Bild für Beitrag: In die Tiefe | Simin Tander Trio im Dorstener LEO
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In die Tiefe

Simin Tander Trio im Dorstener LEO

Dorsten, 22.06.2018
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Was für eine Stimme, was für ein Gesang! Simin Tander kam ins Dorstener LEO zu FineArtJazz, verzauberte in einer sensiblen Triobesetzung ihr Publikum und demonstrierte, welche Früchte es trägt, die eigene Karriere vor allem als konsequenten, unbeirrten Reifeprozess zu begreifen. Also lief auch ein Auftritt in Trio-Besetzung im Dorstener LEO auf ein Bekenntnis zur eigenen Botschaft hinaus. Klar ist: Simin Tander ist sich ihrer Bühnenpräsenz bewusst, und wie! Und das erleichtert ihrem Publikum immens, sich in diese Musik, diese Ausdruckswelt und die daraus resultierenden Stimmungen hinein fallen zu lassen.

Sie und ihre beiden Mitstreiter, Pianist Franz von Chossy und ihr langjähriger Bassist Cord Heineking brauchen auf der Livebühne keine Warmlaufphase oder Anlaufzeit, sondern kommen sofort auf den Punkt: In spirituelle, weite Sphären, aus denen das Auftauchen wieder schwerfällt, zieht gleich zu Anfang ein traditioneller, aber aufwändig neuarrangierter afghanischer Song hinein, den Simin Tander auf Paschtu singt. Das legt faszinierende Einflüsse der afghanischen Musikkultur offen, faszinierend klingt ebenso die weiche Phonetik dieses afghanischen Sprachidioms. Ein anderes, später erklingendes Stück nimmt einen Text ihres Vaters, eines afghanischen Journalisten, als Grundlage.

Alles wirkt bei der in Köln lebenden Sängerin so persönlich tiefempfunden, aus dem Hier und Jetzt kommend und deswegen in bestem Sinne un-folkloristisch. Gerne werden unendlich lange, Melodiebögen zum tragenden Element - gepaart mit aufwühlenden Wendungen und Harmoniewechseln, welche die Stimmung ändern und weiterentickeln. Wenn es jazzig wird,singt sie auf englisch, was ihr ebenfalls sehr gut steht. Aber auch der Jazz erstarrt hier nicht zum Selbstzweck erstarrt - denn nichts ist Selbstzweck, wenn Simin Tander und ihre Band all dies zu ihrer eigenen Sache machen. Gerne setzt sie ihre eigene Stimme als „Instrument“ improvisatorisch, manchmal gar perkussiv ein. Später wird die melancholisch-verträumte Interpretation von Dusty Springfields Ballade „Windmills of your mind“ zum intimen Gegenpol der anderen Art. „In die Tiefe“ gehen heißt bei Simin Tander auch ganz wortwörtlich, dass sie mit ihrer Altstimme ausgesprochen weit runter kommt. Das vermittelt ein Gefühl von „geerdet sein“ , bringt elementare Kraft in jene tiefe Ruhe hinein - die auch im Dorstener LEO die schnöde Realität weit außen vor bleiben ließ.

Die beiden Instrumentalisten waren bei allem immer nah dran und tief drin – und schienen jede noch so feine Regung hellhörig aufzunehmen und zu verwandeln: Dies leistete Franz von Chossy, dessen Pianospiel manchmal regelrecht durch den Raum schwebte und – allein dank einer federleicht sensiblen Anschlagskultur - frei von jedem Dominanzgehabe daher kam. Und auch Bassist Cord Heineking war in jedem Moment ganz tief „drin“, wie er auf dem Tieftöner den Hintergrund für die sanft leuchtenden imaginären Bilder dieser Musik schwärzte, aber auch mit feinsinnigen Figuren als hellhöriger Dialogpartner dieser Ausnahme-Sängerin zur Seite stand. Das Publikum war hypnotisiert.

Discografie

Wagma(Neuklang 2011, mit Jeroen van Vliet, Cord Heineking, Etienne Nillesen)

Songs from the Edge (JazzHausMusik 2012, mit Hazel Leach, Tessa Zoutendijk,Esmée Olthuis, Laia Genc )

Where Water Travels Home(Jazzhaus Records 2014, mit Jeroen van Vliet, Etienne Nillesen, Cord Heineking, sowie Alex Simu, Niti Ranian Biswas)

What Was Said (ECM Records 2016, mit Tord Gustavson und Jarle Vespestad ,Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik!

Tour dates

July 13: Rotterdam, North Sea Jazz Festival, Tord Gustavsen w/ Simin Tander & Jarle Vespestad, “What was said”

August 5: RADAR Festival, Varna (Bulgaria), Opera House, Neofobic feat. Simin Tander

www.simintander.com

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