dabei für den gesamten Groove zuständig. Rhythmik und Harmonik sind also Aufgaben für André Nendza, dazu schlägt er auch mal die Kontrabass-Saiten mit dem Bogen an oder er greift zur Bass-Schlitztrommel (s. Foto). Erst vor kurzem hat er mit seinem Quintett das Album On Canvas aufgenommen.

Inga Lühning hat eine schöne volle Stimme, sie singt Deutsch und Englisch und steht für die Verbindung von Jazz und Pop. Lange tourte sie als Mitglied der erfolgreichen Nu Jazz Band durch Europa und Asien. Inga steht für eine Gruppe von Jazz- Sängerinnen wie Anne Hartkamp , Susanne Riemer und Regina Mester, die erfolgreich für ihren Platz in der Männerwelt des Jazz gekämpft haben. 2017 und 2020 hat sie mit André die beiden HODGEPODGE-CDs aufgenommen.

Das Lied Nice Little Sleep wird als Ode an den Schlaf vorgestellt, als „Eltern-Blues“ zeugt es von den Erfahrungen Ingas als Mutter. Und mit dem Blues kommt ein bisschen mehr Jazzflair in das Konzert. Der ausgiebige Gebrauch des Loopers, ihres „Spielzeugs“, macht das Duo oft zum Trio, für meinen Geschmack etwas zu häufig, besonders wenn dann auch noch der Hall dazukommt.

Manchmal, wenn sich ruhige Stücke wie Entfernung ziehen, wünsche ich mir mehr Schwung. So wie bei Andrés Brain Works, in dem analoges Fingerschnippen und eine packende Bass-Begleitung auch ins Brain der Zuschauer mehr Schwung bringen. Denn Fun ist gut fürs Brain, wie der Liedtext erklärt. Paul Simons Graceland bildet den krönenden Abschluss, beide kommen nochmal richtig in Fahrt. Als Zugabe ein „Schlaflied“: Secret Heart.

Jetzt wird’s aber wirklich frisch, gerade der richtige Zeitpunkt zum Aufbruch. Auf dem Platz vor der SCHWARZKAUE wäre auch noch Raum für mehr Tische gewesen. Lag es nun am den unklaren Corona-Vorschriften, am zeitgleichen EM-Fußballspiel oder konnten viele es einfach noch nicht glauben, dass so etwas wieder möglich ist? Es geht aber wieder los! Unser Jazzkalender sagt euch wo!

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