Bild für Beitrag: Hymnisches Saxofon | Stimmungsvolles Doppelkonzert im Bonner Münster
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Hymnisches Saxofon

Stimmungsvolles Doppelkonzert im Bonner Münster

Bonn, 09.12.2023
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Heike Fischer

Der Bonner Münster war am Vorabend des 1. Advents bis zum letzten Platz gefüllt, aber es war kein Adventsgottesdienst sondern ein stimmungsvolles Jazz Doppelkonzert in intimer Duobesetzung. Im ersten Konzert des Abends spielte der Saxofonist Peter Materna , künstlerischer Leiter des Jazzfest Bonn, im Duo mit der in Deutschland lebenden russischen Pianistin Olga Reznichenko und im zweiten Teil spielte der norwegische Pianist Helge Lien zusammen mit dem Gitarristen Knut Hem an der Weissenborn und Dobro Guitar, beides akustische Lapsteel Gitarren.

HYMNISCHES SAXOFON IM KIRCHENRAUM

Ein Duo ist etwas sehr intimes in der Musik und wenn die beiden Musizierenden wirklich miteinander und nicht nebeneinander spielen, dann kann es etwas sehr Berührendes sein. Peter Materna , der hauptsächlich Sopransaxofon spielte und Olga Reznichenko am Flügel haben gegenseitig aufeinander gehört, sind aufeinander eingegangen und schufen einfühlsame Jazz Kammermusik. Das Programm bestand aus sechs Stücken, die Hälfte davon waren Kompositionen von Peter Materna und die anderen drei waren Jazz Klassiker von Cole Porter, Tadd Dameron und Sigmund Romberg. Die Duo Besetzung und das Programm mit lyrischen Stücken erwiesen sich als gute Wahl, da so der starke Hall im Bonner Münster mit in die Musik integriert werden konnte, ohne das ein Klangbrei entstand. Einige Soli von Peter Materna auf dem Sopransaxofan bekamen dadurch fast etwas Hymnisches. Die junge Olga Reznichenko erwies sich als herausragende Pianistin und verstand es wunderbar auf Peter Materna einzugehen. Wir dürfen uns schon auf das Konzert des Olga Reznichenko Trios am 30. April 2024 im Pantheon in Bonn-Beul freuen.

KLANGREISE DURCH DIE WEITE LANDSCHAFT NORWEGENS

Der Pianist Helge Lien, stand schon lange auf der Wunschliste von Peter Materna . Das Jazzpodium bezeichnete als „norwegischen Piano Poeten“. Diesem Ruf wurde er auf dem Konzert im Münster gerecht. War es im ersten Konzert, das Saxofon von Peter Materna , das wie Gesang durch den Kirchenraum klang, so war es im zweiten Konzert Knut Hem, der seine akustischen Lapsteel Gitarren singen ließ. Die Lapsteel Gitarre wird, wie der Name es schon sagt, auf dem Schoß mit Botleneck oder Slide gespielt. Knut Hem benutzte zu erst eine Weissenborn Gitarre, die in den 20er Jahren in Deutschland entwickelt wurde und wechselte dann zu einer ebenfalls akustischen Dobro Gitarre. Beide Gitarren wurden ursprünglich in der Hawaii Musik eingesetzt, bzw. fanden dann ihren Weg in die amerikanische Bluegrass Musik, in der Knut Hem auch sehr aktiv ist. Auf dem Konzert im Münster spielten die beiden bis auf ein Stück lauter Eigenkompositionen von Helge Lien und Knut Hem. Wobei Helge Lien wunderbar die Gitarrenmelodien umspielte oder mit seinen Soli starke Akzente setzte. Die beiden Musiker entführten das Publikum auf eine traumhafte Klangreise. Einige Stücke waren von Americana Music geprägt und man fühlte sich in endlose Prärielandschaften versetzt, vielfach jedoch waren es norwegische Volksweisen die durchschimmerten und ein Gefühl der unendlicher Weite der skandinavischen Landschaft aufkommen ließen. Zum Abschluss gab es mit “Es ist ein Ros´ entsprungen“ noch ein Weihnachtslied. Auch dieses Konzert machte Lust auf das Bonner Jazzfest, auf dem das Helge Lien Trio, allerdings mit Kontrabass und Schlagzeug, ebenfalls im Pantheon spielen wird, am 26. April 2024.

JAHRE JAZZFEST BONN - PROGRAMM MIT GROßARTIGEN MUSIKER*INNEN

Dieses Konzert im Bonner Münster bildete den Auftakt zum Vorverkauf für das Jazzfest Bonn 2024. Peter Materna hat unter dem Titel: “Blick in die Zukunft der improvisierten Musik" ein vielfältiges, spannendes und hochkarätiges Programm für das Jazzfest zusammengestellt. Die jungen aufstrebenden und manchmal Genre sprengenden Musikerinnen Olga Reznichenko, Mirna Bogdanovic, Cymin Samawatie und Sera Kalo sind ebenso im Programm wie etablierte Größen wie Julia Hülsmann, Julia Kadel, Iiro Rantala, Lisa Wulff, Monika Roscher mit ihrer Big Band oder der Sänger Thomas Quasthoff. Aber auch weitere internationale Gäste sind wieder im Programm: Rebecca Bakken, Linda May Han Oh, Lars Danielsson, Makiko Hirabayashi und Harold López-Nussa. Zum Jubileumskonzert am 15. Juni im Opernhaus wird Weltstar Ute Lemper auftreten. Und wie in all den Jahren wird die spannende Musik an besonderen Spielorten dargeboten, vom Pantheon Theater, über das Beethoven Haus bis zum Post Tower. Der Vorverkauf hat begonnen, es lohnt sich die Karten früh zu besorgen, viele Konzerte sind sehr schnell ausverkauft.

Programm und Karten unter: www.jazzfest-bonn.de

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