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Ideen formulieren

Das Stefan Zimmer Orchester in der Altstadt-Schmiede

Recklinghausen, 22.02.2014
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Ingo Marmulla

Das Ausformulieren musikalischer Ideen ist die Leidenschaft des Kölners Stefan Zimmer – also reizt ihm am Jazz vor allem das Kompositorische. Der Flügelhornist und Trompeter hat sich daher dem Studienfach Jazzkomposition verschrieben. Und da jedes Studium Praxis braucht, erfolgte schon im ersten Semester eine Bandgründung. Jetzt visiert das Stefan Zimmer Orchester die erste eigene CD-Produktion an. Und der Auftritt der Kölner im Rahmen der Jazzessions in der Altstadtschmiede war eine gute Lektion in Sachen früher Ausdrucksreife junger, bestens geförderter Musiker. Denn Bassist Alexander Dawo ist gerade erst 19 und der allgemeine Altersdurchschnitt der Band ist kaum höher. Da ist der Bandleader Zimmer mit seinen 28 schon ein alter Hase im Geschäft - und der weiß, was er will. Auf dem Podium, wo es mit acht Musikern schon reichlich eng zugeht, gibt er mit dezenter Geste die Einsätze, behält den Überblick und greift zwischendurch immer wieder mit eigenen solistischen Statements ein. Die Band spielt wie eine gut gehölte Maschine. Die komplexen Arrangements setzten Farben frei, die durchaus mal an Gil Evans oder Vince Mendoza erinnern wollen. Zimmer hat nichts weniger als das große Ganze im Blick, deswegen notiert er alles bis ins letzte Detail. Treibmittel sind starke Rhythmen und ostinate Bassfiguren, über die erheben sich Chorusse und produzieren trickreich gesetzte Changes deutliche Farbwechsel. Und wo die geschriebenen Noten enden, nämlich in den solistischen Parts, reichen sich die Spieler in lebendigem Wechsel das Staffelholz immer weiter. Jazz ist vor allem die hohe Kunst, Instrumente zu beherrschen – es lässt staunen, welche Ausdrucksstärke bereits diese Nachwuchs-Spieler auf ihren Instrumenten erreichen. Allein schon der Pianist Felix Hauptmann setzt hier ein Feuerwerk aus Ideen frei. Nicht ganz perfekt ist manchmal die Intonation bei den dichten Arrangements, aber das mag der räumlichen Situation geschuldet sein. Dass bei dieser spielerischen Dichte mit gleich fünf Hörnern plus Bass und Rhythmusgrupppe jeder den anderen hört, ist Herausforderung genug. Nach vielen Eigenkompositionen, die stilistisch schon eine kleine Weltreise umspannen, mündet die Band in einer trickreichen Bearbeitung über Coltranes „My Favourite Thing“ in die Zielgerade.

Stefan Zimmer will solche Wege weiter ausbauen. Große Pläne hat er genug: Für seine Abschlussprüfung schwebt ihm eine Gruppenkomposition vor. Hierbei sollen mehrere Instrumentengruppen in Dialog miteinander treten, während sich das Publikum mittendrin zwischen den Musikern im Zuschauerraum befindet. Man darf gespannt sein. Aktuell will er das Komponierte mit seiner Band immer mehr auf Liveauftritten reifen lassen - dabei lässt er sich auch nicht von gewissen Schwierigkeiten unterkriegen, wenn es darum geht an Auftrittsmöglichkeiten zu kommen, was mit so einer vergleichsweise großen Besetzung nicht immer einfach ist.

Während unseres Gesprächs geht es derweil auf der Bühne der Altstadtschmiede weiter. In kleiner Besetzung interagieren einige Musiker aus dem Oktett mit Gästen, die ihre Instrumente dabei haben. Jazz funktioniert ja wie ein gemeinsames Vokabular, um sich spontan und spielerisch aufeinander einzulassen. Die Jazz-Session in der Altstadtschmiede ist diesbezüglich eine „uralte“ Institution. Von der Jazzinitiave betreut und gepflegt, geben wechselnde Musiker oder Bands den Start vor – später folgt der improvisatorische Teil mit Gästen. Ingo Marmulla hat selbst schon in den 1970er Jahren bei dieser Jazzsession mitgespielt. Und es geht immer weiter und man braucht sich noch nichtmals die Termine aufschreiben, „jeden Donnerstag“ kann sich schließlich jeder merken.
„Generationenübergreifenden“ Modern Jazz verspricht die kommende Ausgabe am 27.2.:
Vor einem Jahr waren Vater und Sohn Zinsius bereits in der Altstadtschmiede zu Gast. Bernd Zinsius und Ingo Marmulla , beide Sideman von Benny Bailey und anderen Jazzgrößen spielen mit dem jüngsten Familienmitglied Carl Zinsius, der mittlerweile in Maastricht Schlagzeug studiert sowie mit dem Onkel desselben - mit niemand anderem, als Professor Thomas Hufschmidt aus Essen.

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