I Have A Dream
Anke Helfrich Trio
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Die Pianistin Anke Helfrich tourt mit ihrem Trio durch Deutschland, mit ihrer bei Enja erschienen CD Dedication im Gepäck. Ein Konzert findet im Savoy Theater Düsseldorf statt.
Anke Helfrich hat in Hilversum studiert und nach ihrem exzellenten Abschluss ihre Studien in New York bei Larry Goldings fortgesetzt. Sie hat zusammen mit Roy Haregrove eine CD aufgenommen und mit vielen bekannten Musikern zusammengearbeitet. Helfrich ist seit 1999 Dozentin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim und seit 2011 am Dr. Hoch`s Konservatorium Frankfurt.
An ihrer Seite sind der in New York lebende Martin Wind am Bass und der in Köln lebende Schlagzeuger Jens Düppe .
Martin Wind hat in Köln Kontrabass studiert, gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Bujazzo unter Peter Herbolzheimer. Er hat 1998 in New York seinen Master in Jazzcomposition and Performance gemacht und ist seit 1997 Dozent an der der New York University. Martin Wind hat mit vielen Jazzgrößen, wie Monty Alexander, Pat Metheny, Slide Hampton Mike Brecker, Randy Brecker, Phil Woods, Johnny Griffin, Mike Stern, Benny Golson oder Mulgrew Miller zusammen gespielt. Mit seiner Band “Dreiklang“ hat er eine CD beim Blue Note Label veröffentlicht. Daneben ist er ein vielbeschäftigter Komponist.
Jens Düppe studierte in Weimar und Amsterdam Schlagzeug, war ebenfalls Mitglied des Bujazzo und von 2006-2008 Schlagzeugdozent des Bujazzo. Arbeitsaufenthalte in New York. Mit seinem Quartett hat er 2016 die vielbeachtete CD Anima herausgebracht. Seit einigen Jahren beschreitet er mit seiner Reihe “Kommunikation 9“ neue experimentelle Wege in Zusammenarbeit mit bildenden Künstlern, Tänzern und Literaten. Aber er ist nicht nur ein erfolgreicher Leader und Komponistsondern auch ein gefragter Sideman, der mit Albert Mangelsdorf, Wolfgang Dauner, Matthias Schriefl, Markus Stockhausen , Maria Schneider, Lee Konitz, Ack van Royen, Charly Mariano u.a. zusammen konzertiert hat.
Das Anke Helfrich Trio spielt Stücke aus der CD Dedication, die Widmungen gelten nicht nur Musikern, wie Thelonious Monk oder Larry Golding, sondern auch großen Menschenrechtsaktivisten wie Nelson Mandela oder Martin Luther King.
Das Stück Inviktus ist nach einem Gedicht benannt, das Mandela in der Zeit seiner Gefangenschaft viel Kraft gab. Es ist auch der Titel eines Films von Clint Eastwood über Nelson Mandela. Anke Helfrich hat ihre Jugend in Namibia verbracht, wo ihre Eltern sich gegen Apartheid engagierten. So war Nelson Mandela für sie eine Person, die sie seit jungen Jahren begleitete. Sie hat das Gedicht in ihre Komposition eingewoben und spricht die Textzeilen. Jens Düppe schlägt dazu einen Beat, der an afrikanische Trommeln erinnert. Chan`s Song von Herbie Hancock stammt aus dem Film “Round Midnight“. Zu Beginn des Stücks werden Meeresgeräusche und Möwen eingespielt. Martin Wind spielt hier sehr eindrucksvolle Basslinien. Besonders zum Zuge kommt der Bassist aber im Stück Sehnsucht.
Er beginnt mit einem perkussiven Bass und benutzt dabei seine Wasserflasche als Schlaginstrument. Dann setzt er den Bogen ein. Nicht nur bei diesem langen Intro zeigt Martin Wind sein herausragendes Bassspiel, sein großartiges Spiel zieht sich durch das ganze Konzert.
Dasselbe lässt sich von Jens Düppe sagen, der einige phantasievolle Soli spielt, aber dessen Spiel auf den Punkt sich ebenfalls durch das ganze Konzert fortsetzt. Das glänzende Zusammenspiel mit der Pianistin und dem Bassisten führen immer wieder zu anrührenden Duetten. Anke Helfrich spielt virtuos Piano und ist in ihren Stücken eine große Erzählerin. Ein sehr schönes Stück ist die Ballade Sagrada Familia, es ist nicht etwa Gaudi gewidmet, sondern ihrer Familie. Da viele Widmungen an Männer gehen, hat sie im Konzert Sagrada Familia den starken Frauen in ihrer Familie gewidmet. Bei dem Stück Aspettame, das ihrem Sehnsuchtsland Italien gewidmet ist, setzt sie ein Harmonium ein und spielt darauf eine kleine italienische Volksmelodie, die in ihre Komposition eingewoben ist.
Besonders beeindruckend ist das letzte Stück The Prize, das eine Vertonung von Martin Luther Kings berühmter Rede „I Have a Dream“ ist.
Martin Wind leitet den Song mit einer funkigen Bassfigur ein und das Piano spielt eine soulige Begleitung dazu.
Anke Helfrich hat die Sprachmelodie dieser berühmten Rede genau transkribiert und dann mit den nun hörbaren Melodielinien die Rede unterlegt. Nun klingen Martin Luther Kings Worte wie ein Spiritual. Dies entfaltet eine ganz besondere Stimmung, der sich auch das Publikum in Düsseldorf nicht entziehen kann.
Beeindruckend ist die zentrale Passage „I Have A Dream“, bei der die Band den Rhythmus der Rede aufnimmt und so deren Wirkung noch verstärkt.
Es gibt viel Beifall und als Zugabe spielt das Trio Song for Larry – dem Pianisten Larry Goldings, einer der Lehrer Helfrichs gewidmet.
Das Trio hat im Düsseldorfer Savoy Teather vor einem mehrheitlich jazzfremden Publikum gespielt. Trotz aller Modernität und Virtuosität, sind die Stücke eingängig und werden von Anke Helfrich mit viel Humor und Wärme moderiert. Kein leichtes Konzert vor einem Publikum, das sich Abonnenten der Volksbühne und anderen Theaterbesuchern zusammensetzte. Es war kein Heimspiel für ein anspruchsvolles Jazztrio, aber Anke Helfrich, Martin Wild und Jens Düppe haben es geschafft, ihre Musik dem Publikum nahezubringen. Niemand ist während der Pause gegangen, wie es bei Abo Konzerten nicht unüblich ist, alle wollten das Trio bis zum Schluss hören. Ein „Stück Missionsarbeit“ wie Jens Düppe sagt.
Weitere Termine und Infos: