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Industriekultur trifft Jazz

FineArtJazz mit Lottchen und Gassmann/Wingold

Gelsenkirchen, 15.10.2013
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Marie Mense, Michel Herzog, Bernd Zimmermann

Die Rechnung ist aufgegangen. Über 200 Zuschauer besuchten die wohl ungewöhnlichste Jazzbühne Nordrhein-Westfalens und waren sowohl vom Spielort und den angebotenen Konzerten restlos begeistert.

Die Dortmunder Formation Sub.vision (20.9. wir berichteten), das Duo Lottchen (4.10.) und das Duo Martina Gassmann und Frank Wingold präsentierten den Jazz facettenreich und gekonnt. Alle Künstler bestätigten zudem selbst von dem Spielort in außergewöhnlicher Weise inspiriert worden zu sein.

Wenn vor 20 Jahren jemand dem Maschinenführer des Förderturms der Zeche Nordstern im Gelsenkirchener Stadtteil Horst gesagt hätte, dass irgendwann in seinem in 60 Metern Höhe gelegenen russdekorierten Maschinenraum zwei junge Frauen mit nichts anderem ausgestattet als einem Vibraphon und einer Stimme musizieren würde, hätte er wohl heftig mit dem Zeigefinger an seine Stirn getippt. Die den Raum dominierende, über vier Meter Durchmesser große Seilscheibe, samt der nicht weniger beeindruckenden Bremsscheibe, standen zunächst im krassen Gegensatz zu den weichen, mysteriösen Klangmalereien der Eva Buchmann (voc) und Sonja Huber (vib). Darüber, fast bedrohlich, der mit einer Lichtinstallation in Szene gesetzte Kranhaken, der im Laufe des Konzerts mehr und mehr auf den gekonnt intonierten Harmonien des belgisch-schweizerischen Duo zu schweben schienen. Licht, Industriekultur und diese Musik gingen plötzlich eine nie erahnte Symbiose ein. Der sonst von der schweren Last der Förderkörbe und den gewaltigen Rotationskräften bebende Raum wurde zu einem sinnlichen Hochpunkt der im Ruhrgebiet allgegenwärten Industriekultur.

Ganz anders das Duo Frank Wingold (git) und Martina Gassman (voc). Hier schienen sich zunächst die Musiker aneinander zu reiben, während Raum und Publikum in entspannter Erwartung verharrten. War es die zum Stillstand gekommene Kraft, die nicht mehr gegenwärtige, aber immer noch zu ahnende Wucht dieser, ihrer Bestimmung beraubten Anlage? Aber auch hier fanden Raum, Zuhörer und Musiker im Laufe des Konzerts immer mehr zueinander. Die anfängliche Spannung wich einer abwechslungsreichen Mixtur aus Jazz-, Blues-, ja zum Teil singer songerwriter-Elementen, die kaum wahrnehmbar mehr und mehr miteinander verschmolzen. Altes und Neues, zu einer Synthese. Wie der Raum, der Turm und diese hoffentlich eine Fortsetzung erfahrende Jazzreihe unter dem Herkules in Gelsenkirchen.

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