IN KÖLN IST DER JAZZ ZUHAUSE
Auftakt der Cologne Jazzweek im Stadtgarten
TEXT: Vera Marzinski | FOTO: Vera Marzinski
Jazz in all seinen Facetten bei der Cologne Jazzweek (CJW) geht in die dritte Runde. Vom 12. bis 18. August 2023 – an sieben Tage, mit über 50 Konzerte auf 13 Bühnen und Open Air in ganz Köln. Am Samstagabend startete die CJW mit einem grandiosen Auftakt im Stadtgarten. Open-Air mit dem Shannon Barnett Quartett & Aurora Nealand und anschließend das Quartett PHILM um Philipp Gropper.
Die Kölner Jazzszene steht beim Festival im internationalen Mittelpunkt. Neu ist das Konzept der Feature Artists. Janning Trumann , Geschäftsführer der Jazzstadt UG/Cologne Jazzweek (CJW) betonte zur Eröffnung, dass es wichtig sei Begegnungen zu schaffen. Über ein Vierteljahr habe das 12-köpfige Organisationsteam dafür gesorgt, dass die CJW stattfinden kann. Zu Beginn der Woche waren bereits rund 85 % der Karten ausverkauft. Kölns Kulturdezernent Stefan Charles betonte, dass die CJW gerade Weltoffenheit und Kreativität gut transportieren könne.
Spielstätten von der Agneskirche und ART-Theater über King Georg und Kölner Philharmonie bis zum WDR-Funkhaus und Yuca, dem Club im Bahnhof Ehrenfeld stehen auf dem Programm. Gestartet wurde am Stadtgarten. Die australische Posaunistin und Komponistin Shannon Barnett ist vielen durch ihre Arbeit mit der WDR Big Band bekannt. Die in Melbourne aufgewachsene Posaunenvirtuosin lebte zudem einige Jahre in New York, bevor sie nach Köln kam. Zu den fünf Musikern auf der Bühne - Shannon Barnett (Posaune), Aurora Nealand (Sopran-Saxophon, Akkordeion und Gesang), Stefan Karl Schmid (Tenor-Saxophon), David Helm (Bass) und Fabian Arends (Schlagzeug) - kamen noch die Vögel am Stadtgarten dazu, die nicht auf der Besetzungsliste standen und sich fast wie abgesprochen zu Beginn beständig – und immer sehr passend - beteiligten.
Shannon Barnetts Ausdrucksstärke ist riesig
Alle Stücke stammten aus der Feder von Shannon Barnett, so das „O.K. Compupid“ zum Start des Sets. Bei „Bad Neighbour“ nahm Aurora Nealand das Akkordeon dazu und fügte sich nicht nur hier perfekt ins Quartett. Zu „Burning Alive“ griff Shannon Barnett zum Mikrophon und sang mit sehr sanfter, aber ausdrucksstarker Stimme. Dass sie eine grandiose Posaunistin ist, zeigen auch die Auszeichnungen, die sie erhielt: 2020 wurde Barnett mit dem WDR Jazzpreis in der Kategorie Improvisation ausgezeichnet, 2022 mit dem Deutschen Jazzpreis in der Kategorie „Blechblasinstrumente“. Ihre Ausdrucksstärke sei von wild und überschwänglich bis zart und fein differenziert, schrieb der Deutschlandfunk und sie selbst bezeichne ihre Musik als „feurig bis düster, fokussiert auf rhythmische Elemente und schrullig humorvoll“. Das bringt es nicht nur auf den Punkt – davon konnten sich auch die Gäste beim Stadtgarten-Open-Air überzeugen. Als Zugabe „Arcade Lights“, ein Stück von Aurora Nealand, die am Sonntagnachmittag ein Solokonzert im Neu St. Alban gab.
Brandneue Stücke von Philipp Gropper
Der Stadtgarten war an diesem Sonntagabend sehr gut besucht. So ein Open-Air ist leider sehr Wetter abhängig - aber zum Festivalstart spielte das Wetter mit. Und gleich zwei Konzerte der Extraklasse wurden geboten. Im zweiten Teil: PHILM – in der Besetzung Philipp Gropper (Tenor-Saxophon), Robert Landfermann (Bass), Oliver Steidle (Schlagzeug) und Elias Stemeseder (Piano, Keyboard, Synthesizer) -, die gefühlt ein langes und facettenreiches Stück auf der Bühne spielten. Aber Philipp Gropper brachte mit seinem Quartett mehrere ganz neue Stücke auf die Bühne. Eindeutige Titel habe er noch nicht, verriet er nach dem Konzert, aber schon Ideen. Dass die Stücke neu sind, erklärte dann auch die Notenblätter. Diese Musik ist besonders – man muss als Zuhörer loslassen und sich drauf einlassen. Klarer werde es auf der Album-Version (das Album soll in absehbarer Zeit erscheinen), so Gropper. Es gebe einen ganz klaren Rahmen, der umgesetzt werde bei ihrer Musik. Als Ganzes bilden sie eine Klangmaschine, die mal treibend im Wahnsinnstempo oder mit sphärischer Melancholie daherkommt. Es ist kein Freejazz - auch wenn es zunächst so wirkt. Es sind Grooves, die im Prozess sind. Und Gropper beschreibt diesen Prozess so, dass es Spaß mache, die Ideen umzusetzen und „zwischendurch war es richtig abgehoben“. Übergänge zwischen Improvisation und Komposition scheinen PHILM für den Zuhörer nahtlos zu gestalten. Sehr beeindruckend, wie sie gemeinsam agieren. Das erste Stück war „Consequences“ (aus dem gleichnamigen Album aus 2019) und das „Sun Ship“ gab es als Zugabe. Philipp Gropper wurde 1978 in Berlin geboren und spielte schon mit sieben Jahren Saxophon. 2012 gründete er – neben weiteren Projekten - sein Quartett PHILM mit Elias Stemeseder, Robert Landfermann und Oliver Steidle.
Der Deutsche Jazzpreis motiviert
Das Festival CJW fand 2021 erstmals statt und hat mittlerweile einen festen Platz in der Kölner Kulturlandschaft eingenommen. Aber auch über die Stadtgrenzen hinweg wird die Cologne Jazzweek wahrgenommen. Ein Zeichen hierfür ist die Auszeichnung mit dem Deutschen Jazzpreis als Festival des Jahres 2022. Wie das CJW-Team schreibt: „Eine große Ehre und Auszeichnung für unser junges Team, aber auch für die gesamte Jazzstadt Köln mit ihrer lebendigen Musiker:innen-Szene, Spielstätten und Publikum!“
Weitere Infos und das Programm zur Cologne Jazzweek 2023: www.jazzweek.de