Hypnotischer Sound im Urania Theater Köln
Rodrigo Lopez Klingenfuss mit FOXL
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Es ist der erste Tag im März an dem es abends draußen noch warm ist. Die Straßen im Köln-Ehrenfelder Kiez sind voll mit Menschen, die zusammenstehen, draußen sitzen, essen, trinken, miteinander reden und lachen. Super Stimmung, keiner will irgendwo nach drinnen. Trotzdem ist das Urania Theater richtig gut besucht, es spielt die Band von Rodrigo Lopez Klingenfuss: FOXL. Dabei hat FOXL schon im Januar im LOFT, das im selben Stadtteil liegt, gespielt. Das Publikum besteht in der großen Mehrzahl aus jüngern Leuten plus/minus 30 Jahre. Ein Wunschtraum für viele Jazzveranstalter.
Die Gruppe hat nicht nur einen Hundenamen, sondern auch einen Musiker mit Hundemaske auf der Bühne.
FOXL ist eine ungewöhnliche Band, die sich kaum in irgendeine Schublade einsortieren lässt.
Schon die Besetzung ist nicht alltäglich, mit drei E-Gitarren – Rodrigo Lopez Klingenfuss, José Diaz de León und Dirk Bell. Stefan Berger bedient den E-Bass, Christian Lorenzen sitzt am Synthesizer und Thomas Wörle am Schlagzeug. Alle Musiker sind Teil der Kölner Szene und spielen in vielen unterschiedlichen Formationen von Jazz bis Tango, von Gypsy Swing bis zu experimenteller Improvisation.
Für das Konzert im Urania Theater ist der Jazz- und Improvisationsmusiker Leonard Huhn, über den wir schon mehrfach berichtet haben, am elektronisch bearbeiteten Altsaxophon Gast. Er ist es auch, der zu Beginn, bevor er selbst spielt, die Hundemaske trägt.
Bandgründer Rodrigo Lopez Klingenfuss ist in Argentinien geboren und lebt seit 2005 in Köln, wo er Komposition, Dirigieren und Chorleitung studiert hat. Er ist Mitglied im Ensemble Garage und hat 2008 das Künstlerkollektiv gRoBA gegründet.
Das erste Stück des Konzertes ist Strawinskys Sacre Du Printemps von Klingenfuss bearbeitet. Das Eingangsmotiv spielt der Synthesizer, dann schrammen die Gitarren hinein und die Rhythmusgruppe setzt ein. Ein jazzrockiger Strawinsky mit hohem Wiedererkennungswert.
Die anderen Stücke der Band sind von ihm geschrieben. Seine Kompositionen speisen sich aus Jazz, Neuer Musik und Rock. Fast alle Stücke sind aus der aktuellen CD Underlude. Die einzelnen Stücke haben alle ihre ganz eigene Dynamik und oft entfalten sie sich erst langsam.
So startet das Stück Ballade/Fragment mit Synthesizer Klängen und dem elektronisch verfremdeten Saxophon von Leonard Huhn, es entstehen Rauschen und sphärische lange gehaltene Töne, dann kommen die Gitarren hinzu und bringen ein rockiges Riff ein und mit einer langen Phase elektronischer Klänge klingt das Stück aus. Die Kompositionen von Rodrigo Lopez Klingenfuss sind oft von Linguistik und Literatur beeinflusst. So sind die beiden Stücke Babuquin und Euphemia nach der männlichen und weiblichen Hauptfigur des surrealistischen Romans Babuquin (1912) von Carl Einstein benannt. Zwei Reclamhefte dieses Romans wirft Klingenfuss auch den Interessierten im Publikum zu.
Durch besondere Phasen mit repetitiven Klangmustern, die leicht variiert werden, ähnlich der Minimalmusic, erzeugt Klingenfuss einen hypnotischen Sound, von enormer Dichte. Drei Gitarren, Bass, Synthesizer, Saxophon mit Elektronik und Schlagzeug, entfalten einen nahezu psychedelischen Klangteppich. Einiges erinnert an experimentellen Krautrock.
Im Stück You – Overlude kommt Julia Zech als Gastsängerin auf die Bühne. Sie singt in die lang gehaltenen Töne der Instrumente hinein. Julia Zech ist Sängerin, Pianistin, Gitarristin und Banjospielerin in den Formationen Fierie Flowers, Black & Jules und Lighning Jules, wo sie Chanson, Bluegrass, Folk, Country und Alternativ singt und spielt.
Mit Free-to, einem neuen Stück, dass nicht auf der CD ist endet das Konzert im Urania Theater. Heftiger Beifall, das Publikum ist äußerst angetan von der FOXL Musik. Rodrigo Lopez Klingenfuss und FOXL mit seinen hervorragenden Musikern spielen anspruchsvolle experimentelle Musik, mit rockigen, jazzigen und elektronischen Anteilen und entwickelt einen hypnotischen Sound, der die Zuhörenden in die Musik hineinzieht. Well done.
http://www.foxl-band.de/