HIndol Deb - Metamorphosis
Jazz trifft auf Indische Ragas
TEXT: Uwe Bräutigam | FOTO: Uwe Bräutigam
Der junge Sitarspieler Hindol Deb aus Bengalen, der seit vier Jahren in Köln lebt, will mit seiner Band musikalische Metamorphosen gestalten.
Verwandlungen als Thema der Mythologie, wie wir sie von Ovid kennen, gibt es nicht nur im europäischen Kulturraum. Auch die indische Götterwelt ist reich an fantastischen Metamorphosen. Götter verwandeln sich in bezaubernde Frauen, Weise verwandeln sich in Gazellen und Gott Shiva verwandelt sich sogar in einen Hund.
Hindol Deb will indische und westliche Tradition in der Musik miteinander verbinden bzw. zu etwas Neuem verwandeln.
In Köln hat die Verbindung von indischer Musik und Jazz eine lange Tradition. Pioniere waren der in Köln lebende amerikanische Saxophonist Charly Mariano und der aus Südindien stammende Perkussionist Ramesh Shotham . Nun fügt Hindol Deb dieser Tradition neue Akzente hinzu. Er ist Sitarspieler mit Ausbildung in klassischer Nordindischer Musik und hat sich seit einigen Jahren mit Jazz beschäftigt. In seinen Kompositionen integriert er Jazz und indische Ragas so gekonnt miteinander, das er beiden Musikgenres gerecht wird und sie zusammen funktionieren, als sei die Sitar schon immer ein Jazzinstrument gewesen.
Dazu hat er sich für seine Band hervorragende Musiker aus der Kölner Szene geholt. Clemens Orth am Klavier, Reza Askari am Bass und Jan Philipp am Schlagzeug und als besondere Gäste sind Falk Grieffenhagen am Saxophon und Tamara Lukasheva Gesang dabei.
Hindol Deb eröffnet das Konzert mit Gesang und dem Stück Desertcloud. Hindol Deb ist ein virtuoser Sitarspieler, aber seine Kompositionen geben den Musikern seiner Band viel Raum. Hier spielen vier Musiker auf Augenhöhe und formen gemeinsam die Musik.
Clemens Orth spielt großartige Improvisationen, bei denen nicht nur das publikum, sondern auch die Bandmitglieder gebannt auf seinen Flügel schauen. Orth spielt ein langes Intro zum Stück Five Four. Er führt das Thema des Stückes ein und improvisiert wunderbar darüber. Ein einfacher Titel hinter dem sich ein polyrhythmisches Stück mit 5/4 und 5/5 verbirgt. Überhaupt sind ungewöhnliche Taktzahlen typisch für die Musik von Hindol Deb.
Frank Grieffenhagen kommt zum Stück Summer in Santorini mit seinem Tenorsaxophon auf die Bühne. Seine ersten Soli haben einen klagenden Klang, der an die kretische Lyra erinnert. Im weiteren Verlauf des Stückes spielt er noch weitere herausragende Soli. Auch Reza Askari spielt ein spannendes Basssolo. Diese Beispiele zeigen schon, dass nicht nur die virtuosen Sitar Soli von Hindol Deb im Mittelpunkt stehen, sondern alle Musiker großartige Soli beitragen und vor allem einen exzellenten Ensembleklang mitkreieren. Das zieht sich durch das ganze Konzert, ob es sich um das minimalistische Stück Offering handelt, das Stück Silent Cry On An Unknown Voyage oder um Kedarnath, komponiert nach dem gleichnamigen Raga. Alle Kompositionen, sind darauf angelegt, das ein Gruppensound entsteht in dem die einzelnen Stimmen Raum haben sich zu entfalten.
In den beiden letztgenannten Stücken kommt als zweiter Gast des Abends, die Sängerin Tamara Lukasheva dazu. Tamara singt die Melodielinien oder scattet den Rhythmus, alles ohne Worte. Sie setzt ihre Stimme meisterhaft wie ein weiteres Begleitinstrument ein und bringt so neue Klangfarben in die Musik.
Das Publikum im gutgefüllten LOFT ist begeistert und spendet kräftigen Beifall. Bei der Zugabe sind dann beide Gäste, Tamara Lukasheva und Falk Grieffenhagen, gleichzeitig auf der Bühne und bereichern den Sound der Band. Auch Clemens Orth spielt noch ein letztes großartiges Solo. Ein sehr gelungenes außergewöhnliches Konzert. Ein echtes Highlight.
Hindol Deb ist eine wirkliche Bereicherung für die Kölner Szene und man kann sich nur wünschen, das er weiter in der Stadt bleibt und mit solch großartigen Musikern zusammen spielt.
Hier der Bericht über das Master Konzert von Hindol Deb:
https://www.nrwjazz.net/jazzreports/2019/Hindol_Deb_Masterkonzert_im_Loft/