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Hypnose und Präzision

LBT bot akustischen Techno vom Feinsten

Herten, 01.02.2023
TEXT: Stefan Pieper | FOTO: Stefan Pieper

Das LEO Betzl Trio kam in die Schwarzkaue zu einem Gastpiel bei FineArtJazz zurück, und holte viele Zuhörende von den Stühlen – demonstriert wurde dabei auch ein neues Stadium von künstlerischer Weiterentwicklung.

Die Neuauflage eines Konzertes mit einer bereits bekannten Band birgt immer die Chance, an einer künstlerischen Weiterentwicklung teilnehmen zu können. Das Leo-Betzl-Trio, kurz LBT genannt ließ bei seinem zweiten Konzert im Rahmen der FineArtJazz-Reihe keine Wünsche offen. Fazit: Die drei Münchener haben anscheinend ihr Portfolio aufgeräumt, wie man das heute wohl nennen würde. Will sagen: Jazz und Techno, die beiden künstlerischen Stränge der drei Musiker, sind aktuelle eher voneinander getrennt, um jeweils mehr in die Tiefe gehen zu können.

In der ehemaligen Zechen-Waschkaue ging es auf jeden Fall um das Zweite – und wie! Der akustische Bass von Maximilian Hirning, das Klavier, was Leo Betzl bevorzugt – aber keineswegs ausschließlich – als Perkussionsinstrument zum Einsatz bringt und das Schlagzeug, welches Sebastian Wolfgruber um allerhand Metalelemente, unter anderem eine alte Fahrradfelge erweitert – all dies birgt unzählige, sinnliche Möglichkeiten, Sound zu kreieren und hypnotisch zu verdichten. Im Techno läuft sowas vor allem über Drumcomputer und Geräuschsamples – wenn sich jetzt so hochbegabte Jazzer wie die drei auf dieser Abenteuer einlassen, entsteht ein neuer Effektreichtum, der auch ganz viel mit Improvisation zu tun hat.

Versenkung in den Flow

Beim vorigen Konzert kontrastierten sie mehr die musikalischen Verfahren, ließen aus Viererbeat-Strukturen auch immer mal jazzige Exkurse hervorgehen- auch das war spannend und aufschlussreich, um die eigene künstlerische Philosophie dahinter offen zu legen. Bei der Neuauflage nun, ziehen sie ihr Ding kompromissloser durch. Um maximale Versenkung in den hypnotischen Flow geht es in der Schwarzkaue.

Mächtige, repetierte Texturen werden in Klaviertasten, in alle verfügbaren Schlaginstrumente und vor allem auch die Kontrasbass-Saiten hineingezimmert. Dass Maximilian Hirnings Finger nicht irgendwann glühen, ist allein schon ein Wunder (Hirnig ist ohnehin der „Mastermind“ in Sachen Techno-Ästhetik, verrät Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber hinterher im Gespräch). Mit Bogen gestrichen, erzeugt der Kontrabass auch psychedelische Klangflächen, die manchmal wie gellende Schreie von Geisterstimmen wirken. Das alles gleichzeitig auf dichtem Level abzurufen, muss spieltechnisch Schwerstarbeit sein. Derweil Leo Betzl die Klaviertöne oft abdämpft, dass dieser verschluckte, perkussive Ton heraus kommt. Aber es gibt auch immer lyrische Farbtupfer oben drüber, während Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber die Bassdrum arbeiten lässt, Akzente, Klangeffekte und dramaturgische Steigerungsmomente erzeugt, wo es gerade passt. Mit akustischen Instrumenten dem Timing programmierter Musik zu entsprechen - allein das setzt höchste Instrumentenbeherrschung und Interaktion voraus. Eben das, wodurch sich echte Jazzer auszeichnen.

Immer mehr Zuhörende hat es längst von den Stühlen gezogen - schön, dass die Schwarzkaue auch genug Raum für spontane Tanz-Aktivitäten bietet. Für den warmen, dankbaren Beifall bedankten die LBTs sich mit einer weiteren, fetten Zugabe – hier kommt ein weiteres Gimick zum Einsatz: Pianist LEO Betzl hat sich aus Plastikrohren aus dem Baumakrt eine Art Röhrentommel-Set, wo aber jedes Rohr, vielleicht so ähnlich wie bei einem Gamelan oder einer Tabla, eine klar definierte Tonhähe hat. Das erzeugt eine neue, faszinierende Facette. Und hat, angesichts des immensen Aufwandes, den die Abstimmung dieser einstigen Baumarkt-Artikel auf das jeweilige harmonische Setting, auch wieder ganz viel mit Präzision zu tun, die in gutem Techno mit überzeugendem Kunstfaktor alles ist.

Auf ihrem neuen Album geben sie sich als Jazzer

Nach dem Konzert überreichen die drei ihre neue CD Abstrakt – hier sind Leo Betzl, Maximilian Hirnig und Sebastian Wolfgruber wieder als ganz „klassisches“, als zeitgenössisches Jazz-Klaviertrio zu erleben. Dass hier drei Musiker in identischer Besetzung zwei stilistisch komplett unabhängige Bands hervorbringen – auch das ist phänomenal bei LBT.

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