Heißer Jazz bei großer Hitze
25. Malta Jazz Festival
TEXT: Christoph Giese | FOTO: Joe Smith
Wenn der Malteser schon stöhnt wegen hoher Temperaturen, dann ist es wirklich heiß auf der von der Sonne so verwöhnten Mittelmeerinsel unterhalb Siziliens. Beim diesjährigen, 25. „Malta Jazz Festival“ war es nicht nur tagsüber so richtig warm, auch
David Binney gab bei seinem Auftritt dann auch einen Kommentar zur maltesischen Hitze ab. Eine Tour in Serbien brachte den US-Altsaxofonisten mit dem jungen serbischen Drummer Pedja Milutinovic zusammen. Der stellte Binney dann gleich noch seinen noch jüngeren Landsmann, den Bassisten und Pianisten Pera Krstajic vor. Das Trio „Avenija“ war geboren, das nun auf Malta seinen ersten größeren Gig spielte. Vielversprechend der Auftakt. Packende elektronische Sounds wabern über die leere Bühne, bis nach und nach die Musiker kommen und einsteigen. Aber was so spannend beginnt, entpuppt sich auf Dauer als letztendlich doch recht konventionelles Trio, das Groove hübsch mit krummen Metren und scheidenden Saxofonlinien garniert. Die vielversprechende Magie vom Konzertbeginn, die war weg.
Pianist Danilo Pérez, Bassist John Patitucci und Schlagzeuger Brian Blade, seit knapp anderthalb Jahrzehnten die Band von Saxofon-Legende Wayne Shorter, touren nun schon eine Weile zwischendurch immer wieder als „Children Of the Light“ Trio. Eine bereits eingespielte CD soll im September erscheinen. Auf Malta hörte man von dreien der klischeebefreitesten Musikern der Jazzszene, dass sie sich auch ohne Wayne Shorter ihren offenen Zugang zu Musik bewahrt haben, einfach gnadenlos gut einander zuhören und spontan aufeinander reagieren können. Auch wenn dieser fantastisch eingespielte Dreier bei seinem Auftritt ein paar Momente dabei hatte, die für diese drei fast schon erschreckend konservativ klangen.
Vor über 40 Jahren hat Pianist Chucho Valdés die Band „Irakere“ gegründet, die Starmusiker wie Arturo Sandoval, Miguel „Angá“ Díaz oder Paquito D´Rivera hervorbrachte. In runderneuerter Besetzung sorgten die Kubaner für einen sehr unterhaltsamen, langen Set, in dem sie unter anderem eindrucksvoll zeigten, wie genial sich bekannte Jazzthemen innerhalb brodelnder afro-kubanischer Rhythmen zitieren lassen. Auch Richard Bona hat mit neuer Band die kubanische Musik im Blick. Als Festivalrausschmeißer hatte Sandro Zerafa mit dem kamerunischen Bassisten und Sänger genau den richtigen Mann verpflichtet. Bonas fünfköpfige Band, mit zwei Bläsern garniert, rührte feine Salsaklänge an, die der Bandleader mit dezent groovenden E-Basslinien und sanftem afrikanischen Gesang hübsch kontrastierte. Eine gelungene, wahrlich afro-kubanische Verbindung, die viel Spaß machte. Und so manchen eher nicht so gelungenen Auftritt des in diesem Jahr aufgrund einer Kooperation mit dem „Commonwealth Heads Of Government Meeting“ (CHOGM) auf Malta im kommenden November viertägigen Festivals fast schon wieder vergessen ließ.