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In die Zukunft blicken

Festival Look in the Future in Burghausen

Burghausen, 10.06.2022
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Rolo Zoller

So ein grenzüberschreitendes, interdisziplinäres Festival gestalten zu dürfen muss sich für die beiden Kreusch-Brüder genial anfühlen, sind Pianist Cornelius Claudio Kreusch und Gitarrist Johannes Tonio Kreusch doch ohnehin vielseitig interessiert, was sie mit dem Veranstalten diverser Konzertreihen eindrucksvoll zeigen. Dieser offene Blick auf Kultur spiegelt auch ihr Look into the Future-Festival wunderbar wieder, das sie 2018 gemeinsam mit dem Kulturbüro der Stadt Burghausen aus der Taufe hoben. Trifft in der alten, oberbayerischen Herzogsstadt doch Musik unterschiedlicher Couleur auf Film, Tanz und Bildende Kunst.

Was den beiden umtriebigen Festivalmachern dabei wichtig ist bei diesem viertägigen Event, das sind die Gesprächsrunden mit den beteiligten Künstlern. Der Pressesprecher der Hamburger Elbphilharmonie, Tom R. Schulz, bringt dabei auf wunderbare Weise dem interessierten Publikum die Künstler wirklich näher, auch mit privaten Aussagen, die kurz zuvor noch aufgetreten sind. Gleich am ersten Abend erfährt man im traumhaften Ambiente des Roten Saals im Kloster Raitenhaslach vom Lautenisten und Gitarristen Edin Karamazov, wie er an Musik herangeht, was er vom Improvisieren hält und auch von seiner Zusammenarbeit mit Weltstar Sting. Den Bosnier zur Eröffnung spielen zu lassen hätte ohnehin nicht besser gewählt sein können, setzt er doch fingerfertig das Festivalmotto musikalisch perfekt um. Mit Renaissance-Musik auf der Erzlaute zunächst, nach einer Pause dann mit einem Blick in neuere Zeiten auf der Konzertgitarre mit Stücken von Rachmaninoff bis Leo Brouwer.

Simon Stockhausen vertonte Fritz Langs Stummfilm-Abenteuer "Frau im Mond"

Die wenige Kilometer von Burghausen entfernte, denkmalgeschützte Klosteranlage Raitenhaslach ist ein perfekter Spielort für solche Konzerte. Aber auch spannende Spielstätten in der Burghausener Altstadt werden eingebunden. Etwa der Ankersaal, ein herrliches altes Kino aus den 1950ern. Dort wird im Rahmen des Festivals immer ein Stummfilm neu vertont. Simon Stockhausen hatte in diesem Jahr die Mammutaufgabe Fritz Langs 160-minütiges Science Fiction-Abenteuer „Frau im Mond“ aus dem Jahre 1929 mit neuen Klängen zu versehen. Noch nie zuvor habe er so etwas gemacht, gab Stockhausen anschließend zu. Kaum zu glauben, hätte man darauf antworten wollen. Denn sein „komprovisierter“ Soundtrack aus Saxofon, Stimmen, Perkussionen und Live-Elektronik verstärkte nicht nur die ganze Dramatik des Films, sondern hob einen der letzten deutschen Stummfilme auf ein neues, ein aufregendes Level.

Pianistin Aki Takase brillierte in ihrem Solokonzert mit harten Attacken auf die schwarz-weißen Klaviertasten, mit brachialem, rustikalem Spiel, aber auch Sinn für Verspieltheit und Romantik. Was ist die kleine Japanerin doch für eine große Künstlerin. Ob sie nun Fremdes ganz eigenwillig zitiert oder eigene Stücke präsentiert. Immer sind ihre Konzerte voller Überraschungen. So auch jetzt in Burghausen, als sie am Ende ihres Auftritts plötzlich noch die Mezzosopranistin Mayumi Nakamura auf die Bühne holte und das musikalische Geschehen in Richtung Oper lenkte.

Stubenjazz zum Frühschoppen

Was gab es noch Spannendes bei Look into the Future 2022? Kreativen (Step-)Tanz mit Tamango in einer Kirche zum Beispiel. Von den Holzskulpturen und einer großen Installation aus Absperrband von Heiko Börner inspiriert, bewegte sich der New Yorker Tänzer durch die Ausstellung in der Kirche und verblüffte mit seinen improvisierten Bewegungen und Rhythmen. Und mit ihrem „Stubenjazz“ zeigte die Band um Trompeter Michael T. Otto beim Frühschoppen am letzten Festivaltag, wie gewitzt sich altes deutsches Liedgut in ein bisweilen leicht schräges, zeitgenössisches Jazzgewand kleiden lässt.


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