Immer mehr was anderes
31. Internationales Jazzfestival Viersen
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Zbyszek Lewandowski | Bernd Zimmermann
Das Internationale Jazzfestival Viersen ist unüberseh- und -hörbar im Umbruch. Soul, Pop, Singer-/Songwriting und Jazz standen in diesem Jahr gleichermaßen nebeneinander. Ob sich dieser Mix allerdings durchsetzt, muss die Zukunft zeigen.
Den Auftakt machte Marialy Pacheco und ihr Quartett mit feinstem südamerikanisch geprägtem Jazz. Dabei wurde sie vom WDR Funkhausorchester begleitet. Obwohl manchmal etwas zu weich gespült war es dennoch ein beeindruckendes Konzert mit viel Gefühl und Leidenschaft, dass mit Joo Kraus (Trompete) und Max Mutzke verfeinert wurde. Vor allem Letzterer setzte im Duo mit Marialy Pacheco mit dem Stück "You" mit der zweiten Zugabe den ersten Glanzpunkt des Festivals.
Artist in Residence war in diesem Jahr Pablo Held , der gleich vier Konzerte mit wechselnder Besetzung im für ihn und seine Klasse viel zu kleinen Raum mit der Bühne 2 gab.
Im neu benannten Ali Haurand Keller (Gründer des Internationalen Jazzfestivals Viersen) trafen sich die Gewinner der Jazzband Challenge 2017. Dabei haben sich BABS mit der niederländischen Sängerin Babs van Bree sowie Mike Rauss mit seinem einzigartigen Falafel Pop (?) durchgesetzt. Auch im Keller drängte sich das jazzhungrige Publikum.
Der 2. Tag begann mit einer Entdeckung. Tini Thomsen's Max Sax. Die Hamburger Bariton-Saxophonistin rockte mit ihrem "High Energy Rockin‘ & Punkin’ Jazz” die Bühne des Festsaals, während Karoline Strassmeyer's KARO mit der Bühne 2 vorlieb nehmen musste. High Energy gab es auch am 2. Tag im Ali Haurand Keller direkt im Anschluss an Max Sax. Dort begeisterte Tobias Weidinger (Trompete) mit seinem Septett das Viersener Publikum.
Jazz vom Allerfeinsten boten auf der Bühne 2 die beiden Franzosen Émile Parisien (Sopran-Saxophon) und Vincent Peirani (Akkordeon) mit Andreas Schaerer (Vocals). Eine Weltpremiere. Noch nie standen die Drei zusammen auf einer Bühne. Viligrane Improvisation. Parallel auf der großen Bühne Joy Denalane nebst 7-köpfiger Band.
Während am ersten Tag des 31. Internationalen Jazzfestivals Viersen die Festhalle ausverkauft war, was wohl an Max Mutzke und dem embedded Viersener Kulturabo lag, fielen am zweiten Tag erhebliche Lücken vor allem in der großen Halle auf. Vor allem Joy Denalane's DeutschSoul mit ganz viel eingesetzten Kompressoren wollten gerade einmal 300 Leute sehen.
Ob also das neue Musik-Mix-Konzept aufgeht ist fraglich. Vielleicht sollten die Veranstalter in Zukunft einfach das Wort Jazz aus dem Festivalnamen streichen, denn erstens waren viele Besucher schon keine Jazzfans mehr und die die es waren, schienen in diesem Jahr mehr als nur irritiert.