Indigo Trio
'SOUL TO JAZZ' im Gdanska
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert
Am 6. März spielte das TRIO INDIGO im Oberhausener Gdanska. ‚Spunky‘ – auf deutsch ‚mutig, feurig, energiegeladen‘ - hieß eines der Stücke und der Titel hätte auch gut zum ganzen Konzert gepasst.
Die Spielfreude der Musiker Martin Scholz, Alex Morsey und André Spajic ist von Anfang an unübersehbar und überträgt sich auf das Publikum, das fast nach jedem Solo applaudiert. Und das ist nicht selbstverständlich, denn das Gdanska ist auch ein Restaurant. Unmittelbar vor der Bühne stehen Tische, an denen man während des Konzerts essen kann. Man könnte dabei an Konzerte im New Yorker ‚Hickory House’ denken, wo die deutsche Pianistin Jutta Hipp Mitte der 50er Jahre gespielt hatte. Die undisziplinierten Zuhörer unterhielten sich dort laut, Geschirr klapperte, die Kasse klingelte, die Band spielte nur die Begleitmusik. Doch das ist hier ganz anders. Alles unplugged, kein Problem, denn alle lauschen gebannt dem Trio, das von Anfang an das Publikum in seinen Bann zieht.
‚SOUL TO JAZZ’
Das TRIO INDIGO präsentiert Stücke aus den 1960er Jahren, als der Soul Einfluss auf den Jazz gewann. Standards wie ‚Ain’t no Mountain High Enough‘ von Marvin Gaye und ,Signed, Sealed, Delivered’ von Stevie Wonder gehören dazu, aber auch ‚This Here‘ von Bobby Timmons. Dieser mit 38 Jahren früh verstorbene Pianist und Komponist – auch Moanin‘ stammt von ihm – spielte in Bands von Art Blakey und Cannonball Adderley, die dem Hard Bop und dem Soul Jazz verpflichtet waren.
Martin Scholz ist heute voll in seinem Element. Er spielt Klavier in soulig-bluesigem Stil mit vielen Variationen, wobei das Klavier manchmal etwas schreppig klingt.
‚Poinciana’ von Nat Simon stammt aus den 1930er Jahren, eine Ballade, die in den 50ern oft gecovert wurde, insbesondere von Ahmad Jamal. Die Band spielt sie vergleichsweise ruhig mit einem im Outro geflüsterten „Gute Nacht“. Beim ‚Turnaround‘ von Ornette Coleman integriert Alex Morsey kleine Melodien in sein langes melodisches Solo. Alex ist bekannt für seine Vielfalt im Umgang mit dem Kontrabass. Zupfen und Streichen sind Standard, aber auch Klopfen auf Korpus und Griffbrett gehören bei ihm dazu, Gesang inklusive.
Miriam Makebas rhythmischer Song ‚Pata Pata‘ ist natürlich ein ‚gefundenes Fressen‘ für den Drummer André Spajic, der das Stück mit einem langen rockähnlichen Solo bereichert.
Die Band covert Stücke des Jazz der 60er Jahre, doch sie will nicht etwas nachspielen. Mit großem Elan und eigenem Timbre macht sie die oft gehörten Stücke wieder interessant, nicht Jazz-Nostalgie, eher Aufbruchstimmung. Alle Stücke beginnen mit einem langen Piano Solo, meist gefolgt von einem Bass Solo, das dann weitere Improvisationen auslöst, oft ergänzt duch solistische Aktionen des Drummers. Trotz der unbestrittenen Virtuosität der Musiker könnte man diese Struktur noch auflockern und mehr Abwechslung hineinbringen, z. B. mit wechselnden Intros.
Höhepunkt und Abschluss dieses erfolgreichen Konzerts bildet das geradezu paradigmatische Stück ‚The In Crowd‘ von Ramsey Lewis (1965). Mit vielen Soli zeigen die drei Musiker noch einmal ihr Können und schließen das Konzert ab mit wechselseitigen Ostinati der Melodielinie.
Zugabe: ‚Sunny‘. Besonders Alex läuft noch einmal zur Hochform auf und scattet singend und brummend in einem Zwiegespräch mit sich selbst. Doch dann hat die Band alles gegeben.
Eva Kurowski
bedankt sich bei allen Beteiligten und weist auf ihr eigenes Konzert hin am 20.3., im Gdanska natürlich.
Trio Indigo
Die drei Musiker sind seit 25 Jahren ein Team und haben in verschiedenen Konstellationen viele Konzerte bestritten. Martin Scholz lebt als gefragter Pianist, Jazz-Organist, Blechbläser, Arrangeur und Komponist in Münster. Er arbeitet als musikalischer Partner mit der Schauspielerin Christiane Hagedorn zusammen. Der Drummer André Spajic nennt ihn einmal „Chef“, er kommt selbst aus Mönchengladbach und spielt mit Martin Scholz im ‚Sabine Kühlich Trio‘ mit wechselnden Bassisten, auch mit der Sängerin
Mara Minjoli
.
Alex Morsey ist aus dem Ruhrgebietsjazz nicht mehr wegzudenken. Er spielt in vielen Bands, beim Essen Jazz Orchestra (EJO) gehört er zum Leitungsteam und er komponiert auch selbst.
Die drei Musiker verbreiten von Anfang an gute Laune, sie lachen und scherzen und erzeugen eine freundliche-anregende Atmosphäre. Kein akademisch stilisierter Jazz, keine Oldie Reminiszenz, sonder Jazz wie er im Buche steht, offen und kommunikativ. Das Publikum hört sehr konzentriert zu, es genießt dieses großartige Konzert und spendet viel Beifall. Im September kommt das Trio wieder ins Gdanska mit Charlotte Illinger.
Jazzkarussell im Gdanska
Eva Kurowski leitet seit 2017 das ‚Jazzkarussell’, eine Veranstaltungsreihe in Oberhausen, die jeden 1. und 3. Donnerstag im Großen Saal des Restaurants ‚Gdanska’ stattfindet. Gdanska ist der polnische Name für Danzig, in dem gleichnamigen Restaurant mitten in Oberhausen werden polnische Gerichte serviert, Tyskie gibts vom Fass. Im Sommer finden dort Konzerte draußen direkt am Altmarkt auf einer kleinen Bühne statt.
Das JazzKarussell wurde von dem Oberhausener Maler und Grafiker Walter Kurowski gegründet, bekannt als Kuro. Er war auch 1969 Mitbegründer des Kommunikationszentrums ‚Fabrik K14‘ und spielte auch Kontrabass, z. B. beim Jazzkarussell im Mai 2012 mit dem inzwischen ebenfalls verstorbenen Gitarristen Ali Claudi.
Seine Tochter Eva ist in seine Fußstapfen getreten, sie hat nach dem Tod ihres Vater das Jazzkarussell weitergeführt und singt in einer Jazzband.
In der Internetplatform O.JAZZ wird über die Oberhausener Jazzszene informiert, es geht um das Jazzkarussell, um das Jazzfestival HÖ.MMA, um die Aktivitäten von
Jan Bierther
und um Konzerte im K14, im Ebertbad und im Gdanska.
Termine:
20.3.25
Eva Kurowski
im Gdanska mit Dirk Balthaus (p), Sven Schuster (b) und
Marcus Rieck
(dr)
18.9.25 Indigo Trio mit Charlotte Illinger im Gdanska
links:
https://www.jazz-in-oberhausen.de/2023/08/jazzkarussell/jazzkarussell-oberhausen/
https://www.gdanska.de/
https://www.andre-spajic.de/