Iman Spaargaren beim Tatort Jazz
Von Amsterdam nach Bochum
TEXT: Heinz Schlinkert | FOTO: Heinz Schlinkert
Zum letzten Tatort Jazz Konzert vor den Sommerferien ist heute im Bahnhof Langendreer Iman Spaargaren eingeladen. Er kommt aus Amsterdam und hat 10 eigene Kompositionen mitgebracht. Iman macht einen recht bescheidenen Eindruck, doch er hat allerhand zu bieten.
Pandemiebedingt sind viele Konzerte zurzeit schlecht besucht. Aber die Konzerte von Milli Häusers Tatort Jazz sind meist ausgebucht, manche könnten auch gut zweimal stattfinden. Das liegt sicher an der engen Beziehung zwischen Milli und dem Publikum, denn Milli kennen sie alle. Auch der konsequente Umgang mit den Corona-Regeln schafft Vertrauen und last not least steht die Tatort Jazz Hausband für Qualität. Mag dazukommen wer will, da kann nicht viel schiefgehen.
Dazu kommt heute am 1. Juni Iman Spaargaren und das ist wirklich ein Glücksgriff. Schon vor 6 Jahren hat er hier mit dem Vibraphonisten Tony Miceli gespielt. Heute beginnt das Konzert mit Alejandro und - wie viele der folgenden Stücke - mit einem langen Solo auf dem TenorSax. Iman spielt sehr melodisch, was ihn nicht daran hindert öfter mal die Tonart zu wechseln. Und wie bei allen Stücken sind Matthias Dymke am Piano und Alex Morsey am Bass mit eigenen Soli dabei. Uwe Kellerhoff an den Drums hat die kleinen Splash-Becken für sich entdeckt und setzt deren hellen Klang gezielt ein.
Imans Stücke haben fantasievolle Namen wie Damokles Plan B und Invokation für Toleranz. Der Waltz für Hermann Hesse klingt nicht wie ein Walzer, steht aber im 3/4-Takt und ist bei einem Tanz zu Gedichten von Hesse entstanden. Wo das TenorSax ruhig melancholisch begonnen hat, führt das Piano in schnellem Tempo weiter. Das kann auch mal andersherum laufen, z. B. bei Flow, wo Matthias Dymke ein Solo hauptsächlich auf den tiefen Pianotasten spielt.
Mit Monsieur Toubab geht es weiter. Toubab bedeutet in Wolof, der Sprache im Senegal, in etwa ‘Gringo’. Kein Wunder also, dass hier auch afrikanische Rhythmen zu hören sind. Nach einem imposanten langen Sax-Solo steigt die Band voll ein. Nach vielen weiteren Soli klingt das Stück mit einem Schlagzeugsolo recht rockig aus. Das Publikum ist begeistert.
Ein weiterer Höhepunkt ist ein Solo von Alex Morsey, als dieser bei Invokation für Toleranz mit dem Bogen seinen Basss so bearbeitet, dass man meint, man höre ein Tier – vielleicht einen Bär? - sprechen.
Mit House of the Lake - Haus am See gehts weiter, aber es ist nicht der Song von Peter Fox gemeint. Iman erzählt, dass er diesen deutschen Hit gar nicht kannte, sein Stück “sounds completely different”, stimmt.Es ist dabei immer wieder erstaunlich, wie intensiv auch die drei Musiker der Tatort Jazz Hausband zusammenspielen, besonders wenn ein Solist sachte begleitet wird und die anderen Musiker dessen Ideen auf dem eigenen Instrument aufnehmen. Als Zugabe erklatscht sich das Publikum Sly Fly, ein Stück, das Iman mit seiner Band EyeMan All Stars auf seinem letzten Album veröffentlicht hat. (s.u.)
- Iman Spaargaren
Iman ist in den Niederlanden ein wichtiger Akteur in der Jazzszene. Er spielt TenorSax und Bassklarinette, er arrangiert und komponiert. In den letzten Jahren war er mit vielen Bands unterwegs wie Undercurrent Orchestra, EyeMan All Stars, StarkLinnemann Quartet, Thelonious4 und seinem nach ihm benannten Quartet & Septet. In diesem Zusammenhang hat er einige Alben veröffentlicht. Iman ist vielseitig, mal spielt er ruhig und sehr melodisch, dann wieder erinnert er mit seinen langen schnellen Läufen an Charlie Parker.
Sly Fly der Eyeman All Stars
- CD EyeMan All Stars: Sly Fly
Nach Sly Fly ist das Album benannt, das im letzten Jahr erschien. Iman spielt im Quartett mit Dirk Balthaus (Fender Rhodes & piano), Hendrik Müller (Bass) und Efraim Schulz-Wackerbarth (drums), also in der gleichen Instrumenten-Konstellation wie heute Abend. Auch Monsieur Toubab findet sich auf dieser CD neben sechs weiteren Stücken.
Die Studioaufnahmen klingen sehr professionell, klar dass das nicht so klingt wie beim Live-Auftritt im Tatort. Der Sound ist anders, weil die Musiker ihre eigenen Spielweisen haben, aber auch weil der Pianist auch Fender Rhodes spielt. Bei Circonflex klingt das schon fast wie eine Gitarre.
Ein super Konzert, ein super Album! Iman Spaargaren hat in Deutschland mehr Beachtung verdient!
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Imans homepage
Album Sly Fly