Immer erfolgreicher
Hildener Jazztage 2017
TEXT: Bernd Zimmermann | FOTO: Zbyszek Lewandowski
Das Erfolgsrezept der Veranstalter Peter Baumgärtner und Uwe Muth, regionale, nationale und internationale hochtalentierte Newcomer, routinierte Meister ihres Fachs und Stars auf die Bühne zu bitten, geht jedes Jahr mehr und mehr auf. Ein Highlight in diesem Jahr: Der Auftritt des berühmten Ausnahmedrummers Manu Katché im Rahmen der „International Jazznight“ mit einer Weltpremiere seines neuen Power-Trios mit dem Gitarristen Jim Grandcamp und Bassisten Jerome Regard in der ausverkauften Hildener Stadthalle.
Zu Beginn der internationalen Jazznight war aber die Zeit einer hochtalentierten Newcomerin aus Polen. Die erst 20-jährige Bassistin Kinga Glyk ist heute schon ein Youtube-Star. Ihr Basssolo-Cover des Clapton-Stücks "Tears in Heaven" zählt jetzt schon an die 600.000 Aufrufe. Und es wird, wie sich bei ihrem Auftritt in Hilden zeigte, nicht allein an ihrer markanten Kopfbekleidung und dass sie auch schon mal gern im Schneidersitz vorträgt liegen. Bei ihrem Spiel kommen einem Marcus Miller oder Esperanza Spalding in den Sinn. Fusion, aber auch mutiger Modern-Jazz brachte sie mit nach Hilden.
Dem Manu Katche Power Trio merkte man an, dass es eine Weltpremiere war. Für den erst im Februar nächsten Jahres herauskommende Erstling dieses französischen Trios sind gerade einmal 4 Stücke eingespielt. Entsprechend konzentriert gingen die drei zu Beginn ihrer Darbietung ans Werk. Mit zunehmender Spieldauer drehten sie dann aber auf. Stilistisch ist das, was Manu Katche und seine beiden jungen Mitstreiter da präsentieren nicht so leicht zu beschreiben. Ein bisschen Fusion, Modern-Jazz, Electronic-Jazz. Beim ersten Höhren meint man es genau zu wissen, beim genaueren Lauschen ist da doch viel mehr, als man zunächst glaubte.
Den Abend vollendete Rainer Witzel Datfunk, mittlerweile schon traditionell im Foyer der Stadthalle. Es durfte auch getanzt werden. Ein rundum gelungener, kurzweiliger Abend, der alles bot, was man von einem guten Festival erwartet. Neues, Überraschendes, Entdeckbares.
Der Sonntag wurde im Garten einer Hildener Privatklinik wieder mit einem Newcomer eröffnet. Diesmal aus NRW. Konstantin Reinfeld, Mundharmonika spielender Joungster der NRW-Szene zelebrierte mit Mr. Quilento (Christoph Spangenberg, Piano Keyboards / Konrad Herbolzheimer, E-Bass / Hajo Schüler, Drums) einen gefühlvollen blues-, rock-, funkigen Jazz. Wenn man ihm bei seinem Mundharmonika-Spiel zuhört, ohne den gerade erst 21-Jährigen zu sehen, glaubt man, es mit einem erfahrenen und über Jahrzehnte geschulten Jazzmusiker zu tun zu haben.
Weitere Acts an diesem Tag waren Andy Hunter's Eh Neeky und Joscha Oetz & Urbanic Cycles. Einen entspannten hochkarätigen Abschluss boten dann im Wilhelm-Fabry-Museum André Nendza und Inga Lühning.
Man merkt es den Hildener Jazztagen an, dass da ein tief mit der nordrhein-westfälischen Jazzszene verwurzelter Leiter am Werke ist. Neben internationalen Stars stehen hier zum großen Teil die landeseigenen Jazzer auf den Bühnen. Und es funktioniert. Dies beweisen die stetig steigenden Zuschauerzahlen.