Ideenreicher Tastenfuchs
Jacky Terrasson & WDR Big Band beim Klavier-Festival Ruhr
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Christoph Giese
Mit Orchestern hat Jacky Terrasson bislang kaum zusammengespielt. Mit der WDR Big Band überhaupt noch nie. Das Klavier-Festival Ruhr brachte den renommierten franko-amerikanischen Pianisten jetzt mit dem Kölner Vorzeige-Jazzensemble zusammen. Das Ergebnis konnte sich im LWL-Industriemuseum Henrichshütte hören lassen.
Darauf durfte man zuvor aber auch hoffen. Bei einem so großartigen Chefdirigenten und Arrangeur wie Michael Abene, der die Zusammenarbeit mit der WDR Big Band nach zehn fruchtbaren und überaus spannenden Jahren und preisgekrönten Projekten nun beenden wird. Am 27. Juni verabschiedet sich der fast 72-Jährige New Yorker mit einem Konzert unter dem Titel "Abene´s Personal Selection" im Kölner Stadtgarten.
Für das Konzert in Hattingen hatte Jacky Terrasson seine "persönliche Auswahl" von Liedern aus seinem Repertoire zu Abene geschickt, der dann die Arrangements für die große Besetzung schrieb.
Opulent orchestriert klingt da die Ballade "Mother" und verwöhnt mit ihren satten Klangbildern. Und auch so manch andere Stücke aus Terrassons Feder wie "Little Red Ribbon" oder "Baby Plum", welche man bisher nur im kleinen Format gespielt kannte, gewinnen durch die Arrangements von Michael Abene noch an Facetten.
Die WDR Big Band setzt wie gewohnt starke solistische Akzente. Dennoch bleibt der Stargast an diesem Abend sie prägnante Figur. Jacky Terrasson brilliert mit seinen Läufen auf dem Konzertflügel und bringt lässigen Grovve in die Musik, wenn er sich zwischendurch ans Fender Rhodes E-Piano setzt.
Wie gut der Mann zudem im Solospiel und kreieren von aberwitzigen Medleys ist, zeigt Terrasson dann in seiner Version von Juan Tizols Klassiker "Caravan". Bewundernd schauen die Bigband-Musiker zu, wie Jacky Terrasson einen Strudel an Ideen miteinander verknüpft, zwischendrin ein romantisches Interlude einbaut, um sich dann wieder allmählich zum Ausgangsthema zurückzuspielen.
Bei aller Virtuosität und Brillianz und bei allen Einfällen, die ihm so kommen - die Musik von Jacky Terrasson ist nie bloßes Zurschaustellen von Handwerk und Können. Was übrigens auch für die WDR Big Band und ihren scheidenden Dirigenten gilt.