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In darkness let me dwell

Jazzmusiker in der Polarnacht

Köln, 12.03.2017
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Monika Bräutigam Handy

Meterhohes Treibeis umgibt das Schiff, Dunkelheit, Polarwinter in der Antarktis. Sir Ernest Shakleton ist mit seinem Schiff Endurance im Packeis eingeschlossen. Sein Ziel die Antarktis mit dem Schlitten zu durchqueren scheitert, das Schiff wird im Eis zerdrückt, die Besatzung kann sich auf das Eis retten und überlebt einen monatelangen Aufenthalt in Kälte und Dunkelheit. 2016, Hundert Jahre später, bricht das deutsche Forschungsschiff Polarstern wieder zur Antarktis auf.

Das Duo Merzouga, Eva Pöpplein, Elektronikmusikerin und Tonmeisterin mit Janko Hanushevsky, Bassist und Komponist, verbinden die beiden ungleichen Expeditionen von Shakleton und des Forschungsschiffes Polarstern zu einem packendem Hörspiel mit dem Titel: In darkness let me dwell.- Lieder aus der Finsternis. Im Hörspiel werden Musik, Unterwasseraufnahmen und Expeditionsberichten zu einer Einheit verwoben. Im Dezember 2016 wurde es zum Hörspiel des Monats gewählt.

Im Rahmen des Kölner Kongress 2017 wird es im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks

In Köln live aufgeführt.

Eva Pöpplein sagt dazu, dass die Dramaturgie natürlich steht, aber dass die Musiker in diesem Rahmen improvisieren und dass die Interaktion von SprecherInnen und MusikerInnen im Moment geschehen muss.

Der Kammermusiksaal ist bis auf den letzten Platz gefüllt,Christian Brückner und Ulrike Schwab als SprecherInnen stehen an den Mikros. Der Schweizer Schlagzeuger Lucas Niggli steht barfuß an seinem Drumset, der Kölner Sänger und Mitglied des Klaeng Kollektivs Tobias Christl hat sein Mikro in der Hand,Janko Hanushevsky hat den E-Bass auf dem Schoß liegen und einen Geigenbogen in der Hand und hinter dem Laptop sitzt Eva Pöpplein, alle sind bereit. Es wird noch das Wetter und der Verkehrshinweis eingespielt, dann die Hörspielansage und Lucas Niggli eröffnet die Life Aufführung mit einem gedämpften Schlag gegen einen riesigen Gong. Im Hintrgrund der Bühne ist eine Videoinstallation von des VideokünstlersLuis Negron van Grieken zu sehen.

Nun wird das Publikum im Saal und an den Radios zu Hause auf eine Reise in die Polarnacht mitgenommen. Christian Brückner spricht einzelne Passagen aus den Tagebüchern von Shakleton während Ulrike Schwab kurze Stellen aus den Berichten der Forschungsexpedition der Polarstern von 2016 spricht. Eva Pöpplin spielt Klänge ein, die von den Unterwassermikrophonen des Alfred-Wegener-Instituts in der Antarktis aufgenommen wurden.Rufe von Blauwalen, das hohe Klicken der Orcas oder Chirpklänge der Robben aus dem Wedellmeer sind zu hören. Dazu erzeugt Lucas Niggli an seinem erweiterten Schlagzeug vielfältige Klänge mit Becken, Gongs und Glöckchen. Setzt den Bogen an den Becken ein oder spielt einen Rhythmus auf den Trommeln. Janko Hanushevsky spielt auf dem E-Bass keinen Beat sondern einzelne Töne und Geräusche oder setzt er akustische Gitarre ein und spielt eine kleine Melodie. Tobias Christl moduliert mit der Stimme lautmalerische Vokalisationen, die manchmal nur gehaucht oder geflüstert werden. Er singt auch einen Teil des Titelstücks In darkness let me dwell, das vor allem in der Fassung des Komponisten John Dowland (1563-1626) bekannt ist.

Die Musiker stehen in ständigen Blickkontakt miteinander und mit den Sprechern. Lucas Niggli ist ununterbrochen an seinem Drumset in Bewegung, um immer neue Klänge hervorzubringen. Wenn er vor dem großen Gong kniet und einen heftigen Rhythmus schlägt, erinnert er an einen japanischen Tao Trommler. Tobias Christl steht hinter seinem Mikro und ist mit seinem ganzen Körper, mit Gestik und Mimik dabei. Ebenso Eva Pöpplein, die mit viel Körpereinsatz die Regler der Elektronik bewegt. Der Bassist und Gitarrist Hanushevsky bewegt sich eher verhalten, ist aber in ständigem wachem Kontakt mit allen anderen auf der Bühne.

Auch Christian Brückner spricht mit viel körperlichem Ausdruck seine Texte und geht in den Sprechpausen mit der Musik mit.

Hier entsteht wirklich etwas live auf der Bühne, mit deutlichen Abweichungen zum bereits aufgenommenen Hörspiel. Es entsteht ein Gesamtkunstwerk aus improvisierter elektro-akustische Musik, Expeditionsberichten und Unterwassersounds, das die ZuhörerInnen in die Unterwasserwelt und die eisige Polarnacht der Antarktis hineinzieht und sie für 65 Minuten völlig in seinen Bann zieht.

Ein spannendes Hörspiel mit spannender Musik, von herausragenden Musikern und Sprechern umgesetzt.

Die Hörspielautorin Ulrike Klausmann bringt es nach dem Hörspiel auf den Punkt: „Ich muss mich jetzt erstmal aufwärmen, nach dem eisigen Winterwetter.“Das Hörspiel hat uns alle mit in die Antarktis genommen.

In darkness let me dwell - Lieder aus der Finsternis

Text, Komposition und Regie: Merzouga
Mit Christian Brückner,Ulrike Schwab
Gesang: Tobias Christl
Schlagzeug: Lucas Niggli
E-Bass: Janko Hanushevsky
Elektronik: Eva Pöpplein
DLF/HR 2016 / 61 min.

Das Hörspiel ist in der Mediathek des Deutschlandfunkes . Anhören lohnt sich!

http://www.deutschlandfunk.de/hoerspiel.687.de.html

Weitere Informationen zu dem Musiker- und Komponisten Duo Merzouga:

http://merzougamusic.com/

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